Samstag, Dezember 21, 2024

In der Vorweihnachtszeit decken sich Millionen Kunden in der EU-28 mit Weihnachtsgeschenken für Familienangehörige und Freunde ein. Die negativen wirtschaftlichen Folgen von gefälschten und nachgeahmten Waren machen sich indessen das ganze Jahr über bemerkbar - rund 7,4 % des Umsatzes aus neun Wirtschaftszweigen gehen dadurch verloren.

Laut einer Reihe von Studien, die vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) durch die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums durchgeführt wurde, gehen durch Produktfälschungen in neun Wirtschaftszweigen schätzungsweise über 48 Milliarden EUR — bzw. 7,4 % des Gesamtumsatzes — pro Jahr verloren. Weitere 35 Milliarden EUR entgehen den Volkswirtschaften der EU jedes Jahr durch die indirekten Auswirkungen von Produkt- und Markenpiraterie in diesen Branchen, weil die Hersteller weniger Waren und Dienstleistungen von Lieferanten beziehen, was zu einem Dominoeffekt in anderen Bereichen führt.

Betroffen sind die folgenden neun Wirtschaftszweige: Kosmetika und Körperpflegeprodukte, Bekleidung, Schuhe und Zubehör, Sportartikel, Spielzeug und Spiele, Uhren und Schmuckwaren, Taschen, Spirituosen und Weine sowie Arzneimittel. Bedingt durch diese Verkaufseinbußen werden in der EU unmittelbar 500 000 Arbeitsplätze abgebaut oder nicht neu geschaffen, da legal tätige Hersteller und bisweilen auch Vertreiber der entsprechenden Produkte weniger Menschen beschäftigen, als dies ohne Produkt- und Markenpiraterie der Fall wäre.

Bezieht man die Folgewirkungen von Fälschungen auf andere Branchen mit ein, gehen weitere 290 000 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen der EU verloren. Die Studien wurden zwischen März 2015 und September 2016 vom EUIPO durchgeführt, um einen umfassenderen Überblick über die wirtschaftlichen Kosten der Produkt- und Markenpiraterie in der EU zu gewinnen.

Die Studienreihe verfolgt auch die Auswirkungen von Produktfälschungen auf die öffentlichen Finanzen. Insgesamt belaufen sich die jährlichen Verluste bei den Staatseinnahmen aufgrund von Produkt- und Markenpiraterie in diesen neun Wirtschaftszweigen, die sich in ausgebliebenen Einkommen-, Mehrwert- und Verbrauchsteuern niederschlagen, auf schätzungsweise 14,3 Milliarden EUR.

Der Exekutivdirektor des EUIPO, António Campinos, erklärte dazu:

Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studienreihe den Verbrauchern dabei helfen werden, informiertere Kaufentscheidungen zu treffen. Dies ist umso wichtiger in dieser Zeit des Jahres, in der Verbraucher und Bürger ihre Weihnachtseinkäufe tätigen und für Freunde und Familie Geschenke auswählen. Unsere Berichterstattung und Analysen machen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Produkt- und Markenpiraterie auf die Verkaufsumsätze und Arbeitsplätze deutlich. Zwar ist die Situation nicht in allen Mitgliedstaaten gleich, doch das Gesamtbild zeigt sich eindeutig: die Produkt- und Markenpiraterie hat schädliche Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der EU und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Auswirkungen in Österreich

Schätzungsweise gehen infolge von gefälschten Waren jährlich über 1,1 Mrd. EUR verloren. In den ermittelten Branchen betragen die unmittelbaren Einbußen über 1 Mrd. EUR, was 8,6 % des Umsatzes entspricht. Damit geht ein Verlust von 10 200 Arbeitsplätzen, d. h. von unmittelbar 8 400 Arbeitsplätzen in diesen Branchen, einher.

 

Die relativen Umsatzverluste in Österreich liegen über dem EU-Durchschnitt, die Arbeitsplatzverluste unter Berücksichtigung aller analysierten Branchen unterhalb des EU-Durchschnitts. Am stärksten betroffen ist die Sportartikelbranche mit einem relativen Umsatzverlust unterhalb des EU-Durchschnitts, aber einem verhältnismäßig hohen Wert in absoluten Zahlen.

 

 

Die Studienreihe wird im Laufe des Jahres 2017 mit Berichten über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Produkt- und Markenpiraterie in den Bereichen Smartphones und Pestizide fortgesetzt und darüber hinaus noch weitere Wirtschaftszweige beleuchten, die hinsichtlich der Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums als anfällig gelten. 


Hintergrund:

Die vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) durch die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums durchgeführte Studienreihe zur Quantifizierung von Rechtsverletzungen hat sich bis heute mit folgenden Wirtschaftszweigen befasst: Arzneimittel, Spirituosen und Weine, Tonträgerindustrie, Uhren und Schmuckwaren, Taschen und Koffer, Spielzeug und Spiele, Sportartikel, Bekleidung, Schuhe und Zubehör und Kosmetika und Körperpflegeprodukte.

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