Donnerstag, November 21, 2024
Best of: Netzausbau
(Titelbild: Manfred Tucherl)

Österreich investiert Millionensummen in stärkere Netze: Aktuelle Projekte aus Niederösterreich, Kärnten und Wien.

Niederösterreich: Megaprojekt für Stromversorgung

Das Umspannwerk Ernsthofen an der Grenze Niederösterreichs zu Oberösterreich ist einer der größten und für die österreichische Stromversorgung wichtigsten Netzknoten der APG. Denn über diese Strominfrastruktur läuft auch der überregionale Transport von überschüssiger Windenergie aus dem Osten Österreichs zu den Pumpspeicherkraftwerken in den Alpen. Aufgrund der langen Betriebsdauer seit den 1940er Jahren ist eine umfassende Modernisierung der 110-kV- und 220-kV-Schaltanlagen notwendig.

Die Modernisierung der 110-kV-Anlage startete 2017 und wurde Ende 2022 bereits abgeschlossen. Nun laufen die Bauvorbereitungen für die Generalerneuerung der 220-kV-Schaltanlage. Zusätzlich werden bis zur Projektfertigstellung 2029 drei weitere 220/110-kV-Großtransformatoren errichtet – der erste ging bereits im Sommer 2022 in Betrieb. Insgesamt werden für das Projekt 30.000 m³ Beton, 110.000 m³ Erdbewegung und 1.400 Tonnen Stahl benötigt. Das Umspannwerk hat einen Gleisanschluss, das einen nahezu CO2-neutralen Stahltransport zur Baustelle per Zug ermöglicht. 



Auftraggeber: Austrian Power Grid (APG)
Projekt: Zweistufige Modernisierung des Umspannwerks Ernsthofen, Ausbau mit drei 220/110-kV-Großtransformatoren, Stahlbauanlieferung mittels Zug.
Zeitraum: 2017 bis 2029
Investition: rund 150 Millionen Euro

Kärnten: Neues Umspannwerk im oberen Mölltal

Das neue Umspannwerk Rangersdorf soll südlich der Ortschaft Lamnitz in Kärnten errichtet werden, neben der bestehenden 110-kV-Leitung, die von Außerfragant über die Kreuzeckgruppe nach Oberdrauburg führt. Das Umspannwerk wird aus folgenden Teilen bestehen: Aus fünf 110-kV-Leitungseinbindungen, zwei 110-kV-Sammelschienen, einem 110/20-kV-Trafo, einer 20-kV-Schaltanlage und sieben 20-kV-Leitungseinbindungen. Mit dem neuen Umspannwerk macht Kärnten Netz seine Infrastruktur im oberen Mölltal zukunftsfit und kann damit rascher bei regionalen Stromausfällen eingreifen und die Erzeugung aus erneuerbaren Energien ins Netz integrieren. Auch die Unternehmen in den Mölltaler Gemeinden profitieren von dem zusätzlichen, leistungsstarken Netzknoten. Aktuell laufen Gespräche mit den betroffenen Grundeigentümer*innen und die Einreichung des Projektes bei den zuständigen Genehmigungsbehörden. 



Auftraggeber: Kärnten Netz
Projekt: Errichtung eines neuen Umspannwerks mit fünf 110-kV- und sieben 20-kV-Leitungseinbindungen, Sammelschienen, Trafo und Schaltanlage.
Zeitraum: Inbetriebnahme frühestens Ende 2024 abhängig von Behördenverfahren und den Bauarbeiten
Investition: rund 15 Millionen Euro

Wien: Stromversorgungsring geschlossen

Insgesamt 20.700 km Freileitungen und Erdkabel werden von den Wiener Netzen gewartet und instandgehalten. 53 Kilometer davon sind Höchstspannungskabel: Ein Erdkabel führt von Simmering Richtung Süden, eine 380-kV-Freileitung führt vom Umspannwerk Südost bei der S1 Richtung Norden. Beim Wiener Zentralfriedhof trifft das Erdkabel die Freileitung. Im Juni wurden diese Teilstücke miteinander verbunden:

Für die Verbindung zwischen dem Erdkabel und der Freileitung sind aufwändige Installationen notwendig: Fünf Meter lange und 1.450 kg schweren Bauteile aus Silikon, die sogenannten Endverschlüsse, werden auf den Gerüsten montiert. Auch die Verbindungsmuffen zwischen den Erdkabelstücken wurden bereits gesetzt. Das letzte Kabel wird Anfang Juli zur Schaltanlage gezogen. Eine erste Überprüfung der neuen Schaltanlage (Umspannwerk) in Simmering gibt es im Herbst 2023. Nach der Überprüfung und Abnahme wird die neu verlegte 380-kV-Verbindung voraussichtlich Ende 2023 in Betrieb genommen.



Auftraggeber: Wiener Netze
Projekt: Montage von Endverschlüssen, um das Wiener Netz mit dem ­österreichweiten Übertragungsnetz zu verbinden. Mit dem Ringschluss der 380-kV-Leitung verstärken die Wiener Netze die Stromversorgung.
Zeitraum: Montagearbeiten ab Juni 2023, Inbetriebnahme Ende 2023
Investition: Gesamtinvestition von rund 150 Millionen Euro in das ­Umspannwerk Simmering und die Verbindung Simmering-Südost.

Niederösterreich: Umspannwerk in Haag Süd

Als Ersatz für das bestehende, mittlerweile technisch veraltete Umspannwerk Haag errichtet die EVN-Tochter Netz NÖ ein neues Umspannwerk. »Das neue Umspannwerk Haag Süd dient dazu, die Versorgungssicherheit trotz steigendem Energieverbrauch zu gewährleisten«, unterstreicht EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer. Generell wird für den Großraum Haag mit einem starken Ausbau der erneuerbaren Energien gerechnet – allen voran mit Photovoltaikanlagen. Dafür sind starke Netze nötig. Das Umspannwerk Haag Süd wird 13.300 Haushalte in 42 Gemeinden versorgen. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme wird das alte Umspannwerk demontiert, vollständig rückgebaut und eine grüne Wiese hinterlassen.



Bis 2030 werden von Netz NÖ 40 zusätzliche Umspannwerke errichtet oder bestehende ersetzt, zudem werden jährlich rund 800 neue Transformatorstationen inklusive der zugehörigen Verstärkung des Mittel- und Niederspannungsnetzes gebaut werden müssen.

Auftraggeber: Netz NÖ
Projekt: Errichtung eines neues Umspannwerks auf einer Grundfläche von rund 1,6 ha, Demontage und vollständiger Rückbau der bestehenden Anlage.
Zeitraum: Baubeginn Mai 2023, Inbetriebnahme ab Oktober 2024, geplante Fertigstellung Juli 2025
Investition: rund 16 Millionen Euro

(Bilder: APG/Froese, Kärnten Netz, Manfred Tucherl, Netz NÖ/Daniela Matejschek)

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