Der „VÖSI Software Day“ am 4. Oktober in Wien bot eine Plattform der Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
"Wir erleben den radikalsten Kulturwandel seit Erfindung des Buchdrucks", unterstreicht Philippe Narval, Geschäftsführer des Europäischen Forums Alpbach, bei der Veranstaltung des Verbands Österreichischer Software Industrie (VÖSI) die Bedeutung des Meinungs- und Erfahrungsaustausches für die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Die wachsende Dominanz der sozialen Medien stelle die Menschheit vor neue Fragen. "An die Streuung von Falschmeldungen haben wir alle uns schon fast gewöhnt. Die Dimension der gezielten Massenmanipulation über das Aggregieren von Meldungen, abgestimmt auf das Verhaltensprofil Einzelner, ist aber neu", spricht Narval die Causa Facebook-Cambridge Analytica bei der Wahlwerbung Donald Trumps und der Brexit-Entscheidung an. Digitale Plattformen würden dennoch die Demokratisierung unterstützen können, etwa mit der Einbindung von Bürgern in die Entstehung neuer Gesetze.
Wie kann nun von Österreich aus die Welt verändert respektive digitalisiert werden? "Wir haben eine sehr kleinteilige IT- und Software-Landschaft. Viele der Unternehmen beschäftigen sich vor allem mit der Adaptierung und Anpassung amerikanischer Software-Lösungen für den heimischen Markt. In Österreich wird kaum selbst geforscht und entwickelt", ist VÖSI-Präsident Peter Lieber eigentlich mit sinkenden Zahlen der Softwareindustrie konfrontiert. Er ruft die Branche auf, "sich wieder zu trauen, Dinge anzugreifen und Risiko einzugehen". Förderungen gäbe es zur Genüge, ebenso eine große Zahl an Forschungspartnern. "Offenheit und die Bereitschaft, von anderen zu lernen", umschreibt Christian Huemer, Studiendekan Wirtschaftsinformatik der TU Wien, die Formel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Drei parallele Vortragsreihen beleuchteten am Software-Day im Haus der Wirtschaftskammer Wien die Themenblöcke Innovation, Business und Technologie. Transformationsexperte und VÖSI-Vorstand Nahed Hatahet: "Der Austausch zwischen Besuchern, Vortragenden und Ausstellern war diesmal ausgesprochen intensiv zu erleben. Aufgrund des großen Erfolgs heuer werden wir nächstes Jahr die Ausstellungsfläche sicher deutlich erweitern."
"48 % der Betriebe in Österreich wünschen sich dringend kompetente Beratung zum Thema Software und Digitalisierung", versteht Fachgruppen-Obmann Alfred Harl, Wirtschaftskammer, diese Zahl als "Auftrag und gute Message". Demnach sollten die Auftragsbücher für 2019 gut gefüllt sein.