Mittwoch, Februar 05, 2025

Energiecomfort-Geschäftsführer Manfred Blöch im Gespräch über die Wirtschaftlichkeit von Biomasseanlagen und Maßnahmen für die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden.

Report: Energiecomfort betreibt in einigen Gemeinden eigene Biomasseanlagen. Rechnet sich Biomasse derzeit überhaupt?

Manfred Blöch: Hier muss man zwischen privaten, kleineren Anlagen unterscheiden und einer gewerblichen Energieversor­gung, die auch mit Themen wie Personal, Steuern und Gehälter zu tun hat. Wir betreiben seit zehn Jahren Biomasseanlagen für die Wärmeversorgung in Österreich, Deutschland und der Slowakei und alle unsere Anlagen bilanzieren betriebswirt­schaftlich sehr gut – also gewinnbringend. Aber auch wir haben unser Lehrgeld be­zahlt und können heute auf Basis unserer Erfahrungen ein Tuning für Biomassean­lagen anbieten. Das Ziel hier ist, mit we­niger Brennstoffeinsatz mehr Wärme er zeugen zu können. Viele unrentable, aber ökologisch sinnvolle Ortswärmenetze können damit profitabler geführt werden. Optimierungspotenzial gibt es allerorts. Oft ist die Technik nicht ganz so fit in der Praxis, wie es Hersteller versprechen – besonders im Zusammenspiel wesentlicher Anlagenkomponenten. Auch betrifft eine Optimierung nicht alleine die Heizungs­anlage, sondern inkludiert Pufferspeicher, Leitungsinfrastruktur, die unterschied­lichen Verbraucher bis hin zum Einkauf und der Hackschnitzelqualität. Gerade diese gesamtheitliche Betrachtung er­möglicht dann Verbesserungen selbst bei neuesten Anlagen. Energie aus Biomasse zu gewinnen, funktioniert nicht einfach nur, indem ich etwas ein- oder abschalte. Die Regelung passiert wesentlich kom­plexer und bezieht auch mit ein, dass eine Biomasseanlage mit rund 20 % Grundlast betrieben werden muss. Ein Heizkessel mit entsprechendem Glutbett sollte ja niemals komplett abgeschaltet werden.

Report: Wo eignet sich dann ein örtliches zentrales Wärmeversorgungsnetz mit Biomasse und wo nicht?

Blöch: Jede Anlage und jedes lokale Versorgungssystem müssen unterschiedlich be­trachtet werden. Rein aus ökonomischen Gesichtspunkten eignet sich eine lokale Energieversorgung mittels Biomasse eher für Regionen, in denen der Betrieb auch über die Sommermonate wirtschaftlich möglich ist. Dazu brauchen Sie eine entsprechende Kundenstruktur: Industrie und Gewerbe, oder gehobene Hotellerie etwa mit Schmimmbädern und Spa-An­geboten. So versorgen wir beispielsweise in der niederösterreichischen Gemeinde Trumau die örtliche Kläranlage mit Wärme für die Klärschlammtrocknung. Wenn dagegen die Abnehmer in einer Gemeinde ausschließlich Haushalte, Gemeindeamt, Kindergarten und Schule sind – die in den Sommerferien geschlossen sind – rech­net sich der Betrieb rein wirtschaftlich nicht. Da wäre man mit Gas oder sogarHeizöl besser dran. Wird ein Energieversorgungsystem dagegen auch ökologisch bewertet, sieht die Rechnung ganz anders aus. Abgesehen davon, dass Energie heute einfach immer noch zu billig ist und die Folgekos­ten fossiler Energienutzung der­zeit noch nicht abschätzbar sind – alleine auch aus politischen Überlegungen wer­den die Erneuerbaren bereits mit anderen Augen betrachtet. Manchen Gemeinden ist deshalb der grüne Gedanke wichtig. Eine nachhaltigere Energieversorgung be­zieht lokale Wirtschaft und heimische Pri­märenergieträger mit ein und schafft eine unabhängigere Energiewirtschaft für ein­zelne Regionen.

Report: Energieeffizienz wird in den kommenden Monaten mit der Umset­zung einer EU-Richtline in nationales Recht wieder groß geschrieben. Wie bereiten sich Unternehmen darauf vor?

Blöch: Paradoxerweise werden Opti­mierungsmaßnahmen derzeit eher ge­bremst. Solange die Rechtslage nicht klar ist, in welcher Weise bereits getätigte Investitionen in den Zielvorgaben angerech­net werden, hüten sich viele Betriebe vorübereilten Schritten. In Wirklichkeit aber haben sie nichts zu befürchten. Klarerwei­se ist die erste Kilowattstunde schnell und leicht eingespart, und die letzte deutlich teuer. Wir haben aber Kunden, die seit einem Jahrzehnt laufend in Energieeffizienz investieren und immer noch Steige­rungen erzielen und so Geld sparen. Energieeffizienzprojekte sind ja Selbstläufer: Investiert wird nur dann, wenn unterm Strich und in relativ kurzen Zeiträumen die Energiekosten gesenkt werden können. Ein gutes Beispiel hier ist unser Service »Energie.Optimal«, der sich auschließlich über erzielte Einsparung finanziert. Investitionen sind hier gar  nicht nötig, und wenn doch, werden sie über die Ein­ spargewinne finanziert. Die Experten der Energiecomfort analysieren gemeinsam mit dem Kunden ganzheitlich den Ener­ gieverbrauch in Gebäuden und auch die unterschiedlichen Nutzungsprofile. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass 80 % der Aufgabenstellungen mit einfachsten Mitteln gelöst werden können. Meist ist das einfach alleine durch eine bessere, an­ gepasste Regelung der Wärmeversorgung machbar.

Report: Was sind typische Maßnahmen? Welche Lösungswege wiederholen sich?

Blöch: In der Planung und Errichtung eines Bürogebäudes werden meist zwar Konzepte für die Heizung, Lüftung, Kühlung und Beleuchtung inkludiert. Niemand aber kennt in dieser Phase die tatsächlichen Bedürfnisse der Gebäude­nutzer in den Folgejahren. Welche Unternehmen nutzen es? Wie viele Menschen halten sich in den Räumen auf? Werden die gleichen Räume außerhalb der Kernar­beitszeiten oder am Wochenende von klei­neren Besetzungen genutzt, oder gibt es dafür andere, besser beheizbare Flächen? Wir betrachten ein Gebäude als etwas Lebendiges, das sich gemeinsam mit sei­ nen Nutzern ständig verändert. Aufgrund unserer Erfahrungen zielen unsere Rat­schläge oft nicht nur auf die Energieinfrastruktur, sondern auch auf die Organisation in Unternehmen ab. Energieeffizienz betrifft also nicht immer gleich die großen Brocken Fenster und Dämmung. Wesentliches kann bereits mit kleinen Maßnahmen erreicht werden.

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