Donnerstag, Juli 18, 2024
Digitaler Bildungswandel, selbst in die Hand genommen

Im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit haben drei SchülerInnen aus Zwettl eine neue, responsive Lernplattform für einen einheitlichen und altersstufengerechten Einsatz erstellt.

Digitalisierung prägt alle Lebensbereiche – sie ist ein zentraler Teil unserer Gesellschaft geworden. Und auch im Bildungsbereich haben sich die Anforderungen stark verändert. Diesem Thema nahmen sich drei SchülerInnen der Höheren Lehranstalt und Fachschule für wirtschaftliche Berufe Zwettl, Niederösterreich (Link), im Zuge ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit an. Die MaturantInnen Kerstin Hirsch, Isabell Rauscher und Pascal Bruckner haben die innovative Lernplattform »Millirarium« gestaltet – mit dem Ziel, digitale Bildungsinhalte altersgerecht zu vermitteln.

Pascal Bruckner beschäftigte sich im Zuge der Arbeit intensiv mit Medienformen in der Bildung und im digitalen Lernen. Den Themenbereich »E-Learning und neue Medien im modernen Schulwesen« nahm sich Kerstin Hirsch an. Dabei wurden auch die Lerntypen und Lernstile sowie die Unterrichtskultur im Detail analysiert. Für Isabell Rauscher standen die digitalen Medien im Erziehungs- und Bildungskontext im Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Dazu wurde das österreichische Schulsystem genauer unter die Lupe genommen. Stolz schildern die drei jungen digitalen BildungsexpertInnen im Interview ihre Arbeit und Erfahrungen.

Für den Praxisteil der Arbeit stand dem dreiköpfigen Projektteam MP2 IT-Solutions zur Seite. Der Digitalisierungsexperte mit langjähriger Erfahrung im Bereich Web- und Software-Entwicklung war ein idealer Kooperationspartner. Die Betreuung des Projekts haben Gerlinde Macho, Unternehmensführung MP2, und Isrun Bolomsky, Lehrerin für Angewandte Informatik, übernommen.



Report: Was ist der Inhalt des Projekts Millirarium?

Pascal Bruckner: Wir haben in die Arbeit praxisnahe Erfahrungen mit Lernplattformen und modernste Kenntnisse aus den Bereichen Bildung, Digitalisierung und Didaktik einfließen lassen. Dabei wurden drei gängige Lernplattformen analysiert. Das war die Basis für die Konzeption unserer Lernplattform Millirarium. Damit wollen wir einen Mehrwert generieren. Die Feature-Liste von unserer neuen Bildungsanwendung reicht von der Notenübersicht und dem Monitoring des individuellen Lernerfolgs bis hin zur Abwicklung von Projekten, Hausaufgaben sowie virtuellem Teamwork.

Isabell Rauscher: Wir wollten im Rahmen unserer vorwissenschaftlichen Arbeit eine praxisnahe Arbeit vorlegen. Unser Ziel dabei war es, eine altersstufengerechte Plattform zu entwickeln, die für unterschiedliche Schulstufen optimal eingesetzt werden kann – denn die Lern- und Lehranforderungen sind in der Primarstufe anders als beispielsweise in der Sekundarstufe II.

Report: Wie ist es zu dieser aktuellen Themenstellung gekommen?

Rauscher:
Bei der Themenwahl haben wir uns von unseren Fähigkeiten und Interessen leiten lassen. Dabei haben wir auch daran gedacht, in welche Richtung wir uns entwickeln möchten. Für unsere Generation sind moderne Technologien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir wollten daher noch mehr in etwas für uns so Selbstverständliches, eintauchen. Und weil wir selbst mit digitalen Bildungsinhalten im Schulalltag konfrontiert sind, war die Entscheidung schnell gefallen. Dass unsere Arbeit aufgrund von Corona eine solche Aktualität bekommen würde, konnten wir ursprünglich nicht wissen. Das ergab sich durch den Ausbruch der Pandemie und den ersten Lockdown – und da haben wir bereits intensiv am Thema gearbeitet.

Report: Welche Erfahrungen gibt es im Schulalltag mit Lernplattformen und Distance Learning?

Bruckner:
Wie vermutlich für die meisten SchülerInnen – wie auch für LehrerInnen und Eltern – war der plötzliche Umstieg auf Distance Learning zunächst eine große Herausforderung. Dies lag nicht nur ausschließlich in der Form des Schulunterrichts, sondern auch in der persönlichen Situation und dem jeweiligen Umfeld. Und das spielt natürlich für den eigenen Bildungserwerb eine große Rolle. Da braucht es unter anderem persönliche Ausgeglichenheit, ein stabiles Umfeld und regelmäßigen Kontakt – und das hat durch Tools auch gut virtuell funktioniert. Ich finde, dass hier digitale Technologien klar ihren Mehrwert bewiesen haben. Für unsere Lernplattform konnten wir durch unsere Erfahrungen viel einbringen.

Kerstin Hirsch: Anfangs war die neue Situation im Homeschooling schwierig. Es fehlte beispielsweise ein geregelter und strukturierter Tagesablauf. Mit der Zeit lernte ich, mich selbst gut zu organisieren. Die Pandemie hat auch gezeigt, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet – und das auch im Bildungsbereich. Die Tools werden ständig weiterentwickelt, weil auch der Bedarf vermehrt da ist. Im Umgang wird man souveräner und verbessert seine Fähigkeiten. Ich muss schon sagen, ich selbst bin dadurch selbstständiger geworden.



Report: Wie wird es mit Millirarium weitergehen?

Hirsch: Unsere Diplomarbeit ist abgeschlossen und abgegeben. Im Juni planen wir gemeinsam mit MP2 IT-Solutions eine Präsentation von Millirarium. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir unsere Arbeit im Rahmen einer Präsenzveranstaltung vorstellen können. Und was uns besonders stolz machen würde, ist, wenn Ansätze und Features unserer Arbeit in eine bestehende gängige Lernplattform aufgenommen werden würde.

Report: Welche Erfahrungen haben Sie als Diplompädagogin in Bezug auf Digitalisierung im Bildungswesen in den vergangenen Monaten gemacht?

Isrun Bolomsky: Die Corona-Krise hat uns verdeutlicht, wie wichtig digitale Medien vor allem und gerade auch im Bildungsbereich sind. So hätte Homeschooling ohne eine gut strukturierte Lernplattform nicht so gut funktioniert. Wir haben aber auch gesehen, dass die digitalen Medien die Lehrkräfte nicht überflüssig machen – es sind nicht die digitalen Medien an sich, die die Qualität des Unterrichts bestimmen, sondern die reflektierte Planung der LehrerInnen. Wichtig ist, die digitalen Medien als das zu erkennen, was sie sind – nämlich Werkzeuge, die wir dort anwenden sollen, wo sie den Unterricht unterstützen, und zum Lernerfolg beitragen

Report: Wie wichtig ist der digitale Bildungswandel? Was fehlt, wo gibt es Aufholbedarf?

Gerlinde Macho: Digitalisierung bietet große Chancen, die mit der richtigen Toolauswahl gut genutzt werden können. Bildungseinrichtungen brauchen modernste Ausstattung, von Geräten und IT-Infrastruktur bis zu den passenden Anwendungen und Lernplattformen. Wichtig ist, die passenden didaktischen Methoden beim digitalen Unterrichten anzuwenden. Das Besondere an Millirarium ist, dass es von SchülerInnen für SchülerInnen entwickelt wurde. Die Plattform ist dadurch ausgesprochen praxisgerecht und stellt die Lernanforderungen in den Mittelpunkt.


Das Projekt
Die Lernplattform Millirarium wurde von Kerstin Hirsch, Isabell Rauscher und Pascal Bruckner im Rahmen ihrer Diplomarbeit »Bildung im digitalen Wandel – Wirkung und Chancen neuer Medien und Technologien« konzipiert. Millirarium ist eine digitale Lernplattform, die einen altersstufengerechten Zugang zu Bildungsinhalten ermöglicht. Das Projekt ist ein Vorzeigebeispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen Lehre und Praxis.
www.mp2.at/digitaler-bildungswandel 

Der Verband - VÖSI Special Interest Group: Bildungswandel Digital
MP2 IT-Solutions ist Mitglied der Special Interest Group »Bildungswandel Digital« des Verbands Österreichischer Software Industrie. Dabei haben sich Experten aus der Branche unter der Leitung von Nahed Hatahet zusammengeschlossen, wie auch Michael Swoboda, Geschäftsführer von ETC Enterprise Training Center und Gerlinde Macho, MP2. Ziel ist, die Digitalisierung im Bildungswesen voranzutreiben, den heimischen Aus- und Weiterbildungsbereich zu stärken und die Qualität zu steigern. Tools sollen bestmöglich anforderungs- sowie anwendergerecht eingesetzt werden.
www.voesi.or.at/aktiv/special-interest-group-wandel-digital

Die Firma
MP2 IT-Solutions bietet seit über 20 Jahren IT-Leistungen. Das MP2-Team besteht aus hochqualifizierten Experten und liefert Unternehmen effiziente Digitalisierungslösungen. Auch Bildungseinrichtungen und Schulen gehören zum Kundenstock. Das eigentümergeführte Unternehmen erhielt beispielsweise einen Staatspreis für Personalentwicklung sowie im Vorjahr einen Stockerlplatz beim HR Award.
www.mp2.at

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