Über neue Produkte und Prozesse, beschleunigte Produktionszyklen und die Basis, um nachhaltig zu bestehen.
Ein Kommentar von Philipp Jandrisevits, Accenture.
Die Krise hat die Kraft zur Veränderung freigesetzt und gleichzeitig die Kraft der Veränderung gezeigt. Veränderung zu bekämpfen macht keinen Sinn, wir müssen sie aber nicht nur zulassen, sondern wir können sie auch vorantreiben. Die Veränderung darf nicht nur in der Peripherie passieren, sondern muss den Kern erfassen. Jedes Unternehmen, jede Organisation braucht daher ein digitales Herz – einen »New Digital Core«. Wie das menschliche Herz der Motor des Lebens ist, ist das digitale Herz der Motor des Unternehmens. Das digitale Herz startet neue Produkte und Prozesse, beschleunigt Produktionszyklen, skaliert das Geschäft und bildet die Basis, um nachhaltig zu bestehen.
In der Vergangenheit haben Unternehmen besonders viel Wert darauf gelegt, die Schnittstelle zum Kunden so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Innovationskraft und die Technologie-Investments sind in Apps & Co gegangen. Für die Zukunft wird das allerdings nicht mehr ausreichen, um wettbewerbsfähig zu sein. Viele CEOs stehen jetzt vor der Entscheidung, in die Erneuerung des Kerns zu investieren oder punktuell Probleme zu lösen. Ersteres ermöglicht es, die maximale Wertschöpfung herauszuholen. Zweiteres wird kurzfristig nutzen, aber diese Unternehmen werden nie zu ihrem vollen Potenzial kommen und riskieren die Gefahr, bei der nächsten Innovationswelle nicht mithalten zu können.
Trend ungebrochen
Parallel dazu ist zu beobachten, dass die Anbieter ihre Lösungen stark in Richtung Cloud treiben. ERP-geprägte Organisationen werden angetrieben, ihr Kernsystem anzupassen, denn neue Features und Optionen werden nur noch mit den aktuellen cloudbasierten Lösungen möglich. Aber auch Anbieter von Spezial- und Industrielösungen treiben die Kunden in Cloud und As-a-Service-Modelle. Der Markt geht klar in diese Richtung, erzeugt damit einen Innovationsschub und eröffnet dabei neue Chancen.
Denn durch die Cloud sind Rechenkapazitäten nahezu unendlich. Komplexe Berechnungen, die früher undenkbar oder zumindest sehr aufwändig waren, können heute cloudbasiert durchgeführt werden. Beispiele dafür sind autonomes Fahren oder etwa eine umfassende Geoanalyse in der Ölförderung, die Optimierung von Risikomodellen in der Finanzindustrie. Anwendungsbeispiele gibt es in nahezu jeder Branche, für nahezu jedes Unternehmen.
Neue Werte
Der New Digital Core schafft neue Werte und definiert Prozesse. Was braucht es nun für den New Digital Core? Das Erfolgsrezept ist eine klare Strategie und ein Value Case. Basis dafür ist die Ausgangslage, die aktuelle Situation. Darauf aufbauend wird ein Zielbild entwickelt und der Nutzen für die Unternehmen greifbar ermittelt. Auf Basis des definierten Zielbildes mit dahinter liegenden Metriken wird eine Transformation nicht nur als Großprojekt, sondern auch in kleinen Schritten ermöglicht. Die einzelnen Maßnahmen der Strategie folgen dem langfristigen Ziel. Der Manager hat damit die Option, den disruptiven Weg zu gehen oder eine Step-by-step-Lösung zu realisieren. Hier gibt es – wie so oft in der Digitalisierung – kein »One size fits all«.
Jedes Unternehmen und jede Branche funktionieren anders und man muss den passenden Weg finden. Während die produzierenden Betriebe stark an ihre ERP-Lösungen gebunden sind, haben zum Beispiel Banken vielfach ein gewachsenes, »custom made« System. Viele der Banken verfügen über moderne und sehr erfolgreiche Kundenschnittstellen, die Vorzeigebeispiele für viele andere Branchen sind, die Kernerneuerung steht jedoch an.
Fazit
Mit dem New Digital Core können neue Märkte erschlossen, mehr Umsatz auf den bestehenden Märkten erzielt und effizientere Prozesse geschaffen werden. Klar ist, dass nur jenen Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren den Weg dieser Transformation gehen, eine echte Disruption in ihrem Markt und in ihrer Branche gelingen kann.