Samstag, Juli 20, 2024

„In einem nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hat die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie ihre Leistungskraft eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, fasst Brigitte Ederer, Präsidentin des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), die wirtschaftliche Bilanz der Branche für das Jahr 2015 zusammen. Der abgesetzte Produktionswert des zweitgrößten Industriezweigs in Österreich erreichte ein Rekordhoch von 13,4 Mrd. Euro. Die Exportquote lag bei 80 Prozent, was ein Plus von 3,6 Prozent darstellt. Auch der Umsatz kletterte um 4,0 Prozent auf 17,2 Mrd. Euro.

Global Player: Elektro- und Elektronikindustrie bleibt Exportkaiser

Die Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie exportierten Produkte und Dienstleistungen von in Summe 15,68 Mrd. Euro. Trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung und verhaltener Investitionen im EU-Raum – dem wichtigsten Markt – verzeichneten die Exporte ein Plus von 4,1 Prozent. Vor allem die Exporte nach Deutschland haben sich sehr gut entwickelt (plus 6,6 Prozent), aber auch Polen, Italien und Tschechien sorgten für eine positive Bilanz.

Der Export in die USA, dem zweitwichtigsten Handelspartner der Branche, konnte 2015 nach starken Zuwächsen in den Vorjahren um weitere 7,5 Prozent ausgeweitet werden. In den vergangenen acht Jahren verdoppelten sich damit die Ausfuhren nach Nordamerika. Der Export nach Asien stieg 2015 lediglich um 1,0 Prozent. Maßgeblich dafür waren Rückgänge in Saudi-Arabien und Korea. Trotz der langsameren wirtschaftlichen Entwicklung Chinas wurde auch 2015 wieder mehr in die Volksrepublik exportiert (plus 3,6 Prozent).

Binnenachfrage ist verhalten

Nach rückläufigen Ergebnissen in den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach Elektro- und Elektronikprodukten 2015 am heimischen Markt wieder besser entwickelt. Der Anteil der Inlandsaufträge an den Gesamtaufträgen der Elektro- und Elektronikindustrie lag im Jahr 2015 bei rund 20 Prozent. Auch für 2016 sagen Wirtschaftsforscher nur ein geringfügiges Konjunkturwachstum und eine zurückhaltende Investitionstätigkeit voraus, was sich auch in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt. Ob die expansive Geldpolitik im Euro-Raum für ein größeres Wachstum sorgen wird, bleibt abzuwarten. Deshalb erwartet die Elektro- und Elektronikindustrie nur eine geringe Steigerung der Binnennachfrage.

Beschäftigungsmotor Elektro- und Elektronikindustrie

Durch die für die Branche positive Entwicklung hat auch der Beschäftigtenstand wieder zugenommen. Ende 2015 belief sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten auf 61.222 Personen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einer Zunahme von über 1.000 Beschäftigten bzw. einem Zuwachs von 1,8 Prozent. Die Kapazitätsauslastung ist weiterhin hoch.

Sparte „Elektronische Bauelemente“ als Frühindikator für weitere Entwicklung

Fast alle Sparten verzeichneten im Jahr 2015 Zuwachsraten in der Produktion. Die Hersteller von elektronischen Bauelementen (9,8 Prozent Anteil am Gesamtproduktionswert) konnten ihre Produktion um weitere 6,3 Prozent ausweiten. Das ist als positives Zeichen zu werten, denn der Absatz von elektronischen Bauelementen dient als Frühindikator für die weitere Branchenentwicklung. Auch für 2016 erwartet die Sparte ein gutes Jahr: im ersten Quartal lag die Produktion knapp über dem Vorjahresvolumen. Die größte Sparte in der Elektro- und Elektronikindustrie, die Hersteller von Generatoren, Transformatoren und Motoren (16,5 Prozent Anteil am Gesamtproduktionswert), konnten nach rückläufigen Jahren ihre Produktion wieder um 2,4 Prozent steigern. Auch elektrische Schalt- und Verteilungseinrichtungen (12 Prozent Anteil) haben um 8,1 Prozent zugenommen. Lediglich die Sparten „Installationsmaterial“ und „sonstige elektrischen Ausrüstungen“ verzeichneten einen leichten Rückgang.

Ausblick

Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie blickt zuversichtlich auf das laufende Jahr 2016. Sowohl der Auftragseingang (plus 5,6 Prozent) als auch der abgesetzte Produktionswert (plus 8,3 Prozent) lagen im ersten Quartal deutlich über Vorjahresniveau. Die Exportwerte verzeichnen ein Plus von 1,4 Prozent. Der niedrige Euro-Kurs und die gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise begünstigten die Ausfuhren der Branche. Österreich ist ein Exportland und sollte von der anziehenden Weltkonjunktur profitieren. 2016 und 2017 liegen die Prognosen für die Weltwirtschaft bei 3,1 bzw. 3,4 Prozent. Während sich die Wirtschaft in den USA auf einem stabilen Wachstumspfad befindet, gibt China Anlass zur Sorge. Das Wachstum schwächt sich seit einigen Jahren schrittweise ab.

Die Konjunkturaussichten für Österreich sehen nach wie vor verhalten aus. Wirtschaftsforscher erwarten für 2016 ein Wachstum in Höhe von 1,4 Prozent – das ist erneut weniger als im EU-Durchschnitt. Gründe für das spärliche Wachstum sind die restriktive Investitionspolitik, Konsolidierungen der öffentlichen Haushalte und Sparpläne der Regierungen. Die Auswirkungen des Brexit wird die Branche kurzfristig spüren.

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