Im Beitrag werden die unternehmerischen Fähigkeiten Meisterschaft und Originalität mit Erfahrung verbunden. Viel zu oft werden diese drei nur isoliert und unreflektiert betrachtet, und zu oft wird die Chance zu einer Neukombination und der Nutzung des Besten aus diesen nicht erkannt und umgesetzt. Die Themenstellung ist sowohl für die eigene Person, für Organisationen und Teile von solchen hoch relevant.
Die folgenden Überlegungen werden von jenen von Roger Martin, die er im Buch »The Opposable Mind« zum Ausdruck gebracht hat, und von selbst gemachten und reflektierten Erfahrungen getragen.
Erfahrung, Meisterschaft und Originalität scheinen jeweils für sich gut zu sein, sind es aber nicht. Wäre es nicht so, dann bedürfte es im Titel nicht des Worts »Verbinden«. Wir denken viel zu viel an die Teile eines Ganzen, und viel zu wenig an das werteschöpfende Integrieren derselben, welches, das sei gleich zugegeben, meist viel schwieriger ist.
Als Augenöffner für Maßnahmen zur Steigerung der Wertschöpfung soll folgender Satz dienen: »Personen, die glauben, dass vorhandene Modelle identisch mit der Realität sind und sich vor Gegenmodellen fürchten, werden kaum glauben können, dass es bessere Modelle gibt.« (Roger Martin)
Das Vorherrschen einer solchen Geisteshaltung einer Person, eines Bereichs oder einer ganzen Organisation schädigt das Werdenlassen von Neuem (die Innovation) und verhindert eine Trennung von Überholtem. Dies sehend stellt sich die Frage, wie das Auftreten der vorgenannten Geisteshaltung vermindert und im besten Fall vermieden werden kann.
Erfahrungen haben zwei Gesichter. Sie sind gut, wenn sie zukunftsbezogen einen Beitrag zur Lösung von Problemen bzw. zum Aufbau und zur Nutzung von Opportunitäten leisten können. Sie stellen jedoch eine Belastung dar, wenn sie durch ihr Vorhandensein die Lösung von Problemen bzw. den Aufbau und die Nutzung von Opportunitäten behindern, vermindern oder gar blockieren.
Wir sollten uns von überholten Erfahrungen rechtzeitig trennen; gute Erfahrungen sind hingegen aktiv zu bewahren und in ihrer Wirkung zu stärken. Dazu bedarf es systematisch durchgeführter Reflexionen darüber, was Handlungen (Maßnahmen) in der Vergangenheit gebracht haben und welche positiven Wirkungen die dabei gemachten Erfahrungen für die Zukunft haben könnten. Solche Erfahrungsinventuren werden leider viel zu selten gemacht, und damit wird die Chance zur Ausscheidung des Überholten viel zu wenig genutzt. Dadurch werden in einem hohen Ausmaß mögliche Zukunftschancen nicht realisiert.
Die systematisch den Anforderungen entsprechend weiter zu entwickelnden Erfahrungen sind mit einem Streben nach der Ausübung und Verbesserung von Meisterschaft und Originalität so zu verbinden, dass sie sich gegenseitig bei der Weiterentwicklung fördern.
»Meisterschaft und Originalität brauchen einander zum Wachsen. Mit einer Fülle von Erfahrungen dahinter.« (Roger Martin)
Meisterschaft und Originalität tragen wechselseitig stark zur positiv gerichteten Weiterentwicklung von Personen, Organisationen und deren Teilen bei. Meisterschaft ohne Originalität perfektioniert sich bei einem gleichzeitigen Abbau der Wirksamkeit. Originalität ohne Meisterschaft in ihrer Umsetzung vergeht, bevor sie ihre Wirkung entfalten konnte. Voraussetzungsloses Denken und Handeln gibt es nicht, und Erfahrungen stellen den Ausfluss von Denken und Handeln dar. Wir sollten diesen Ausfluss systematisch hegen und pflegen und von Überholtem befreien. Meisterschaft und Originalität fördern das Entstehen von positiven Erfahrungen und brauchen diese ihrerseits – weitgehend von Altlasten befreit – zu ihrer Weiterentwicklung. Erfahrung, Meisterschaft und Originalität sind sehr wesentliche Stellhebel auf dem Weg zu den Besten. Der Weg zu diesen ist ein langer und mühsamer, aber ein von Freuden begleiteter.
>> Literaturhinweise:
>Martin, R. (2007): The Opposable Mind, Boston, S. 169 ff.
>McGrath, R.G. (2000): The Entrepreneurial Mindset, Boston, S. 2 f.