»Moving Around« war das Motto der diesjährigen Intertraffic in Amsterdam. Knapp 800 Aussteller präsentierten den etwa 27.000 Fachbesuchern ihre Lösungen rund um Verkehrsmanagement und Infrastruktur.
Karin Legat aus Amsterdam
Ein Aussteller beschrieb gleich zu Beginn des Messerundganges passend das Angebot der Intertraffic: »Hier ist alles zu sehen, was es auf der Straße gibt.« Dass dabei leicht der Überblick verloren gehen kann, bestätigt ein Blick vor die eigene Büro- und Wohnungstür. Zum gängigen Straßenbild gehören unter anderem Verkehrszeichen, Parkbänke, Geländer und Fahrbahnschwellen. Bei der Intertraffic, die im Zweijahresrhythmus stattfindet, waren auch Einrichtungen zu sehen, die erst langsam oder überhaupt erst künftig Einzug in das Infrastrukturnetz halten, darunter LED-Straßenbeleuchtung, 3D-Kennzeichen, Solar Traffic Light, Parkmanagementlösungen, thermoplastisches Straßenmarkierungsmaterial und Smart Parking.
Bestens aufgestellt war wie immer Siemens, ein Mitbegründer der Intertraffic. »Verkehr ist jenes Thema, das Städte einerseits lähmt, aber gleichzeitig auch zum Leben erweckt. Dieses Spannungsfeld – von der vollautomatisierten U-Bahn über Buspriorisierung bis hin zur Steuerung des individualisierten Personenverkehrs – interessiert mich sehr«, betont Dirk John, Chief Executive Officer der Business Unit Road und City Mobility bei Siemens. Das Siemens-Motto bei der heurigen Intertraffic lautete daher: Experience Integrated Mobility. »Wir versuchen, den modalen Shift von individuell auf öffentlich zu unterstützen. Das bedeutet nicht nur weniger Unfälle und geringere Umweltverschmutzung, sondern ebenso rascheren Transport – in Summe eine höhere Qualität des Verkehrs.«
Ampel steht auf Grün
Vernetzte Transport- und Informationssysteme sorgen bereits heute für eine leistungsfähige Mobilität, so etwa in London, Hong Kong, New York, Bogotá, Stockholm und San Francisco. Ohne die 100-jährige Erfahrung von Siemens im Verkehrsmanagement würde die Ampel jedoch in vielen Ballungszentren auf Rot stehen oder es gäbe eine Situation wie in Paris, wo mit einem Nummernsystem auf den Smog reagiert wird: An einem Tag dürfen nur KFZ mit einer geraden Nummer fahren, an anderen nur jene mit einer ungeraden. Verkehrsmanagement schafft auch positive wirtschaftliche Auswirkungen, wie Credo gemeinsam mit Siemens in einer Studie herausfand. Durch den besseren Verkehrsfluss lassen sich zum Beispiel jene Kosten vermeiden, die durch Staus entstehen. Und die sind nicht unerheblich: Die deutsche Wirtschaft verliert jährlich staubedingt rund 100 Milliarden Euro.
In den Augen von Siemens
Das Angebot von Siemens zur optimalen Handhabung des erwähnten Spannungsfeldes in den vier Modi Straße, Schiene, Luft und Wasser ist sehr weitreichend, von energieeffizienten LED-Signalgebern, skalierbaren Verkehrsrechnern und hochmodernen Verkehrszentralen bis hin zu satellitengestützten Mautsystemen für den Fernverkehr. Entscheidend sind zuverlässige Hardware, modernste Detektionsverfahren und Software-Algorithmen. Mithilfe der Software Sitraffic SmartGuard können Stadtverantwortliche auf ein zentrales Verkehrssteuerungssystem zugreifen und Lichtsignalanlagen, Detektoren oder Parkhäuser aus der Ferne steuern. Der Nutzer hat per PC, Tablet oder Smartphone von überall Zugriff auf seine Anlagen und kann sich per Kartenmaterial von OpenStreet-Map einen Überblick über das gesamte System verschaffen. Sitraffic Stream ermöglicht die Priorisierung des öffentlichen Personennahverkehrs durch GPS-Empfänger und Mobilfunknetz. Sitraffic Stella ist konzipiert für Wetterdetektion, Dauerzählstellen und Stauwarnanlagen. Die Streckenstation wird an kritischen Orten eingesetzt, um gezielt Gefahrenmeldungen abzusetzen. Das Parkleitsystem Sitraffic Guide erlaubt eine reibungslose Integration verschiedener Parkhaussysteme und eine Anbindung an die Siemens Verkehrsmanagementzentrale. Sitraffic Sensus Unit kombiniert die unterschiedlichen Mautsysteme in Europa, vereinfacht die länderübergreifende Mauterhebung und unterstützt hybride Ansätze, bei denen Straßen verschiedener Klassen mit unterschiedlichen Technologien bemautet werden. InterUrbanService-App wiederum ist ein Verkehrsinformations- und -leitsystem auf großen Schilderbrücken.
Mit Sitraffic sX hat Siemens auf der Intertraffic 2014 eine neue Steuergerätegeneration für Lichtsignalanlagen und Detektoren vorgestellt. Die neue Technologie ermöglicht den Zugriff auf bereits im Feld betriebene Steuergeräte. Möglich wird dies durch einen zusätzlichen Echtzeitprozessor, der bei Bedarf die Steuerung der Ampelanlage übernimmt. Über Plug-and-Play erfolgt ein automatischer Datenabgleich mit Sitraffic smartGuard. Dank der anwenderorientierten Software und der intuitiven Benutzerführung lässt sich das Steuergerät auf einfache und userfreundliche Weise vom PC, Tablet oder Smartphone parametrieren.
Mobilitätsausblick
»Siemens ist bereits sehr weit gekommen auf der Mobilitätsreise«, betont Dirk John. »Mit der adaptiven Verkehrssteuerung sind schon exzellente Lösungen auf dem Weg der Verkehrsoptimierung am Markt.« In Münster wurde der Verkehrsfluss mit Sitraffic Motion um 15 Prozent erhöht. Sitraffic Motion stimmt die Ampelphasen flexibel auf das Verkehrsaufkommen ab. »Aber es gibt noch viel zu tun.« Der Siemens-Leiter ist überzeugt, dass noch viele Jahre Handlungsbedarf besteht.