Der ICT-Dienstleister A1 setzt mit einem weiteren Standort in Wien voll auf das Datacenter-Geschäft – und rüstet sich bereits für 5G.
Nach nur 17 Monaten Bauzeit im November 2018 offiziell eröffnet, läuft derzeit der Kundenbetrieb im neuesten Rechenzentrum von A1 in Wien, Floridsdorf an. »Wir sind bereits im Bereich Glasfaser und Funknetze größer Infrastrukturbetreiber in Österreich, doch Infrastruktur endet nicht beim Kabel oder der Übertragung, sondern dort, wo die Daten auch prozessiert und verarbeitet werden«, ist für Martin Fluch, Leiter ICT Services A1, das jüngste Rechenzentrum eine Bestätigung eines schnellwachsenden Markts.
A1 betreibt derzeit noch 13 Rechenzentrumsstandorte in Österreich, sechs davon in Wien. Die Locations in der Hauptstadt sollen in den kommenden Monaten auf drei konsolidiert werden. Für Fluch geht es dabei um »die Energieeffizienz, die Wartbarkeit und das Interagieren mit Kundenanforderungen – und damit um das Gesamtpaket Kommunikation, Datenübermittlung und Rechenleistung.« Der Hauptstandort Arsenal bleibt bestehen und wird mit dem jüngsten Standort in der Paukerwerkstraße und dem Datencenter Antonigasse (17. Bezirk) in einen Rechenzentrumsverbund eingegliedert.
Der neueste Standort soll unterschiedlichen Leistungsträgern gerecht werden: Anforderungen der Unternehmenskunden etwa aus dem IT-Security- und IT-Dienstleistungs-Geschäft, sowie das Kerngeschäft der A1, der Betrieb des Kommunikationsnetzes. »Im März wurden erste Teile der Infrastruktur für den Mobilnetzbetrieb in den Live-Betrieb genommen. Nun folgen sukzessive Server und IT-Plattformen von verschiedenen Kunden«, erzählt Michael Schusser, technischer Leiter des Rechenzentrumsbetriebs. Auch 5G-Technologie wird an diesem Standort aufgebaut.
Mehr als 40 Millionen Euro wurden in das A1 Next Generation Datacenter investiert, das mit dem Partner IBM geplant und errichtet wurde. Es ist das größte Einzelinvestment der A1 in den letzten Jahren. Besonders die Anforderungen an eine Hochverfügbarkeit – auch bei Stromversorgung und Klimatisierung – sind wesentliche Budgetposten in dem Projekt. Für die rund 2.500 m² Datacenter-Fläche werden ein Grundstück von 13.000 m² und 8.000 m² Gebäudefläche benötigt. Aus Sicherheitsgründen herrscht ein großzügiger Abstand des Gebäudes zum Zaun an der Grundstücksgrenze. Sicherheitsschleusen, Kameras mit biometrischer Personenerkennung, automatische Türöffner und eine Anbindung an eine Sicherheitszentrale ersetzen den klassischen Portier vor Ort. Fixes Personal zur Gebäudebetreuung ist an dem modernen Standort nicht vorgesehen. Sogar auf den Putztrupp wird verzichtet: In den Serverräumen und Gängen sind selbstfahrende Saugroboter unterwegs.
Der Standort ist mit theoretisch bis zu 17,6 Tbit/sec an den Backbone angebunden. Aus Sicherheitsgründen wird dieser dreifach aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen in das Gebäude geleitet. Schusser zählt die Anbindungen sogar doppelt – Backbone-Anschluss und reguläre Point-to-Point-Verbindung sind jeweils getrennt geführt.
Der Techniker ist seit 18 Jahren im Datacenter-Geschäft. Was waren die Anforderungen an Rechenzentren damals? »Wenn man im Gigabitbereich unterwegs war, war man schon froh«, lacht Schusser. Vor zwei Jahrzehnten waren Standardanbindungen der Rechenzentren gut vier bis acht Gigabit stark.
Auch wenn mit 5G ein weiterer massiver Datensprung zu erwartet ist – die Leitungsdicken heute sollten einige Jahre ausreichen. »5G wird auch in Richtung Endkunden viele neue Dienstleistungen bringen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können«, erwartet sein Kollege Martin Fluch. »Das hebt klarerweise den Bedarf an Infrastruktur.«
Energieeffizienter Betrieb
Bild oben: Michael Schusser: »Streben bei unseren Standorten eine größtmögliche Effizienz bei den Energiekosten an.«
Mit einem Zielwert der »Power Usage Effectiveness« – des PUE-Wertes – von unter 1,4 strebt das Datacenter-Team eine größtmögliche Effizienz bei den Energiekosten an. »Wir haben jedenfalls vor, diesen Wert im Vollausbau zu unterschreiten«, stellt Michael Schusser klar. Sein Fokus liegt auf einer Mehrfachverwertung von Energie: Die Heizung des Gebäudes läuft über Energierückgewinnung. Auch wird eine Koppelung ans Wiener Fernwärmenetz vorbereitet, das Fernwärmeheizwerk Leopoldau ist in unmittelbarer Nähe.
Photovoltaik am Dach, bewusst höhere Toleranzgrenzen der Temperatur in den Serverräumen und Free Cooling sollen die Betriebskosten dann auch im Vollbetrieb reduzieren. »Wir können einen Mischbetrieb mit der Kühlung durch Außenluft bis zu Temperaturen von 24 Grad fahren«, berichtet er. Darüber hinaus verfügt das neue Rechenzentrum über eine durchgängige redundante Stromversorgung inklusive unterbrechungsfreie Notstromanlagen.
Neue IT-Services
Das wachsende Rechenzentrumsgeschäft wird durch die steigende Nutzung von Cloud-Services in Österreich begünstigt. »Wir merken das stark am Bedarf der Unternehmen an Rechner- und Speicherkapazität«, verrät Fluch. Gemeinsam mit A1 Digital wird auch aus dem Rechenzentrum in Floridsdorf aus die Infrastructure-as-a-Service-Plattform Exoscale geboten, ebenso wie die das Virtuelle Rechenzentrum der A1, das bereits viele Großunternehmen nutzen.
Auch im Securitybereich wachsen die Dienstleistungen, wie ein im Vorjahr eröffnetes Cybersicherheits-Trainingszentrum an einem anderen Standort, in Wiener Neustadt, zeigt. Im Geschäftsfeld ICT arbeitet A1 wiederum an einer neuen Dienstleistung im Security-Portfolio. Das »Security Operations Center« wird Unternehmen bei der Analyse und Abwehr von Angriffen unterstützen, indem auch gemeinsam mit den Kunden Abwehrmaßnahmen gesetzt werden können.
Eckdaten zum Datacenter
- Standort: Wien, Floridsdorf
- Gebäudefläche: 8000 m²
- RZ-Fläche: 2550 m² Datencenter Whitespace, 4x 600 m² Rechnerräume plus drei Netzwerkräume
- Anschlussleistung: 2 x 6,0 MW, 100 % grüner Strom
- Elektrik: Bis zu 3,9 MW USV-Leistung, bis 1,5 kVA/m²
- Datenanbindung: Drei Glasfaserstrecken mit bis zu 17,6 Tbit/sec Kapazität
- Weiters: modernste Sicherheitstechnik, mind. Tier 3 bzw. EN50600 konform
- Energieeffizienz: Zielwert PUE ist <1,4