Intelligente Netze, Gebäude und Nutzer – das ist das Ziel des aktuellen Umbaus der Energiewelt. Wie das Zusammenspiel von Geräten, User und Infrastruktur künftig aussehen kann. Wo in Österreich dazu bereits Erfahrungen gesammelt werden.
Von Martin Szelgrad
Sie sind Forscher, Idealisten und Pioniere – sie entdecken und besiedeln, machen die Böden für nachkommende Generationen nutzbar, bauen Wege und formen Partnerschaften zwischen einst fremden Kulturen. Auch wenn in der Gebäudeautomation, den Energienetzen und modernen Fabriken kühle Technik herrscht, für Träume und Visionen ist die Automatisierungsbranche allemal zu haben. Waren ihre Produkte und Lösungen in den vergangenen Jahrzehnten in rein industriellen Prozessen zu finden, so bricht diese Technik des Energiemanagements und der Maschinensteuerung nun aus ihrer angestammten Umgebung und dringt in alle Bereiche unserer Gesellschaft und Wirtschaft ein. Da werden Jalousien plötzlich mit dem Smartphone gesteuert, Sensoren funken den Wasserstand der Topfpflanzen an die Gießkanne und eine dynamische Straßenbeleuchtung nimmt auf einzelne Radfahrer Rücksicht. Was im privaten Bereich für Komfort sorgt, bedeutet für Unternehmen bares Geld im Tagesgeschäft. Produktionsbetriebe, die flexibel und effizient auf Bedarf auch kleinere Stückzahlen produzieren können. Energieverbrauch in Gebäuden und von Maschinen, der dank intelligenten Steuerungen und Ressourcenmanagement optimiert wird. Dies sind nun wenige Beispiele für eine smarte Energiewelt, die gerade im Entstehen ist – oder, je nach Sichtweise, bereits längst Sache ist. »Wir alle stecken eigentlich schon tief in diesem Thema – die Vernetzung ist allerorts gegeben«, weiß Daniel Liebhart, Trivadis (siehe Interview Seite 16). Dabei ist noch gar keine Rede von den vielen Herstellern und Lösungsanbietern, die bereitwillig auf den Trend zur Vernetzung und intelligenten Steuerung von Gebäuden und Gegenständen setzen. Mögen die Ansätze, dies zu bewältigen, unterschiedlich sein, das Ziel ist stets gleich: Ressourcen zu sparen und unser Leben zu vereinfachen.
Präsenzmelder für Zweckbauten
Speziell für den Zweckbaubereich hat die ABB-Tochter Busch-Jaeger einen Präsenz- und Bewegungsmelder entwickelt. Trotz einer extrem flachen Bauform verfügen die neuen Modelle einer KNX-Bussystem-Reihe über eine hohe Erfassungsqualität und Reichweite. Die Melder leisten einen wertvollen Beitrag für mehr Komfort und Energieeffizienz – etwa, wenn das Licht bedarfsgerecht ein- und ausgeschaltet werden kann, wenn ein Räume betreten beziehungsweise wieder verlassen wird. Die neue Modellgeneration bietet Lösungen für unterschiedliche Anforderungen bei KNXInstallationen zum Beispiel für Büros, Sitzungsräume, Schulen, Kindergärten oder Krankenhäuser. Besonderen Wert legten die Entwickler von Busch-Jaeger auf eine einfache und schnelle Installation und Inbetriebnahme. Die Melder lassen sich auch mit einer Infrarot-Fernbedienung einschalten. Leiter oder Gerüst sind dazu nicht mehr erforderlich. Auch die Kalibrierung ist schnell erledigt. Premiumvarianten bieten insgesamt vier Kommunikationskanäle und sind zusätzlich mit einem Temperatursensor ausgestattet. Auf diese Weise können sie zusätzlich als Raumtemperaturregler eingesetzt werden. Die Lösung »Busch-free@ home« wiederum verwandelt gleich das gesamte Haus oder Wohnung in ein intelligentes Zuhause. Benutzer werden dabei von einem Bewegungsmelder erfasst, der mit der Lichtsteuerung in den Räumen vernetzt ist. Wird an der Eingangstür geklingelt, ist dank Video und einem Panel im Hausinneren zu sehen, wer vor der Türe steht. Über das Panel, aber auch Smartphone oder Tablet kann die Türe geöffnet werden. Sollte niemand zu Hause sein, wird ein Foto gemacht, das zu einem späteren Zeitpunkt die Bewohner darüber informiert, dass jemand vor verschlossener Türe gestanden ist. Automatisch lassen sich bequem darüber auch Leuchten schalten, Jalousien bewegen oder Räume temperieren.
Modell für Einsparungen
Wie Energie in Betriebsgebäuden eingespart werden kann, zeigt die Wirtschaftskammer Niederösterreich mit einem einfachen Webservice für die Abschätzung von Effizienzmaßnahmen. Der Technologiedienstleister BEKO hat für die Internetplattform esan-zb.at ein interaktives 3D-Modell konzipiert. Für die Erstellung der Animationen wurden Gebäude-, Maschinen- und Ausstattungsdetails unterschiedlicher Bereiche und Hersteller eingebunden. Benutzer erfahren auf Knopfdruck, wie sie den Energieverbrauch reduzieren können – inklusive einer Ansicht zu den Verbrauchsfaktoren. Die Wirtschaftskammer stellt das Werkzeug kostenlos zur Verfügung. Es ist eine einfache Möglichkeit, sofort Informationen über die spezifischen Einsparungspotenziale eines Betriebsgebäudetyps zu erhalten.
Mehr Autonomie
Die Vorarlberger Wirtschaft wiederum unterstützt das Ziel des Projekts »Energieautonomie Vorarlberg«, bis 2050 den gesamten Energiebedarf des Landes mit erneuerbaren Energien abzudecken. Dazu gehen einige Unternehmen mit der Umsetzung wichtiger Maßnahmen zur Effizienzsteigerung mit schnellen Schritten voran. Unter den Vorzeigebetrieben befindet sich die Offsetdruckerei Schwarzach, einem Produzenten und Veredler von Feinkartonagen und Etiketten. »Wir wollen Kosten senken und unsere Umweltbelastungen so gering wie möglich halten«, verdeutlicht Geschäftsführer Eduard Fischer. Mit einer jüngst installierten Druckluftsteuerung hat sich der Strombedarf um jährlich 100.000 kWh reduziert. Und mit einer auf dem Firmendach installierten Photovoltaikanlage wird inzwischen auch selbst Energie produziert. »Zehn Prozent unserer eingesetzten Energie sind fossile Brennstoffe, bis zum Jahr 2020 wollen gänzlich auf Gas und Öl verzichten«, bekräftigt Firmenchef Fischer. Rund sechs Prozent des jährlichen Erdgasverbrauchs Vorarlbergs geht auf den Frastanzer Papierhersteller Rondo zurück. Ein Umstand, dem bei der Neuplanung des Kesselhauses, das den erforderlichen Dampf zur Trocknung des produzierten Papiers bereitstellt, Priorität eingeräumt wurde. Der Wirkungsgrad des Kesselhauses wurde auf beeindruckende 96,6 Prozent gesteigert. Bei Rudolf Ölz Meisterbäcker GmbH & Co KG in Dornbirn wurden das Hydrauliksystem und die Nutzung der Abwärme von Kältemaschinen und Druckluftkompressoren modernisiert. Durch diese Maßnahmen können nun jährlich 1.268 MWh statt bisher 530 MWh Wärme ausgekoppelt werden.