
Und es dreht sich doch. Nicht sehr laut, nur ein leises Knarren ist zu hören. Aber das genügt, um seinen Zweck zu erfüllen. Das runde Gemini-Haus in Weiz bewegt sich mit der Sonne um seine Achse, so wird die Energie optimal aufgesogen. 2001 wurde das Gemini-Haus von Architekt Erwin Kaltenegger erbaut und bald als Weltsensation gefeiert. Das erste bezugsfähige Einfamilienhaus der Welt war geboren, das mehr Energie erzeugt als verbraucht. Als Plus-Energie-Haus hat es in der Fachwelt heute seinen festen Platz. In Weiz steht es noch immer als Wahrzeichen und war der Initiator für viele weitere Bauprojekte. Grundstein für die Energierevolution sind große Photovoltaik-Flächen an der Fassade und auf dem Dach, innovative Wärmedämmung und eine gefinkelte Steuerung, die das Haus nach dem jeweiligen Stand der Sonne optimal ausrichtet. »Der Leidensweg war lange, bis das Projekt realisiert wurde«, gesteht Erwin Kaltenegger, »ich habe die typische Reaktionskette wie bei allen Innovationen zu spüren bekommen: Zuerst wird man belächelt, dann bekämpft und am Schluss ist sowieso alles selbstverständlich.« Mittlerweile ist das Eigenheim als Kraftwerk Realität. Gemini, Zwilling, steht schließlich für die Doppelfunktion aus Wohnhaus und Kraftwerk. Und aus dem Zwilling wurde eine ganze Siedlung. »Für viele war das Utopie, eine Spinnerei, für mich ein serienreifes Konzept.«

Vom Haus zum Auto
Jedes Haus schafft nicht nur ein Mehr an Energie, sondern die gesunkenen Heizkosten schaffen ein Plus im Haushaltsbudget. Die Heizkosten bewegen sich bei so einem Haus zwischen 95 und 300 Euro pro Jahr. Bei bereits bestehenden Häusern wird in der Energieregion ebenfalls kräftig umgebaut, beim jüngsten Projekt konnte für das Bezirkspensionistenheim in Weiz eine Energieeinsparung von 85 Prozent erreicht werden.
Auch im Bereich der E-Mobilität hat die Region eine Vorreiterrolle. Einer der Pioniere ist Fred Gingl, Frank Stronachs Weggefährte und Magna-Mann der ersten Stunde. Seit Jahren treibt er die E-Mobilität voran und war mit seinem Unternehmen Magna Marque Geburtshelfer eines Edel-E-Bikes. Die neue Styriette ist ein modernes und leistungsstarkes Pedelec, ein Leicht-Motorrad der Steyr-Daimler-Puch Werke aus dem Jahr 1938, das eigentlich ein verbrennungsmotorisiertes Fahrrad war. Dieses Konzept wurde nun auf ein Pedelec mit von Gingl entwickeltem BionX-Antrieb übertragen. Das Besondere an diesem System: Beim Treten bekommt der Fahrer zusätzliche elektrische Unterstützung, die Motorleistung ist über einen Kraftmesssensor automatisch an die Muskelkraft des Fahrers gekoppelt. Der Motor ist also nur während des Tretens aktiv.

Nachhaltige Schafbauern
Solar- und Photovoltaiktechnik wird in der Energieregion weiterhin gefördert, symbolisch steht dafür der Baum aus Sonnenkollektoren, der auf dem Hauptplatz in Gleisdorf steht. »Die Förderungen und Rahmenbedingungen sind in Österreich leider sehr schlecht«, kritisiert Erwin Kaltenegger, »wir liegen in Europa ganz weit hinten. Aber in wenigen Jahren wird Solarstrom gleich viel kosten wie konventioneller Strom, das wird der endgültige Durchbruch für die Photovoltaik.« Bis 2020 soll die Energieregion (www.energieregion.at) mit 18 teilnehmenden Gemeinden und 42.000 Einwohnern mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Erreicht werden soll dieses Ziel durch Projekte in mehreren Bereichen. Neben den Bereichen energieoptimiertes Bauen und Elektromobilität arbeiten die Gemeinden an den Projekten Energieforschung (Forschungen im Bereich hochwertiger Energieherstellung), Energiealternativen (Photovoltaik, Biogas), gesundes Wohnen und gesunde Ernährung. Dafür werden hochwertige Produkte aus der Region gefördert. Ein Musterbeispiel ist das Projekt Weizer Schafbauern, das nach den Kriterien Nachhaltigkeit, lokaler Wertschöpfung und Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region gestaltet ist. 300 Weizer Schafbauern erzeugen innovativ vermarktete Fleisch-, Milch- und Käseprodukte für den österreichischen Lebensmittelmarkt. Im Bereich gesundes Wohnen strebt die Energieregion eine Forcierung heimischer hochwertiger Einrichtung wie Böden und Möbel an.
