Internetriesen wie Google und Facebook kommt immer größere Macht zu – und die reicht tief in die Gesellschaft hinein. Zeit, im Sinne des Gemeinwohls zum Angriff überzugehen.
Es gibt kaum ein Entkommen. Facebook und Google, die zwei größten Internetriesen der Gegenwart, sind überall, egal, ob wir zu ihren Kunden zählen oder nicht. Längst ist der Einfluss von – je nach Lesungsart – cleveren oder missbräuchlichen Marketingmethoden auf demokratische Wahlen und ganze Gesellschaften spürbar, führen algorithmische »Optimierungen« zu Polarisierung und gesellschaftlicher Zersplitterung, haben Entscheidungen in den höchsten Ebenen dieser börsennotierten Konzerne Auswirkungen auf die gesamte Welt.
Ein Beispiel: Als Facebook etwa vor drei Jahren mit großem Getöse verkündete, den eigenen Analysen und Zahlen zufolge läge die Zukunft des Journalismus in Video-Content, vollführten Redaktionen und Verlage weltweit Verrenkungen, um dieser Zukunft gerecht zu werden. Drei Jahre, zahllose Kündigungen und schmerzhafte Umstrukturierungen später wird bekannt, was die meisten insgeheim aus eigener Erfahrung vermutet hatten: Video war und ist bei weitem nicht so begehrt wie damals behauptet. Die Zahlen von Facebook waren einfach falsch – und dank geheimer Algorithmen und marktbeherrschender Ausnahmestellung Facebooks unüberprüfbar.
Die Macht der Internetriesen geht über Informationsmonopole allerdings weit hinaus. Googles YouTube-Algorithmus liefert per Design immer extremere Videos aus, auch an Kinder und Jugendliche. Googles Chrome-Browser verknüpft sich ohne Nachfragen automatisch mit personalisierten Gmail-Profilen. Facebook verwendet »racial profiling«, um selektiv Werbung zu schalten und »verliert« regelmäßig hochsensible Daten seiner Milliarden Nutzer. Bewegungsprofile werden in Googles Android auch dann gespeichert und verwertet, wenn der Nutzer dies ausdrücklich verbieten will. Und, und, und.
Monopole schaden allen
Wenn einzelne Marktteilnehmer im Laufe der Geschichte überproportionale Marktmacht erlangten und Quasi-Monopole errichteten, zückten Staaten und Gesellschaften ein scharfes Instrument: Wiederholt wurden große, übermächtig scheinende Firmen, Konzerne und Technologieführer im allgemeinen Interesse zerschlagen und aufgeteilt – von großen Ölfirmen des 19. Jahrhunderts über historische Telefon- und Post-Monopole bis hin zur Entflechtung staatlicher Energie- oder Telekomunternehmen. Ziel dieser Zerschlagungen war stets die Vermeidung von Diskriminierungen, Quersubventionierungen und anderen Wettbewerbsverzerrungen – zum unmittelbaren Schaden der jeweiligen Monopolisten oder von deren Aktionären, aber zum Wohle der Gesellschaft.
Der Zeitpunkt ist gekommen, dieses Werkzeug auch gegen jene Internetriesen zu richten, die sich vor allem in den letzten Jahren als beispiellos lukrative, aber zunehmend gesellschaftlich schädliche Monopolisten erwiesen haben. Die Tech-Giganten Alphabet (Googles Mutterkonzern) und Facebook haben das zweifelhafte Kunststück geschafft, durch technologische Disruption sich in ihren jeweiligen Bereichen zum Teil historisch beispiellose Marktführerschaft und Lukrativität zu sichern – oft genug bei gleichzeitig ebenso historisch beispielloser Vermeidung von Steuern und Umgehung von nationalen Gesetzen.
Aktuell greifen die Internetriesen nach Banklizenzen, um ihr Geschäft noch zu verbreitern. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit, das Gemeinwohl wieder über die Interessen von Shareholdern dieser Riesen zu stellen. Denn Monopole schaden allen – außer den Monopolisten. Zeit, sie zu zerschlagen.