100 Jahre Unternehmensbestehen, womöglich sogar ein paar Jahre mehr – im Jahr 1923 wurde erstmals der Abschluss eines vollständigen Geschäftsjahres der Phönix Elektro- und Industrie-Bedarfsgesellschaft bilanziert. Es war ein Jahr der Hyperinflation und der Besetzung des Ruhrgebiets, eine Unternehmensgründung war ein fließender Prozess. In den Jahren darauf stellte das Unternehmen eine auf Tragschienen reihenbare Klemme für Kraftwerke vor. Mit der Erfindung begann das Wachstum des Technologieunternehmens.
Heute beschäftigt Phoenix Contact rund 22.000 Mitarbeitende weltweit und hat im Vorjahr einem Umsatz von 3,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Zur Phoenix Contact-Gruppe gehören weltweit mehr als 50 Vertriebsgesellschaften und Fertigungsstandorte in elf Ländern.
Frank Stührenberg (Bild oben) ist seit 31 Jahren bei Phoenix Contact tätig und seit 2015 Vorsitzender der Geschäftsführung. Bei einem Gespräch in Wien anlässlich des runden Geburtstages betont er die Kultur des Unternehmens, das vom ersten Tag an bis heute eigentümergeführt ist. „Wir mussten immer erst einmal den Euro verdienen, bevor wir ihn ausgeben konnten“, spricht er auf die schrittweise Erweiterung auch der eigenen Fertigung an – wie etwa die Hallen am heutigen Stammsitz in Blomberg, an dem mehr als 5000 Menschen beschäftigt sind. Phoenix Contact stellt nahezu alles, was es für seine Produkte benötigt, selbst her – von Maschinen, über Werkzeuge und selbst Schrauben.
Mit Verbindungs- und Automatisierungstechnik entwickelt man Lösungen für die weitgehend vollständig elektrifizierte Welt von morgen. Die ganzheitlichen Konzepte inklusive Engineerings- und Serviceleistungen kommen zum Beispiel in der Verkehrsinfrastruktur, der Elektromobilität, für sauberes Wasser, regenerative Energien und intelligente Versorgungsnetze oder im energieeffizienten Maschinen- und Anlagenbau zum Einsatz. Das Familienunternehmen ist längst zum globalen Konzern gewachsen. Und die Aussichten in den neuen Geschäftsfeldern sind gut, dennoch betont Frank Stührenberg die Resilienz seines Unternehmens. Im Laufe der Geschichte wurden Kriege und Wirtschaftskrisen durchgemacht. Die Erfahrungen daraus helfen bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen.
Nach einem Umsatzrückgang von vier Prozent im ersten Pandemiejahr 2020 wurden in den vergangenen zwei Jahren zusammengenommen 1,2 Milliarden Euro Umsatzwachstum (auf heute 3,6 Milliarden Euro) erzielt. „Das sind stolze Zahlen und eine Rückkehr aus einer Krise, wie ich es bislang noch nicht erlebt habe“, sagt der CEO. Dieser Sprung erschöpfe auch Unternehmen und Mitarbeitende. Man sei an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Der Ausbau von Büros, Fertigungskapazitäten und Ausstattung sei „im vollen Lauf“ durchgeführt worden. In Zeiten volatiler Märkte müsse proaktiv gehandelt agiert werden, ist der CEO überzeugt.
Phoenix Contact hat im Vorjahr 250 Millionen Euro investiert, seit 2020 konnten mehr als 4000 Mitarbeiter*innen zusätzlich gewonnen werden. Die Gesamtzahl von 22.000 Mitarbeitenden in der Unternehmensgruppe teilen sich ungefähr zur Hälfte auf Deutschland und international auf. Der Heimmarkt macht rund eine Dreiviertelmilliarde Umsatz aus.
Zentraler Fokus liegt weiterhin auf energieeffiziente Technik und Prozesse. Während die Gesellschaft in Europa auch über Verzicht und Reduktion nachdenken müsse, stellt der künftige Energiehunger der „Emerging Markets“ unser Klima vor neue Herausforderungen. „Die Menschheit wird zukünftig insgesamt noch mehr Energie einsetzen – als Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand in allen Regionen“. Das benötige die Abkehr von Fossilen, die Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Erneuerbaren und Ressourceneffizienz auf allen Ebenen. „Bei allem, was wir bei Phoenix Contact tun, konzentrieren wir uns auf diese Handlungsfelder“, sagt Stührenberg.
„Wir haben in den letzten Monaten schmerzhaft lernen müssen, wie groß unsere Energieabhängigkeit in einzelnen Bereichen ist und welch hohes Gut Versorgungssicherheit ist“, sieht auch Österreich-Geschäftsführer Thomas Lutzky die Automatisierungs- und Energietechniklösungen von Phoenix Contact als Portfolio für die Lösungen für die „All Electric Society“.
Auf der Hannover Messe Mitte April gratuliert auch der Mitbewerb zu 100 Jahren Jubiläum von Phoenix Contact. (Bild: Martin Szelgrad)