Gemeinsam mit den E-Wirtschaftsverbänden Deutschlands und der Schweiz hat der Branchenverband Oesterreichs Energie Maßnahmen präsentiert, wie die heimische E-Wirtschaft zum Ausbau der Speicher und Netze zu einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen kann. Gefordert werden geänderte Rahmenbedingungen für die Wasserkraft.
Österreichs Elektrizitätsunternehmen wollen in den kommenden Jahren schwerpunktmäßig in die erneuerbaren heimischen Energieträger Wasserkraft und Windenergie investieren, auch Fotovoltaik wird stärker in den Fokus gerückt. Wasser- und Windkraft sollen aus Sicht von Oesterreichs Energie in den kommenden Jahren wesentliche Beiträge zur Erreichung der Energie- und Klimaziele, zur Sicherung der Stromversorgung und zur Ankurbelung der Wirtschaft in Österreich leisten, so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie und Karl Heinz Gruber, Sprecher Erzeugung Oesterreichs Energie und Vorstand der Verbund Hydro Power AG.
Deutschland, Österreich und die Schweiz wollen den Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken durch eine verstärkte Zusammenarbeit im Rahmen einer Energieinitiative vorantreiben. Das haben die Energieminister der drei Länder 2012 im Rahmen einer gemeinsamen Erklärung beschlossen. Man gibt sich betont offen auch „für Kooperationen mit weiteren Alpenländern“.
Die Grundlagen der Energieinitiative basieren auf den Zielen der europäischen Energiepolitik und erkannten Problemen des heutigen Systems. „Die Energieabhängigkeit der EU stieg von 2000 bis 2010 im Schnitt um zehn Prozentpunkte. Gleichzeitig erhöht sich die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, in 2015 werden bereits gut 15 Prozent des Stroms in Europa erneuerbar produziert werden, 2020 bereits fast 25 Prozent“, so Schmidt. Damit erhöht sich auch der Bedarf an Stromspeicherung und Regelenergie und wird schon in wenigen Jahren durch die bestehenden und in Bau befindlichen Kapazitäten nicht mehr gedeckt werden können. Bereits ab 2020 können die Leistungsspitzen von Wind- und Sonnenstrom voraussichtlich nicht mehr im Netz untergebracht werden, wenn nicht etwas unternommen wird. Pumpspeicher sind nicht nur die einzige großtechnisch vorhandene Lösung, sondern auch die wirtschaftlichste und mit Abstand effizienteste Technologie. 43 Prozent der Pumpspeicherleistung in der EU-15 finden sich im DACH-Raum. Jedoch der Speicherbedarf wird sich zumindest verdoppeln.
Faire Rahmenbedingungen gefordert
Gemeinsam setzen sich die Verbände Oesterreichs Energie, BDEW und VSE für faire Rahmenbedingungen für die Speicher und einen raschen, bedarfsgerechten Ausbau ein. Notwendig sind unter anderem grenzüberschreitende Kooperation, Gleichbehandlung und Marktzugang und ein Abbau von Hindernisse und Bremsen für den Infrastrukturausbau, so Schmidt. Schmidt und Gruber sehen im aktuell unsicheren Marktumfeld die Gefahr, dass die in der Energiestrategie angepeilten Ausbauziele für erneuerbare Energien verfehlt werden. Gruber: „Die notwendigen Projekte werden deutlich langsamer verwirklicht als geplant. Schon im Vorfeld führen die immer umfangreicheren strategischen Planungen unter Einbeziehung aller relevanter Stakeholder zu deutlich längeren Vorlaufzeiten. Verzögerungen bei den immer komplexer und zeitaufwändiger werdenden Genehmigungsverfahren und die Verwerfungen der Strompreise auf dem Strommarkt führen zu einer Verschiebung der geplanten Fertigstellungstermine und damit in letzter Konsequenz zu einem Verfehlen der Ziele für den Ausbau.“
Insgesamt zeichnen sich bereits heute Verspätungen in der Ausbauplanung um rund fünf Jahre ab. Schmidt: „Das ist schlecht für Österreich, schlecht für die System- und Versorgungssicherheit, schlecht für die Umwelt, schlecht für die Wirtschaft und bedeutet außerdem eine steigende Abhängigkeit der heimischen Stromversorgung vom Ausland.“ Falls sich die Projekte noch um weitere Jahre verschieben sollten, gibt es eine wachsende Diskrepanz zwischen den gesetzten Energie- und Klimazielen und der Realität, die Ökobilanz wird schlechter.
Aktuelle Kraftwerksprojekte
Die Konzentration beim Bau neuer Kraftwerke liegt in Österreich bei den erneuerbaren Energieträgern mit einem projektierten Zuwachs bei Wasser, Wind, sowie in begrenztem Umfang auch bei Fotovoltaik von in Summe rund 5,5 TWh. Für die thermischen Ersatzkraftwerksprojekte ist unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Gegebenheiten bis auf Weiteres kein Baubeschluss in Sicht. Die Investitionssumme aller vorliegenden Projekte im Kraftwerksbereich beträgt auf aktueller Basis mehr als neun Milliarden Euro. Bei Windenergie und Fotovoltaik stieg das Projektvolumen der Energieversorger im Verband stieg um 15 % auf insgesamt 943 MW. Dabei handelt es sich um neue Projekte, die allesamt spätestens 2014 oder 2015 abgeschlossen sein werden. Gruber erwartet, dass „unter Einbeziehung privater Projektanten die Prognosen für eine installierte Windkapazität von 4000 MW bis 2020 eingehalten werden können.“
Im Wasserkraftsektor können die angepeilten Ziele für Österreich voraussichtlich nicht gehalten werden. „Die Energiestrategie plante 3,5 TWh zusätzliche Wasserkraft bis 2015 ein, bisher verwirklicht sind aber nur 0,6 TWh. Und wenn alles gut läuft, erreichen wir bis 2015 bestenfalls in Summe eine Terawattstunde. Im Masterplan Wasserkraft aus 2008 standen noch sieben TWh bis 2020, heute sprechen wir von vier TWh bis 2025“, relativiert Gruber. Als Grund gibt Gruber die zunehmende Komplexität der Planung an. „Zwei TWh des aktuellen Projektvolumens entfallen auf die Erneuerung und Erweiterung bestehender Wasserkraftwerke, nur etwa zwei TWh Strom sollen neue Projekte liefern“, ergänzt Gruber, der darauf verweist, dass damit von dem noch machbaren ökologischen Wasserkraftpotential in den kommenden 10 Jahren nur rund 30 Prozent genutzt werden. An wirklich zusätzlicher Stromerzeugung aus Wasserkraft blieben für Österreich damit in Summe nur 2,2 TWh übrig, denn die derzeit geplante strenge Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie würde die Stromproduktion aus den bereits bestehenden Kraftwerken um etwa 1,8 TWh reduzieren.
Gemeinsamer Speicherpool
Aktuell sind in Europa 170 Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb. Gemeinsam verfügen allein Deutschland, Österreich und die Schweiz mit einer Kapazität von 12.500 MW über einen sehr umfangreichen Anteil an der gesamten Pumpspeicherleistung in Europa. Weitere Projekte mit einer Kapazität von 11.000 MW sind in Vorbereitung oder in Bau. Die damit verfügbare Leistung würde ausreichen, um den Speicher- und Flexibilitätsbedarf der Region Deutschland-Österreich-Schweiz bis 2020 zu decken. Auch nach 2020 sind neue Pumpspeicherkraftwerke erforderlich, um die schwankende Einspeisung aus Erneuerbaren Energien, deren Anteil an der Erzeugung weiter steigen wird, sicher ausgleichen zu können und somit die Stromnetze zu stabilisieren.