Samstag, Juli 20, 2024

Margarete Schramböck, Geschäftsführerin Dimension Data, spricht über ihr Wachstumsziel in Österreich, die Finanzierung von IT-Infrastruktur und über den neuen Schwerpunkt Rechenzentrums­lösungen.

Report: Frau Schramböck, im Vorjahr wurde NextiraOne von Dimension Data übernommen und umbenannt. Wie geht es heuer dem Geschäft in Österreich?

Margarete Schramböck: Sehr gut – wir werden in diesem Jahr von 70 auf 80 Mio. Euro Umsatz wachsen und von 300 auf 330 Mitarbeiter. Aktuell suchen wir mehr Leute, als wir bekommen können, und haben deshalb neben unserem bestehenden Lehrlingsengagement auch ein Sales- und Service-Trainee-Programm für neue Mitarbeiter begonnen. Es sind auch verschiedenste Nationalitäten dort vertreten, die außerhalb des Unternehmens nie eine Chance bekommen haben. In diesem „Re-Generation Program“, wie wir es nennen, schließen wir Techniker, die kurz  vor der Pensionierung stehen, mit jungen Trainees zusammen. Das wird von unseren Mitarbeitern, die so ihr wertvolles Wissen weitergeben können, sehr geschätzt.

Report: Gibt es keine Ressentiments der Älteren beim Anlernen ihrer Nachfolger?

Schramböck: Nein, im Gegenteil – gerade in den Technikabteilungen war immer der Ruf da, jüngere Kollegen zu integrieren. Unsere Mitarbeiter haben das Selbstbewusstsein und die Sicherheit: Sie schätzen die Zusammenarbeit und auch die Möglichkeit, auf diese Weise etwa in Altersteilzeit gehen zu können. Wenn niemand da wäre, dem dieses Wissen weitergegeben werden kann, wäre diese Einschleifregelung wesentlich schwieriger umzusetzen. Die Vorgaben bei Dimension Data lauten auch nicht –  wie es bei einem reinen Finanzinvestor oft ist –, die Top-Line zu halten und darunter so viele Einsparungen wie möglich zu erzielen. Wir wollen unser Umsatzwachstum mit einem Aufstocken des Personals erreichen. Natürlich ist dies mit einem unternehmerischen Risiko verbunden, doch haben wir damit die Instrumente für das Wachstum selbst in der Hand. Unser Ziel sind Steigerungen auf 90 Mio. Umsatz 2016 und 100 Mio. in zwei Jahren.

»Wollen Wachstum mit Aufstocken des Personals erreichen.«

Report: Das ist ein ambitioniertes Ziel für ein Unternehmen in der IT-Branche. Wie wollen Sie dies schaffen?

Schramböck: Dimension Data hat international das Ziel, seinen Umsatz ausgehend von sechs Mrd. Dollar im Jahr 2013 auf zwölf Mrd. Dollar 2018 zu steigern. Dies basiert auf der Vereinbarung mit unserem Investor NTT, der 2010 in das Unternehmen eingestiegen ist, und soll organisch und anorganisch erfolgen – etwa durch Akquisitionen wie jene von ­NextiraOne oder des IT-Spezialisten Nexus in den USA im Vorjahr. Natürlich wachsen wollen wir in den Geschäftsfeldern Netzwerkinfrastruktur, Security und Unified Communications. Durch unseren internationalen Ansatz – wir sind mit eigenen Leuten in 58 Ländern vertreten – verfügen wir über eine kritische Masse an Experten, die auch den gehobenen Mittelstand in Österreich anspricht. Viele dieser Unternehmen haben Auslandsniederlassungen und benötigen einen Partner, der IT-Services aus einer Hand bietet und auch finanziert. Es sind oft unterschiedlichste Technologien, Kraut und Rüben in den verschiedenen Länderorganisationen, die wir mittels Net-Asset-Buyout mit Unterstützung einer Bank herauskaufen. Wir helfen dem CFO, die Bilanz zu verbessern, und entlasten den CIO vom Basisbetrieb der Switches, Router und Telefonanlagen. Der IT-Leiter kann damit seiner eigentlichen Aufgabe, als Innovator für sein Unternehmen zu agieren, besser nachkommen. Wir reduzieren für den Kunden die Komplexität und verantworten als direkter Ansprechpartner den Betrieb der IT. Genutzt und abgerechnet wird die IT-Infrastruktur dann in Leasing- oder Mietmodellen. Gerade für Unternehmen, die über mehrere Standorte verfügen, ist dies interessant, ebenso wie für IT-Dienstleister, die ihre Leistungen intern den Unternehmenseinheiten verrechnen.

Report: Spielen bei diesem Modell neben der Bilanzbereinigung auch Kosteneinsparungen eine Rolle?

Schramböck: Nun, abgerechnet werden im laufenden Betrieb nur jene Dinge, die tatsächlich genutzt werden. Was vom Kunden ursprünglich angeschafft worden ist, spielt hier keine Rolle mehr. Wir haben die Möglichkeit, von uns übernommene und – etwa bei einer Werksschließung des Kunden – nicht mehr benötigte IT einfach anderswo zu nutzen. Diese Bereinigung der IT-Infrastruktur bringt unseren Kunden Einsparungen, Transparenz, Einfachheit und Klarheit.

Report: Unternehmen ab welcher Größe würden Sie zu einem Buyout von IT-Infrastruktur raten?

Schramböck: Dies beginnt schon bei mittelständischen Firmen, ist aber prinzipiell für alle größeren Unternehmen interessant. Wir haben ja mit Rundum-sorglos-Paketen bereits im Telefonanlagengeschäft viel Erfahrung sammeln können, die wir jetzt auf die Ebene des IT-Netzwerkes bei Dimension Data einbringen. Wichtig dabei ist die Nähe zu den Kunden. Der Support muss weiterhin lokal abgewickelt werden können. Die Kunden – in der Regel die IT-Abteilungen – werden mit Ansprechpartnern in unserem europäischen Servicecenter in Frankfurt verbunden. Wir unterstützen dort sechs Sprachen im Support und haben uns für diese Kultur bewusst entschieden. Auch wenn sie uns etwas mehr kostet.

»Abgerechnet werden jene Dinge, die tatsächlich genutzt werden. Was ursprünglich ­an­ge­schafft worden ist, spielt keine Rolle mehr.«

Report: Wie entwickelt sich Ihr Rechenzentrumsgeschäft in Österreich? Warum sollten Unternehmen dabei gerade auf Ihr Unternehmen setzen?

Schramböck: Dimension Data setzt in seinem gesamten Portfolio zum einen auf das klassische Integrationsgeschäft, in dem Lösungen direkt beim Kunden implementiert werden. Zum anderen gehen wir mit dem IT-as-a-Service-Modell in die Cloud, wie es auch viele neue Mitbewerber tun. Diese Arbeit beginnt bereits bei der einzelnen Sicherheitszelle im kleinen Rechenzentrum, in der wir Hard- und Software je nach Bedarf finanzieren, implementieren und betreiben. Für Doppelmayr oder Laola haben wir die Rechenzentren mit Best-in-breed-Technologien – beispielsweise von NetApp oder EMC – ausgestattet. All diese Services bieten wir aber auch auf Basis unserer eigenen Rechenzentrumsinfrastruktur. Die wenigsten Unternehmen lagern aber ihre gesamte IT in die Cloud aus. Vielmehr können wir immer öfter mit hybriden Lösungen punkten, die die Kunden dort abolen, wo sie sich gerade befinden. Dabei bleiben bestimmte Dienste und Daten vor Ort, andere wiederum werden aus der Wolke heraus betrieben. Wir kombinieren diese beiden Welten und sind auch bei Cloud-Lösungen das Gesicht vor Ort, Ansprechpartner für den typischen Mittelstandskunden. Damit unterschieden wir uns von einer Anonymität von Cloud-Services wie Amazon, Google und anderen. Dimension Data arbeitet in einem direkten Vertrieb. Uns können die Kunden einfach anrufen. Wir sind lokal erreichbar.

Report: Wie steht es um die Datensicherheit bei Cloud-Lösungen?

Schramböck: Dimension Data unterliegt als südafrikanisches Unternehmen nicht dem Patriot Act. Wir müssen keine Daten herausgegeben. In Europa haben wir mit Amsterdam, London und Bad Homburg drei Rechenzentrumsstandorte. Mit dem Standort Deutschland, der im Juni eröffnet worden ist, können wir Cloud-Services innerhalb unseres Kulturkreises liefern – der deutsche Datenschutz ist einer der besten derzeit. Über Managed-Cloud-Plattformen können Unternehmen jederzeit ihre Daten lokal an den jeweiligen Standorten speichern. Möchte jemand seine Daten ausschließlich in Deutschland gelagert wissen, ist das genauso möglich. Großkunden bieten wir auch den Betrieb einer Cloud-Lösung auch im eigenen Haus. Dies vereint dann beides: die Speicherung vor Ort und unser Know-how zu Cloud-Technologie.

Report: Ist ein eigenes Rechenzentrum auch in Österreich angedacht?

Schramböck: Wünschen würde ich mir dies schon, doch müssen wir hier die Kirche im Dorf lassen. Die Größe des Marktes in Österreich lässt für uns derzeit kein eigenes Datencenter zu. Ich kann Ihnen aber versichern, dass Deutschland für unsere Kunden ein ausreichend sicheres Pflaster bietet. Manche Unternehmen fragen dies sogar explizit nach. Ich war ja selbst einige Jahre auch in Deutschland tätig und weiß: Der Datenschutzbeauftragte nimmt dort in Unternehmen eine wesentlich größere Rolle ein, als es in Österreich der Fall ist. Die Konsequenz, mit der das Thema Datenschutz in Deutschland angegangen wird, ist ohne Vergleich.


 

Zum Unternehmen

Dimension Data, gegründet 1983, ist ein Service- und Lösungsanbieter für Informationstechnologie und erzielte 2013 einen Umsatz von rund sechs Mrd. Dollar. Seit 2010 ist das Unternehmen Mitglied der internationalen NTT Gruppe, einem der drei weltweit größten Telekommunikationsdienstleister. Seit 2014 ist die vormalige NextiraOne Teil von Dimension Data.

 

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