Drei Konferenzen zu den Schwerpunkten Gasmarkt, Smart Meter und Finanzierungs- sowie Regulierungsfragen fanden heuer unter dem Dach der Energietage im September statt. Konferenzveranstalter IIR gestaltete ein gemeinsames Eröffnungsplenum unter dem Motto »Energiepolitik zwischen Ukrainekrise und Energiewende«, das in erster Linie vom Thema Gas – Marktentwicklungen, Reserven und Transitinfrastruktur – geprägt war.
Einen Blick über den Tellerrand lieferte die Energieanalystin und Nahostexpertin Karin Kneissl. Sie meint: Der Westen übersieht das »Big Picture«. Die Ukrainekrise sei Ausdruck neuer geopolitischer Realitäten, wobei sich Süd- und Ostasien, insbesondere China, als starke Handelspartner Russlands positionieren. Entwicklungen in Richtung einer eurasischen Wirtschaftsunion würden evident werden. Kneissl attestiert Russland aber auch Verwundbarkeit durch die EU-Sanktionen: Denn der Ausbau von Gasförderung und Pipelines, um die erhöhte Nachfrage zu bedienen, bereitet Russland jetzt schon Schwierigkeiten. Russland ist auch auf den Import von technischer Ausrüstung und Expertise angewiesen, um seine Lagerstätten auszubeuten. Wie sicher ist unsere Energieversorgung? Kontroversen Diskussionen rund um Energieeffizienz, Energiepreise und Versorgungssicherheit stellte sich Mark van Stiphout, Mitarbeiter im Kabinett des scheidenden Energieministers Günther Oettinger in der EU-Kommission. Um die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, brauche es eine Europäisierung der Fördersysteme und klare Guidelines. Auch in Sachen Energieversorgung sei europäische Zusammenarbeit gefragt: Europaweite, intelligente Netze sind Voraussetzung für die gegenseitige Absicherung im Krisenfall. Wie mit reduzierten und fehlenden Gaslieferungen umgegangen werden soll, versucht die EU derzeit auch im Rahmen von Stresstests herauszufinden. Mark van Stiphout fordert europäische Lösungen für erhöhte Energieeffizienz und Versorgungssicherheit bei Wahrung der EU-Wettbewerbsfähigkeit.
Österreich zwischen Ukrainekrise und Energiewende
Im Spannungsfeld der großen europäischen Herausforderungen bewegte sich anschließend auch eine größere Plenumsrunde. Susanna Zapreva, Geschäftsführerin Wien Energie, benannte politische Markteingriffe durch Förderungen, neue Player und sinkenden Absatz durch effizienteren Umgang mit Ressourcen und eine neue Kundengeneration als die größten Herausforderungen für Energieversorgungsunternehmen. Sie fordert eine Auflösung des Hybrids von Markt und Regulierung und ein neues europäisches Marktdesign. Die Notwendigkeit neuer Systemdienstleistungen für die Netzstabilität betonte auch Tahir Kapetanovic, Leiter der Hauptschaltleitung bei Austrian Power Grid AG. Weitere Prioritäten auf der APG-Agenda sind derzeit Engpassmanagement und die Regelenergiemarkterweiterung über die Grenzen hinweg.