Donnerstag, November 21, 2024

Das Software- und Beratungsunternehmen dataspot hat sich dem Thema »Data Excellence« verschrieben. Die Gründerinnen Barbara Kainz und Michaela Mader erklären, was es damit auf sich hat – und warum Datenmanagement zur Überlebensfrage von Unternehmen und Organisationen in wandelnden Märkten wird. 

Titelbild: Barbara Kainz und Michaela Mader (v.l.) bringen mit »dataspot.« Wissen und Modelle für den richtigen Umgang mit Daten in die Unternehmensorganisationen. (Credit: dataspot.)

Sie beschäftigen sich mit dem Management von Daten in Organisationen. Auf welche Herausforderungen treffen Sie dabei – und was benötigen die Unternehmen?

Barbara Kainz: Die ganze Welt ruft nach Digitalisierung. Doch irgendwann kommt man in einem Unternehmen an einen Punkt, am dem man seine Daten auch verstehen will. Wir setzen mit unserem Beratungsansatz bei unterschiedlichsten Problemstellungen an. Aber wir implementieren keine Technologielösungen, sondern erarbeiten gemeinsam mit Unternehmenskund*innen, wie diese ihre Daten nutzen können.

Das kann unterschiedlich gestaltet sein, je nach Geschäftsmodell. Wer agiert mit wem, in welchem Zusammenhang und mit welchen Resultaten? Daten sind ja nichts anderes als die Dokumentation des Geschäfts eines Unternehmens. Nach sieben Jahren Tätigkeit am Markt mit dataspot wissen wir: Willst du Nutzen aus deinen Daten ziehen, musst du dein Geschäft verstehen. Das klingt trivial, ist es aber nicht.

Tatsächlich ist vielen Mitarbeitenden das Verständnis für das Kerngeschäft ihres Unternehmens verloren gegangen. Es ist vielleicht zu kleinteilig geworden, man wickelt auf den verschiedensten Ebenen im Organigramm Prozesse im Alltag ab, deren Sinn nicht mehr erkannt wird. Ganz oben in der Hierarchie sitzen Menschen, die strategisch denken, Modelle und Ideen im Auge haben. Unten, in der Abwicklung und auf Ebene der Daten schaut es aber oft anders aus.

Wir geben den Menschen das Werkzeug und das Wissen über ihre Daten in die Hand, um wieder sinnvoll gestalten und steuern zu können. Im Idealfall kann dann mit Daten alles gemacht werden, was man möchte: Neues, Altes und Verbesserungen von Bestehendem. Wir sprechen dabei von »Data Excellence«.

Michaela Mader: Beide aus vielen Jahren Erfahrung in der IBM-Welt kommend, wissen wir, was es heißt, Frameworks zu schaffen. Diese sind meist komplex und schaffen Abhängigkeiten. Mit unserem Beratungs-Framework zu Data Excellence schlüsseln wir die Einzelthemen in den Organisationen auf Daten- und Prozessebene auf. 

Auf Grundlage welcher Technologien setzen Sie Datenprojekte auf?

Mader: Das ist technologieagnostisch und hängt von den Prozessen, Methoden und Vorgehensweisen ab. Ziel ist immer, Zusammenhänge zu verstehen und eine Awareness – wir sprechen von Data Literacy – zu schaffen. Sich damit zu beschäftigen, ist relativ neu. Ausbildungsmöglichkeiten finden Sie dazu in Österreich noch nicht. Rund um das Thema Daten werden bestenfalls einzelne Aspekte behandelt. Daher schulen wir unsere Kund*innen begleitend in Projekten. Wir vermitteln Wissen zu unserem Beratungsframework aber auch zum Themenfeld Daten, das insbesondere bei größeren Unternehmen eine Herausforderung ist.

Für das Beschreiben der Zusammenhänge von Daten und Prozessen setzen wir auf eine Software für Metadatenmanagement.
Zum Zeitpunkt der Gründung von dataspot gab es Produkte dazu am Markt, die aber technisch ausgerichtet waren. Beschrieben wurde lediglich – verkürzt gesagt –, auf welcher Plattform Daten gespeichert werden. Das ist nett, aber viel zu wenig.

Um der Datenlandschaft in einem Unternehmen tatsächlich ein Gesicht zu geben, haben wir deshalb unsere eigene Metadatenmanagement-Software »dataspot.« geschaffen. Sie geht auf die fachliche Sicht ein, auf Rollen, Rechte und Pflichten, auf Datenqualität und damit verknüpfte Prozesse. Mit Bootcamps aus unserer eigenen Academy vermitteln wir dann das Wissen zum Thema Daten mit knackigem Praxisbezug.

Sehen Sie generell mehr Wissen zum Thema Datenmanagement bei den Menschen nötig?

Kainz: Auf jeden Fall, deshalb engagieren wir uns auch in einer Community für unsere Kund*innen, aber auch darüber hinaus. Wir diskutieren Anwendungsfälle und arbeiten mit der ADV zusammen – der Name des Vereins steht ja heute für »Austrian Digital Value«.

Gemeinsam mit unser Vorstandskollegin Brigitte Lutz, Data Governance Koordinatorin der Stadt Wien, wurde 2018 eine Konferenz-Reihe zum Thema gestartet. Zudem bieten wir im Zuge der Zusammenarbeit mit dem ADV-Netzwerk eine Personenzertifizierung für Data Excellence an. Dabei werden Menschen grundlegend mit Data-Governance-Skills ausgestattet.

In welcher Phase des Markt- und Wissensaufbaus rund um Data Excellence sehen Sie Unternehmen?

Mader: Die österreichischen Unternehmen stehen relativ am Anfang, sie sind aber im Vergleich zu Deutschland und Schweiz schon gut aufgestellt. dataspot hat bereits zahlreiche Kunden in Österreich. Wir sprechen vor allem große Unternehmen an, die mit ihren komplexen Organisationsstrukturen einen Riesenbedarf für Datenqualität und Datenmanagement haben.

In Österreich ist das natürlich ein begrenzter Markt – daher bietet sich für uns auch Deutschland als zehnmal größere Wachstumsregion an. Tatsächlich ist das Thema Data Excellence ebenso für den heimischen Mittelstand wichtig – der hat aber in der Regel nicht die Personalressourcen und auch nicht die Umsatzgröße, um sich professionell damit beschäftigen zu können.

Können Sie ein Beispiel für die Arbeit an einem neuen Datenmanagement in einer Organisation geben?

Kainz: Mein Lieblingsbeispiel ist die Verwaltung der Stadt Wien. Der Magistrat verfügt über umfangreiche Daten über die Stadt selbst und über alles, was in ihr aus Verwaltungssicht passiert. Kerngeschäft ist der Service an den Menschen, sowohl für Bürger*innen und Besucher*innen als auch für die Mitarbeitenden der Stadt.

Im Zuge eines eigentlich rein technischen Projekts wurde bereits vor vielen Jahren der Bedarf für ein umfassendes Datenmodell festgestellt. Wir haben gemeinsam an einer Data-Excellence-Organisation gearbeitet, in der klare Rollen festgelegt wurden. Man einigt sich auf die Verantwortung für das Modell, auf die Art von Daten und Formate, aber auch darauf – das ist enorm wichtig –, wer sich im laufenden Betrieb darum kümmert.

Diese Rollen sind in allen Fachbereichen des Magistrats ausgeprägt, die Menschen arbeiten täglich mit ihren eigenen Inhalten daran. Abteilungsleiter*innen von über 70 Magistratsabteilungen sind eingebunden, bis zum Team des CIO. Ein starke Unterstützung hat das Projekt auch vom IT-Bereich der Stadt Wien erfahren. Denn wenn ein Datenmodell nicht durchgängig etabliert und gelebt wird, kann die IT noch so viel Technik dahinter bauen – es würde trotzdem funktionieren.

Mader: Das Modell wurde mit Leben gefüllt, indem die Daten Fachdomäne für Fachdomäne auf einer zentralen Plattform abgebildet wurden. Über Schnittstellen stehen heute die Daten im so genannten Vienna DX Center zur Verfügung. Damit können Datenprodukte geschaffen werden, mit denen die Fachabteilungen arbeiten. All diese Anforderungen rund um Rollen und Formate wurden im Rahmen der Data Excellence definiert. Mit Governance schaut man darauf, dass das Modell nahtlos funktioniert und am Laufen bleibt.

Welche Vorteile entstehen nun daraus?

Kainz: Das Projekt und die Ergebnisse in Wien stehen sinnbildlich für unsere Projekte rund um Data Excellence. Die Menschen müssen sich künftig weniger mit der Verwaltung der Daten einer Organisation beschäftigen, sondern können daraus neuen Nutzen schaffen und generell effizienter arbeiten. Man kann der Datenqualität vertrauen und fundiertere Entscheidungen daraus treffen.

Es ist wie mit einem Fuhrpark. In einer ersten Stufe der Datenqualität wissen Sie nur von einer Fahrzeuganzahl. In der nächsten Stufe kennen Sie Modelle, Ausstattung und vielleicht den technischen Zustand. Weiter gedacht ist der Fuhrpark in die Geschäftsprozesse im Alltag integriert – wer die Fahrer*in ist, wohin Fahrten gehen, was befördert wird oder zu welchem Zweck Fahrten stattfinden. Wenn Sie nun einen neuen Service einführen, müssen Sie nicht ihren bestehenden Fuhrpark extra darauf abstimmen.

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