Die digitale Transformation manifestiert sich als Erfolgsfaktor, die Nachhaltigkeitstransformation entwickelt sich zum Zukunftsfaktor. Beide Transformationen bedeuten für Unternehmen massive Veränderungsprozesse. Accenture und die Industriellenvereinigung (IV) haben in einer aktuellen Studie „Digitale Dividende 2023“ Status quo und Potenziale der Digitalisierungs- und der Nachhaltigkeitstransformation analysiert.
„Die beiden großen Veränderungsprozesse werden viel zu wenig gemeinsam gedacht. Die Twin Transformers, die beide Transformationen aktiv vorantreiben, sind die Champions von morgen“, sagt Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich. „Die Nachhaltigkeitstransformation steht am Anfang, aber Österreichs Unternehmen sind in der Nachhaltigkeitstransformation vergleichsweise weit“, betont Christian Helmenstein, Chefökonom Industriellenvereinigung und Professor an der Seeburg Castle University.
„Der Digitalisierungsboost, den wir in den Jahren 2020 und 2021 erlebt hatten, ebbt post-corona ab. Die letzte große Digitalisierungswelle gab es während der Pandemie. Seitdem gibt es keine substanzielle Veränderung des Digitalisierungsgrades österreichischer Unternehmen. 65 Prozent der Betriebe haben einen geringen Digitalisierungsgrad, 32 Prozent einen mittleren und nur 3 Prozent einen hohen. Das sind die digitalen Champions“, sagt Zettel und ergänzt: „Die digitale Transformation ist ein konjunkturunabhängiger Erfolgsgarant. Die digitalen Champions verzeichnen 23 Prozent mehr Umsatzwachstum.“ Die Studie zeigt weiter, dass die Unternehmen vor allem den Fokus auf die Digitalisierung der internen Prozesse legen. „Bei den Schnittstellen zum Markt und zum Kunden besteht noch großes Potenzial, das gehoben werden muss“, so der Accenture Österreich-Geschäftsführer.
25 Prozent haben Digitalisierung im Geschäftsmodell
„Daten und Technologien für die Automatisierung sind vorhanden, sie müssen nur genutzt werden“, erläutert Philipp Krabb, Research Lead Accenture Österreich. 77 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass Daten im IT-System bereitgestellt werden können. 70 Prozent sagen, dass die Schnittstellen verfügbar sind. „Erst 25 Prozent der Unternehmen haben die Digitalisierung im Geschäftsmodell verankert. Somit hat Österreich ein Wachstumspotenzial von 300 Prozent in Bezug auf digitale Geschäftsmodelle“, sagt Krabb und weist darauf hin, dass bei lediglich 26 Prozent der Befragten eine datenbasierte Analyse und Optimierung des Kundenangebots erfolgt. 20 Prozent bieten datenbasierte Produkte und Dienstleistungen. Und erst 13 Prozent haben digital-automatisierte Leistungen für Kunden.
Kunden fordern Digitalisierung und Nachhaltigkeit
„Kundenfokus ist die Priorität Nummer eins unserer Unternehmen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit liegen bei den strategischen Zielen im Mittelfeld. Gleichzeitig wird aber beides von den Kunden eingefordert“, betont Ökonom Helmenstein und erläutert, dass 82 Prozent der heimischen Unternehmen auf der mittleren Nachhaltigkeitstransformationsstufe stehen. „Unsere Unternehmen sind bei der Nachhaltigkeit weiter als in der Digitalisierung“, unterstreicht Helmenstein. 25 Prozent nutzen erneuerbare Energien, 9 Prozent haben nachhaltige Gebäudekonzepte, 7 Prozent eine nachhaltige Produktion. „Die Maßnahmen sind sehr vielfältig. Sie passieren aber hauptsächlich in der Peripherie. Es gibt heute noch wenig Maßnahmen im Unternehmenskern und im Geschäftsmodell“, so der Professor. Als „erfreulich“ bezeichnet Helmenstein die Tatsache, dass „Nachhaltigkeit auf der CEO-Agenda angekommen ist“. „79 Prozent der Unternehmen haben die Nachhaltigkeit auf der obersten Managementebene verankert. Das bedeutet allerdings auch, dass das Thema im operativen Bereich konsequent umgesetzt werden muss“, so Helmenstein.
Konjunkturunabhängige Investitionstreiber
Nachholbedarf sieht Helmenstein in der Verbindung der beiden Transformationen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind beides „konjunkturunabhängige Investitionstreiber“. „Nachhaltigkeit ist nur bei 57 Prozent der befragten Unternehmen ein Teil der Digitalisierungsstrategie“, unterstreicht der IV-Chefökonom und erläutert, dass das Potenzial digitaler Tools für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen nicht ausreichend erkannt und eingesetzt wird.