Sebastian Poll ist Betreiber von servershop24.de. Er will Unternehmen überzeugen gebrauchte statt neuer Server für ihre Infrastruktur zu erwerben.
Report: Sie sehen die Nutzung von gebrauchter Hardware als Teil einer Green-IT-Bewegung. Warum sollten Unternehmen auf ältere Hardware zurückgreifen?
Sebastian Poll: Bei Green-IT kommt es darauf an, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen und ob wir die Umwelt durch weitere Schadstoffe belasten wollen. Gebrauchte Hardware ist hier eine Chance, sowohl ökologisches als auch ökonomisches Engagement zu vereinen: Das größte Argument für den Unternehmer ist sicher die Möglichkeit, mit geringeren Anschaffungskosten die Liquidität zu schonen und gleichzeitig Flexibilität zu gewinnen. Nach einer Studie des Berliner Instituts für Zukunftsstudien ist der Kauf von gebrauchten Produkten dann ökologisch sinnvoll, wenn sie den Erwerb neuer Produkte ersetzen und eine lange Lebensdauer von hochwertigen Produkten ausgenutzt werden kann. Genau das trifft perfekt auf gebrauchte Serverhardware zu.
Jeder Admin kennt diese eine Maschine in Raum XY, die ihre Lebenszeit schon mehrfach durchlaufen hat und noch immer ihren Dienst verrichtet. Einleuchtend ist auch, dass wir hier nicht bei der Produktion und langen Lieferwegen sondern auch durch eine spätere Entsorgung positive Umwelteffekte haben. All das klappt natürlich nur, wenn es die Unternehmen nicht finanziell belastet. Deswegen ist oft Aufklärungsarbeit nötig, um zu zeigen, dass der Gebrauchtkauf für massive Entlastung sorgen kann.
Report: Wie schneidet ein gebrauchter Server hinsichtlich einer Kosten-Leistung-Rechnung gegenüber einem Modell einer neuesten Generation ab?
Poll: Hier sprechen Sie den größten Vorteil und gleichzeitig den größten Nachteil an: Das Verhältnis der Kosten zur Leistung hängt in der Betrachtung des gesamten Product-Lifecycles auch massiv am Faktor Stromverbrauch. Rechenleistung und Funktionsumfang sind heute kaum mehr ein Argument. Die befürchteten Leistungseinbußen sind bei neun von zehn Anwendungsfällen nicht relevant. Die meisten Anwendungen sind für eine normale Serverumgebung eine Unterforderung. Auch beim Stromverbrauch im Verhältnis zur erbrachten Rechenleistung sind wir inzwischen an einem Punkt, an dem die Unterschiede zwischen den Generationen nicht mehr so gravierend sind wie noch vor einem Jahrzehnt.
Die Fortschritte sind hier begrenzt und ähnlich der aktuellen Spritverbrauchsthematik beim Auto liegen die großen technologischen Durchbrüche vermutlich alle schon hinter uns. Damit rückt das Verhältnis aus gespartem Kapital durch Wertverlust zu leicht erhöhtem Stromverbrauch immer höher in die Gewinnzone. Trotzdem sind auch dem Grenzen gesetzt. Solange die durchschnittliche Nutzungsdauer der gebrauchten Hardware sich im marktüblichen Bereich von weiteren zwei bis vier Jahren bewegt, ist der ökonomische und ökologische Fußabdruck kleiner als bei neuer Hardware.