Mittwoch, November 20, 2024

Kyoto-Ziel. Verkehr  und Wohnen dürfen nicht tabu sein.Eine aktuelle Studie zeigt, dass die angepeilten Klimaziele Österreichs auch mit ambitionierten Maßnahmen nicht erreichbar sein werden. Fazit: »Ein gesteigertes Energiebewusstsein der Bevölkerung ist unumgänglich.«

Kann Österreich die aktuellen energie- und klimapolitischen Ziele bis 2020 erreichen? Dieser Frage ging das Forschungsinstitut SERI mit Partnern im Rahmen des Projektes e-co nach und untersuchte im Auftrag des Klima und Energiefonds, wie eine notwendige Umorientierung des österreichischen Energiekonsums dazu aussehen müsste. Analysiert wurden zudem sich daraus ergebende volkswirtschaftliche Effekte. Dazu wurden verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Schwerpunkten – Ausbau der erneuerbaren Energie, Effizienzsteigerungen und Verbrauchsreduktion durch Verhaltensänderungen – entwickelt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur in einem einzigen Szenario wird bis zum Jahr 2020 ein Anteil von 34 Prozent erneuerbarer Energie am End­energieverbrauch realisiert. Die CO2-Emissionen können in keinem einzigen Szenario auf den Stand von 1990 (62,08 Mio. Tonnen CO2) gesenkt werden – das Kyoto-Ziel liegt sogar darunter. Immerhin: Eine nachhaltige Energiewende wirke sich auf jeden Fall positiv auf Bruttoinlandsprodukt und Beschäftigungszahlen aus.

Größter Einspareffekt durch Verhaltensänderungen

»Den größten Einsparungseffekt bringen tiefgreifende Verhaltensänderungen. Das Potenzial des Ausbaus von erneuerbarer Energie und der Erhöhung der Energieeffizienz reicht dagegen nicht aus, um die notwendige Energiewende herbeizuführen«, fasst Projektleiter Friedrich Hinterberger das Ergebnis des Projektes zusammen. Vor allem bei Effizienzsteigerungen wirkt sich der sogenannte Rebound-Effekt negativ aus: So nimmt der Energieverbrauch – etwa bei Haushaltsgeräten oder beim individuellen Verkehr – trotz verbesserter Effizienz in diesen Bereichen seit Jahren kontinuierlich zu. »Eine Lösungsmöglichkeit wäre eine Verteuerung von Energie im selben Ausmaß wie Effizienzsteigerungen«, schlägt Hinterberger vor.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Verhaltensänderungen in den nächsten Jahren zu einer nachhaltigen Energiewende führen, sei allerdings eher gering. »Studien zeigen, dass technische Maßnahmen eher akzeptiert werden als Verhaltensmaßnahmen. Am wenigsten werden Änderungen im Bereich des Konsumverhaltens akzeptiert. Energie wird vor allem gespart, um Kosten zu reduzieren, selten aus Umweltschutzgründen«, berichtet SERI-Wissenschaftlerin Lisa Bohunovsky.

Ein gesteigertes Energiebewusstsein der Bevölkerung sei unumgänglich, um eine Energiewende zu initiieren. »Politische Maßnahmen sollten auf jene Bereiche fokussieren, die einen Großteil des Energieverbrauchs österreichischer Haushalte ausmachen, nämlich Verkehr und Wohnen. Dabei muss auch das Verhalten der österreichischen Bevölkerung adressiert werden. Mobilität ist der am schnellsten wachsende und energieintensivste Sektor. Der individuelle Verkehr darf nicht mehr länger ein Tabuthema für die Politik sein«, fordert Bohunovsky. Im Bereich Wohnen seien Maßnahmen notwendig, die zu einem Umdenken der Bevölkerung in Hinblick auf die gewünschte Wohnform führen: ein Attraktivierung verdichteter Wohnformen sowie eine Verteuerung vom Wohnen im Grünen.

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