...die Österreich im vergangenen Jahr beweg(t)en - von tollen Klima-Innovationen bis hin zu revolutionären Fortschritten im Bereich Gesundheitstechnik, Künstlicher Intelligenz und Robotik.
Go Green
(Titelbild)
In Stovstrup in Dänemark entsteht der größte integrierte Energiepark der Welt. Das Projekt »Megaton« soll jährlich über eine Million Tonnen grüne Energie in Form von Wasserstoff und derivaten Brenn- und Treibstoffen produzieren. Die Solar- und Windkraftwerke werden noch vor 2030 in Betrieb genommen und wesentlich zur Erreichung der dänischen Klimaziele beitragen. Die Gesamtinvestitionen betragen rund acht Milliarden Euro. Durch die Ansiedlung ergänzender Unternehmen sollen vor Ort 300 bis 500 Arbeitsplätze entstehen. Der anfallende Aushub wird für den Bau einer hügeligen Insellandschaft verwendet, die den Blick auf den Energiepark abschirmt und die Artenvielfalt fördert.
Kundenservice
Die Stadtwerke Hamm versorgen seit mehr als 150 Jahren die Stadt mit Energie. Um die Anfragen im Kundencenter besser bewältigen zu können, holte man sich Know-how aus Österreich. Die Lösung »Deep Assist« des Wiener Unternehmens Deepsearch ist eine vortrainierte KI für Service-Hotlines. Die Callcenter-Mitarbeiter*innen werden deutlich entlastet, da die künstliche Intelligenz auch umgangssprachliche Ausdrücke der Anrufer*innen versteht und passende Lösungsschritte einleitet.
3D-Mikroskop
Das am AIT Austrian Institute of Technology entwickelte ICI:Microscopy, ein Inline-3D-Mikroskop zur Qualitätsinspektion, wurde von der Fachzeitschrift inVision zur Top-Innovation 2023 gekürt. Die hochauflösende Technologie ermöglicht beispielsweise die Überprüfung von Sicherheitsmerkmalen durch Mikroskopie mit bis zu 60 Millionen 3D-Punkten pro Sekunde und Scangeschwindigkeiten von bis zu zwölf Millimetern pro Sekunde.
Sonnenspeicher
Im Winter mit Sonnenenergie schadstofffrei heizen? Der Mühlviertler Bernhard König arbeitet an einem thermochemischen Speichersystem, das überschüssige Energie im Sommer einsammelt und verlustfrei über Monate speichert, um sie im Winter nutzen zu können. »SoulHeat« wurde 2022 als »Green Project des Jahres« ausgezeichnet. Ein Prototyp wird gerade gebaut, Forschungspartner ist die K1-MET GmbH in Linz. Zielgruppe sind Haushalte in ländlichen Regionen oder Altbauten, wo kein Anschluss an Fernwärme, Wärmepumpen oder Erdspeicher möglich ist, die aber eine umweltfreundliche Alternative zur Ölheizung suchen.
Vernetzte Kleidung
Das steirische Start-up QUS Body Connected entwickelt smarte Trainingsshirts und BHs, die über Sensoren kabellos und sehr exakt Puls, Herzratenvariabilität, Atemfrequenz und Kalorienverbrauch messen. Wer sie zum Sport verwendet, erhält zusätzlich Geodaten. Die Kleidungsstücke aus Polyester-Elastan-Mischgewebe können aber auch im Gesundheitsbereich eingesetzt werden, um etwa Hinweise auf einen Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen. Als eines von zehn österreichischen Unternehmen präsentierte sich QUS am Stand der Wirtschaftskammer auf der CES 2023 in Las Vegas.
Unfall-Simulation
Wissenschafter*innen der IMC Krems entwickeln eine auf Machine Learning basierende Software zur Simulation von Autocrash-Szenarien. Dafür werden in einem Optimierungsprozess mit modernsten Suchalgorithmen neue Verkehrsszenarien mit steigender Gefährlichkeit und Schwere erstellt. Das Projekt ist Teil einer internationalen, von der EU mit vier Millionen Euro geförderten Forschungsarbeit zu Sicherheitsmechanismen für autonome Fahrzeuge. Derzeit gibt es weltweit nur eine öffentlich zugängliche Datenbank, die den Grad der Autonomie von Unfallfahrzeugen aufzeichnet. Die IMC Krems trägt dazu bei, diese Wissensbasis zu verbreitern.
Sauberes Geschirr
Die Unternehmen Medeco Cleantec und Herion Engineering entwickelten in Kooperation mit den Technischen Universitäten München und Dortmund einen Geschirrspüler, der ohne Chemie auskommt. Der Trick: 180 Grad heißer Mikrotrockendampf aus Wasser löst hartnäckigste Flecken und tötet hitzeresistente Bakterien innerhalb von 25 Sekunden ab. Die Idee stammt vom Salzburger Erfinder Fritz Pattis. Nach dem erfolgreichen Bau eines Prototyps werden nun Partner für die Serienproduktion und den Vertrieb gesucht.
Chip-Forschung
Transistoren sind Grundbausteine von mikroelektronischen Chips, die durch die IoT-Anbindung vieler Geräte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Elektrotechnikerin Theresia Knobloch beschäftigt sich in ihrer Forschungsarbeit mit der elektrischen Stabilität von Feldeffekttransistoren (FET). Da die Siliziumtechnologie an ihre physikalischen Grenzen stößt, könnten künftig 2D-Materialien zum Einsatz kommen – Knobloch sucht nach geeigneten Isolatoren. Nach der Promotion sub auspiciis an der TU Wien im November 2022 wurde ihre Dissertation kürzlich mit dem Hannspeter-Winter-Preis ausgezeichnet.
Wasserstoff-Generator
Als erster heimischer Bauträger setzt die SÜBA AG einen mobilen, mit Wasserstoff betriebenen Generator ein. Die innovative Energielösung für die Baubranche wurde von der Firma Test-Fuchs entwickelt und bereits auf Baustellen erfolgreich eingesetzt. Schwere Geräte, die derzeit noch mit Dieselmotoren betrieben werden, arbeiten durch die Umstellung völlig emissionsfrei. Zudem benötigen Wasserstoff-Brennstoffzellen keine Anbindung an das Stromnetz.
Tumordiagnostik
Mittels Radiomics und Deep-Learning-Algorithmen kann eine rasche und präzise Unterscheidung von Tumoren erfolgen, wie eine Studie der Karl-Landsteiner-Privatuniversität belegt. Die individuelle Behandlung der verschiedenen Tumorarten beeinflusst den klinischen Erfolg, ihre klare Differenzierung ist jedoch schwierig. Die Analyse der künstlichen Intelligenz war den Auswertungen der menschlichen Expert*innen in allen wesentlichen Kriterien deutlich überlegen. Das ist umso beeindruckender, da die Sauerstoffwerte zwischen den Tumorarten nicht maßgeblich abweichen – neuronale Netzwerke können dennoch eindeutige Unterschiede erkennen.
Textmaschine
Die KI-Anwendung ChatGPT sorgt für Furore. Das textbasierte Dialogsystem wurde mit riesigen Datenmengen gefüttert und ist in der Lage, schneller als jeder Mensch erstaunlich hochwertige, sinnvolle Texte jeder Art – Hausübungen, Seminararbeiten oder journalistische Berichte – zu erstellen. Aufgrund des großen Ansturms musste Entwickler OpenAI den Zugang bereits beschränken. Hauptfinancier Microsoft will die Zusammenarbeit weiter ausbauen. Der Chatbot ließe sich beispielsweise in Word und Outlook integrieren, einfache Mails könnten bald automatisiert geschrieben und verschickt werden. Doch Algorithmen sind nicht allwissend und können Fakten ungeprüft verbreiten sowie für betrügerische Machenschaften missbraucht werden.
Serviceroboter
Nach den Industriehallen erobern kleine, bewegliche Roboter – sogenannte CobiotX, die mit Menschen interagieren können – die Wirtschaft. Der Serviceroboter Plato der deutsch-französischen United Robotics Group ist zunächst für den Einsatz in der Gastronomie bestimmt, weitere Anwendungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern sind geplant. Für die Steuerung sind keine Fachkenntnisse nötig. Der Cobiot erkennt unerwartete Hindernisse und unterstützt die Mitarbeiter*innen beim Servieren und Abräumen – möglicherweise eine Lösung für den Personalmangel.
(Bilder: GreenGO Energy, AIT, Medeco Cleantec, QUS, C.Mikes, Alexandre Ménard)