Außereuropäische Cloud-Anbieter haben derzeit einen Vorsprung auf dem Markt im DACH-Raum: Sie stellen rund 28 Prozent der cloudbasierten IT-Services bereit, die Unternehmen und Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen. Demgegenüber werden nur gut 23 Prozent bei europäischen Providern eingekauft. Knapp 45 Prozent der Studienteilnehmer, die Cloud-Services von außereuropäischen Anbietern nutzen, wollen ihre Kapazitäten bei europäischen Providern in den kommenden Jahren aufstocken. Sie begründen die Verlagerung in erster Linie mit der Einhaltung des Datenschutzes und dem Wunsch, die Datensouveränität zu erhöhen. Auch im Zusammenhang mit intelligenten Systemen ist die Sensibilität für die Datensouveränität leicht gestiegen: In diesem Jahr befürworten mehr Studienteilnehmer, den Betrieb von intelligenten Systemen auf europäische oder unternehmenseigene Clouds zu begrenzen.
24 Prozent der großen Unternehmen nutzen intelligente Technologien intensiv
Die Nutzung intelligenter Technologien ist in den letzten 12 Monaten leicht gestiegen, liegt bei den großen Unternehmen allerdings etwas unter Vorjahresniveau. Es sind hauptsächlich Anwender aus den mittelgroßen Unternehmen mit bis zu einer Milliarde Euro Umsatz, die ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ausgebaut haben. Gut 8 Prozent von ihnen nutzen intelligente Technologien jetzt intensiv oder sehr intensiv. Diese Quote ist im Vergleich zu den Top-50- und den Top-100-Unternehmen mit rund 24 Prozent jedoch immer noch gering.
„Intelligente Datenanalyse eröffnet Unternehmen und Behörden große Chancen: Auf Basis dieser Erkenntnisse können sie Prozesse optimieren, neue Absatzmöglichkeiten entdecken und ihre Umweltbilanz verbessern – indem sie etwa den Energieverbrauch und Ausschuss in der Produktion senken. Bereits kleine intelligente Lösungen können dabei Mehrwert erzeugen“, sagt Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich.
Erfolgsbilanzen von Fach- und IT-Bereich nähern sich an
CIOs priorisieren die Einsatzbereiche intelligenter Technologien ähnlich wie im Vorjahr. An der Spitze stehen einfache Einsatzszenarien wie die Automatisierung manueller Arbeiten. Sie werden offenbar auch von den Anwendern positiver bewertet als komplexe Lösungen wie beispielsweise Empfehlungssysteme oder die Vorhersage des Verhaltens von Maschinen, Kunden oder Märkten. Den Einsatz intelligenter Technologien in ihrem Unternehmen halten CIOs – wie im Vorjahr – für weniger erfolgreich als ihre Kollegen aus dem Business. Da deren Euphorie etwas abgenommen hat, liegen ihre Einschätzungen heute näher beieinander.
„Ähnliche und vor allem realistische Erwartungen von Fach- und IT-Seite in Bezug auf die Möglichkeiten und Grenzen intelligenter Systeme erleichtern die konstruktive Zusammenarbeit. So können gute Lösungen entstehen, um den Mitarbeitern und Kunden der Organisation Mehrwert zu bieten“, erläutert Thomas Heimann, Enterprise Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie.
Zustimmung zu Regulierung und externer Kontrolle steigt in einigen Bereichen
Im vergangenen Jahr lehnten die Studienteilnehmer staatliche oder externe Kontrolle im Zusammenhang mit intelligenten Technologien überwiegend ab und bevorzugten Selbstverpflichtungen. Das hat sich inzwischen leicht geändert: So ist die Zustimmung zur staatlichen Regulierung der Anwendungsszenarien von intelligenten Technologien zwar immer noch gering, aber etwas höher als im Vorjahr. Auch die externe Überprüfung der Maßnahmen, die lernende Systeme vor Manipulation schützen sollen, findet jetzt mehr Befürworter. Gleichzeitig hat die Erarbeitung unternehmenseigener ethischer Rahmenbedingungen für den Einsatz intelligenter Technologien an Zustimmung verloren.
„In den letzten 12 Monaten ist möglicherweise klar geworden, dass intelligente Systeme keine gesellschaftliche Akzeptanz finden werden, wenn die Transparenz fehlt. Außerdem stieg aufgrund einiger spektakulärer Cyberangriffe das Sicherheitsbewusstsein. Und zu guter Letzt sind eventuell auch Befürchtungen gewachsen, dass weniger ethisch handelnde Konkurrenten von wirtschaftlichen Vorteilen profitieren könnten. In all diesen Bereichen wären gesetzliche Vorgaben hilfreich, damit alle Akteure denselben Restriktionen unterliegen und das Vertrauen der Bürger wachsen kann“, erklärt Bernd Bugelnig.
Technologietrends
Das wichtigste Thema des Jahres ist gemäß der Studie Production Safety and Production Security. Aufgrund der steigenden Digitalisierung der Produktionsprozesse und einiger folgenreicher Cyberangriffe auf Industrieunternehmen im letzten Jahr ist das Risikobewusstsein in diesem Bereich offenbar stark gestiegen. Auf den Plätzen zwei bis fünf stehen Predictive Analytics, der Schutz vor Bedrohungen durch die Nutzung von IoT-fähigen Geräten, DevOps sowie Robotic Process Automation (RPA) ohne die Unterstützung durch intelligente Technologien.
Die im vergangenen Jahr geplanten Implementierungsquoten für Technologien und Methoden wurden in auffallend vielen Fällen nicht erreicht. Thomas Heimann kommentiert: „Ein Grund dafür könnte die Corona-Pandemie sein. Denn als Reaktion auf die veränderte Lage wurden IT-Projekte gestoppt, unterbrochen oder vorgezogen und solche Technologien implementiert, mit denen das Tagesgeschäft trotz Kontaktbeschränkungen aufrechterhalten werden kann. Dazu zählen beispielsweise die Einrichtung von Homeoffice-fähiger Infrastruktur oder die Überbrückung von Systemgrenzen, um Prozesse durchgängig zu digitalisieren. Wir gehen aber davon aus, dass sich der IT-Projektbetrieb in den kommenden Monaten normalisiert.“
An der Studie nahmen im September und Oktober letzten Jahres 144 Fach- und IT-Verantwortliche aus Unternehmen und Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz teil.
Weitere Ergebnisse:
• In den nächsten zehn Jahren werden im Durchschnitt knapp 21 Prozent der IT- und Fachbereichsmitarbeiter in den Ruhestand gehen. Die meisten Studienteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass das in ihrem Verantwortungsbereich keine oder nur leicht negative Auswirkungen haben wird. Kompensieren wollen sie den Verlust in erster Linie durch die Einarbeitung jüngerer Mitarbeiter und die Nutzung von Wissensmanagement-Systemen.
• Der Datenaustausch hat in diesem Jahr enorm zugenommen. Neben der Zusammenarbeit mit Behörden und Partnern des eigenen Netzwerkes tauschen Unternehmen jetzt auch mehr Informationen mit Wettbewerbern oder Dritten aus. Der Anstieg zeigt, dass sie der gemeinsamen Nutzung von Daten viel Potenzial zumessen.