Trotz Rekord-Klimakatastrophen weigern sich weltweit Politik und Industrie, den Kurs nachhaltig zu wechseln. Im Gegenteil: Mit aller Macht wird weiter genau ins Eintreten des Klimakollapses investiert.
Text: Rainer Sigl
Solarenergie ist die historisch billigste Stromquelle, das vermeldete die International Energy Agency schon in ihrem »World Energy Outlook 2020«. Damals rechnete die IEA mit einem unmittelbar bevorstehenden Peak der CO2-Emissionen durch Verbrennen fossiler Energieträger. Drei Jahre später sieht die Welt – leider – etwas anders aus.
Die Enttäuschungen reichen von Kleinigkeiten bis hin zu handfesten Verbrechen am Leben künftiger Generationen. Die von der IEA damals geäußerte Hoffnung auf eine durch die Pandemie verstärkte Homeoffice-Arbeitskultur, die allein Millionen Tonnen CO2 eingespart hätte, wurde etwa nicht zuletzt durch das Geltungsbedürfnis diverser Managerpsychen ausgebremst. Nicht nur verhaltensauffällige Multimilliardäre wie Elon Musk fühlen sich unwohl, wenn ihre Untergebenen von zu Hause aus arbeiten, auch und besonders für das mittlere Management seien Hybrid-Arbeitslösungen ein vor allem den eigenen Job bedrohendes Ärgernis, wie eine Gallup-Studie aus dem Jahr 2022 nahelegt.
Weit schlimmer wiegt aber die Kehrtwende, die die globale Fossilindustrie in Sachen Klimaschutz hingelegt hat: Während vor einigen Jahren zumindest halbherzige grüne Alternativen zu Öl und Gas ins Auge gefasst wurden, haben sich einige der größten Ölkonzerne der Welt, etwa ExxonMobil, Saudi Aramco, BP und Shell, inzwischen wieder dem uneingeschränkten Geschäftemachen in den Klimakollaps hinein verschrieben. Daran werden sie nicht nur nicht gehindert, sondern tatkräftig unterstützt – auch mit Steuergeld.
Steuergeld für, nicht gegen den Klimakollaps
Jahr für Jahr wird die Fossilbranchen laut IWF weiterhin mit Milliarden an staatlichen Subventionen gefördert. Für eine rasche Klimawende ist laut endlosen Beteuerungen nicht genug Geld vorhanden. Für die Unterstützung jener Unternehmen, die seit Jahrzehnten und auch weiterhin rasant den Kurs auf die Klimakatastrophe halten, gab und gibt es trotz Milliardengewinnen weiterhin Steuergeld als Unterstützung. 2022 laut IWF sieben Billionen Dollar, fürs Protokoll: Das sind 7.000 Milliarden oder 7,1 Prozent des globalen BIP, für, nicht gegen die weitere Erhöhung des CO2-Gehalts dieses Planeten.
Bei der kommenden Weltklimakonferenz, der COP28, ausgerechnet in den Vereinigten Arabischen Emiraten, ausgerechnet unter dem Vorsitz des dortigen Chefs des staatlichen Ölkonzerns Adnoc, ist nicht damit zu rechnen, dass dieser fatale Kurs in Frage gestellt wird. Solange Geld damit zu verdienen ist, wird in dieses brennende Gebäude, in dem wir und kommende Generationen leben wollen, weiterhin Benzin hineingepumpt werden.
Dabei wären die Alternativen so naheliegend und – siehe oben – so günstig wie nie zuvor. Die Hälfte aller Haushalte in Europa, so hat eine in Joule publizierte aktuelle Studie ergeben, könnte sich schon jetzt völlig autark durch Solarenergie versorgen; bis 2050 könnte der Anteil auf 75 Prozent ansteigen, und das nur durch Solaranlagen auf Dächern. Schade, dass in solche Projekte keine Billionen an Steuergeldern investiert werden. Warum eigentlich nicht?