Automatisierung von Prozessen, Veränderungen am Arbeitsmarkt und Chancen durch Digitalisierung: Gerlinde Macho, Manfred Pascher und Christoph Kitzler bilden die Geschäftsführung von MP2 IT-Solutions.
Titelbild: Christoph Kitzler, Gerlinde Macho und Manfred Pascher setzen auf lokale Service- und Entwicklungsteams in Zwettl, Wien und Graz mit Unternehmenskunden in ganz Österreich. (Credit: MP2-Repert)
Welche Chancen sehen Sie im Bereich Digitalisierung am Markt? Welchen Bedarf haben Ihre Kunden?
Manfred Pascher: Kurz- und mittelfristig ist für Unternehmen die wichtigste Herausforderung, die Fülle an Tools und IT-Services koordiniert und optimiert einzusetzen. Die Basis – lokal oder in der Cloud – ist ja überall bereits da. Da aber Anwendungen und IT-Infrastrukturen Schritt für Schritt weiter standardisiert und automatisiert werden, müssen diese aufeinander abgestimmt werden.
Ein Beispiel: Die Installation einer CRM-Software für die Verwaltung von Kundendaten bedeutete früher viel manuelle Arbeit. Heute gibt es mächtige, schlanke Werkzeuge mit vielen praktischen Funktionen, die fertig aus der Wolke kommen. Sie müssen trotzdem mit Schnittstellen zu den anderen Systemen in einem Unternehmen angebunden werden. Viele verlassen sich nicht mehr auf eine einheitliche Umgebung für ihre Anwendungen, wie dies zum Beispiel SAP oder Oracle bieten, sondern holen sich die Services von unterschiedlichen Herstellern – je nachdem, welche Applikation gerade dynamischer, besser und günstiger ist.
Im klassischen IT-Infrastrukturbetrieb sehen wir ein weiteres Voranschreiten des flexiblen Arbeitsplatzes – Notebook, Tablet, Smartphone, im Homeoffice oder im Büro. Die Bandbreite an Geräten, über die ein*e Anwender*in verfügt, wird immer größer – und alle müssen von jedem Ort aus sicher auf Services und das Firmennetzwerk zugreifen können.
Christoph Kitzler: Beim Verknüpfen von Anwendungen und Geräten und der Automatisierung von Prozessen erwarten unsere Kund*innen, selbst möglichst geringen Aufwand zu haben. Wir liefern hier auch die Beratungsleistung, um Prozesse zu definieren, und haben den technischen Background, diese Schnittstellen zu schaffen und auch eine Automatisierung in ein System zu bringen.
Welche IT-Prozesse werden zum Beispiel automatisiert?
Kitzler: Vollständig papierlose Prozesse zu schaffen, ist nach wie vor ein Thema in Unternehmen. Immer noch werden Formulare und Dokumente ausgedruckt, ausgefüllt und danach wieder eingescannt – hier unterstützen wir prozesstechnisch und bauen beispielsweise für Kund*innen – im Speziellen im Gesundheitsbereich mit unserem Competence Center Digital Healthcare – Self-Service-Terminals: Patient*innen und Gäste können so selbst Pläne und Kalender zusammenstellen und diese auf einem Signatur-Pad digital unterschreiben. Dazwischen ist kein manueller Akt von Mitarbeiter*innen mehr notwendig.
Welche Faktoren begünstigen den Digitalisierungsgrad von Unternehmen in der Gesundheitsbranche?
Kitzler: Es sind viele verschiedene Gründe. Das fängt bei baulichen Gegebenheiten an und geht über die Altersgruppe der Mitarbeitenden. Wie weit man die Digitalisierung vorantreiben möchte, hängt aber stark vom Management in der Führungsebene und dem Mindset ab.
Welche Herausforderung sehen Sie bei den Anwender*innen, die etwa im Reha-Bereich vielleicht weniger technisch affin sind?
Kitzler: Hier sind entsprechende Schulungen und das Schaffen von Bewusstsein notwendig. Das ist keine Altersfrage: Bei jeder Veränderung müssen Menschen – ob jung oder alt – Ängste genommen werden. Wir bekommen die Rückmeldung aus den Betrieben, dass die Vorteile sehr wohl erkannt werden, die eine Digitalisierung und Automatisierung bringen. Allein das Vermeiden von Doppelerfassungen und ein funktionierender Datenfluss zwischen Abteilungen bringen Zeitersparnis und Erleichterungen für die Menschen. Das schafft das dementsprechende Commitment bei den Projekten.
Finden Sie für die Projekte bei Ihren Kund*innen auch genügend Fachpersonal? Was ist Ihre Strategie zum Fachkräftemangel in Österreich?
Gerlinde Macho: Vom Suchen nach den passenden Fachkräften ist, glaube ich, derzeit jedes Unternehmen in der Branche betroffen. Wir setzen unterschiedlichste Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken – wir schauen auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden unseres MP2-Teams und fördern mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen systematisch die Personalentwicklung. Das Thema »New Work« ist uns ein zentrales Anliegen, ebenso die Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz – hier haben wir ein eigenes Fitness- und Gesundheitsprogramm: fit@MP2. Uns ist wichtig, dass sich jede*r fachspezifisch und auch persönlich in seinen Bereichen weiterentwickeln kann.
Und natürlich müssen wir extern auf unsere Sichtbarkeit am Markt achten. Mit Marketing-Maßnahmen fokussiert man heute nicht nur auf die Kundengewinnung, sondern auf Mitarbeiter*innen und Bewerber*innen. Der angespannte Arbeitsmarkt in der IT wird in dieser Form sicherlich die nächsten Jahre weiter bestehen. Unternehmen werden auch in Zukunft stark darauf achten, Mitarbeitende dauerhaft zu halten.
Pascher: Hier kommt auch ein demografischer Faktor ins Spiel, da in den nächsten Jahren starke Geburtenjahrgänge in Pension gehen werden. Darüber hinaus stellen wir fest, dass die jüngere Generation mit beispielsweise 30 Wochenstunden ein Auskommen findet und besonders auf die Work-Life-Balance achtet. Wir sehen, dass es einen Wandel der Arbeitsanforderungen gibt, und darauf müssen wir uns als Arbeitgeber einstellen. Wir schreiben Jobs gar nicht mehr nur mit Vollzeit aus, da wir viel weniger Bewerbungen dafür bekommen. Und wir passen unsere Rahmenbedingungen bei MP2 IT-Solutions dementsprechend an, damit sich Teilzeit und Homeoffice gut einbinden lassen.
Die Planung dafür ist in manchen Fällen durchaus eine Herausforderung, die oftmals individuell gemeistert werden muss. Schon bei einem kleineren Team ist es herausfordernd, alle zur gleichen Zeit an einen Tisch zu bringen – dabei ist das durchaus bedeutend, um den Teamspirit zu fördern.
Macho: Ich verstehe das auch: Junge Menschen haben ihr ganzes Arbeitsleben vor sich und niemand weiß sicher, wie viele Jahre sie bis zu ihrer Pension arbeiten müssen. Vielleicht sind 30 Wochenstunden die Vollzeitbeschäftigung der Zukunft. Der Arbeitsmarkt ist im Wandel – das war er immer schon.
Wenn Sie nur ein Thema nennen würden, in dem MP2 IT-Solution weiterwachsen möchte – was wäre das?
Macho: IT-Security ist bereits ein großer Schwerpunkt mit entsprechenden Zertifizierungen bei uns. Das Thema wird in IT-Organisationen ebenso wie in allen Unternehmen unabhängig von der Branche weiter an Wichtigkeit zunehmen. Aus unserer Sicht als IT-Unternehmen beinhaltet Cybersicherheit Leistungen, die nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch umgesetzt werden müssen. Während die Technik meist gut funktioniert, muss in Organisationen auch die Awareness für IT-Sicherheit gestärkt werden, es braucht Trainings und Richtlinien. Gerade das Homeoffice hat die Sicherheitsanforderungen am Arbeitsplatz aufgezeigt. Den Schwerpunkt Sicherheit werden wir bei unseren Kunden noch weiter ausbauen. Der Bedarf ist da.
Das Unternehmen
MP2 IT-Solutions wurde von Manfred Pascher und Gerlinde Macho 1999 gegründet und bietet Leistungen in den Bereichen IT-Infrastruktur, IT-Security sowie Software-, Web- und App-Entwicklung sowie Digital Healthcare. Das Unternehmen mit Standorten in Wien, Niederösterreich und Steiermark wurde mehrfach ausgezeichnet und ist unter anderem in den Bereichen Qualitätsmanagement nach ISO 9001:2015 sowie Informationssicherheit nach ISO 27001:2013 zertifiziert.