Mittwoch, November 20, 2024

Im Gespräch über die Mission Energiewende: Mit Lösungen für Photovoltaik-Aufdachanlagen kann Milena Krstic, Application Engineer Automation, auf die langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Produktion bei Weidmüller setzen. 

Was ist Ihre Aufgabe bei Weidmüller?

Milena Krstic: Ich bin seit 2015 als Anwendungstechnikerin bei Weidmüller im technischen Support tätig. In meiner Laufbahn konnte ich eine breite Expertise aufbauen: Angefangen habe ich im Bereich der Elektronik, im Lauf der Zeit habe ich dann sukzessive meine Kenntnisse in der Automatisierungstechnik erweitert. Mein Know-how wächst stetig mit der Entwicklung unserer Lösungen. So betreue ich im technischen Innendienst mittlerweile auch unsere Photovoltaik-Lösungen.

Welche Produkte bieten Sie speziell in diesem ­Bereich?

Krstic: Wir wollen die Installation von PV-Anlagen einfacher und sicherer gestalten. Dafür bieten wir ein Gesamtportfolio an. Dieses reicht von Generatoranschlusskästen und Überspannungsschutzgeräten bis hin zu Steckverbindern und Werkzeug für die Montage von Anlagen. Jede Photovoltaik-Anlage muss vor Überspannungen und Blitzströmen geschützt werden. Unsere Generatoranschlusskästen der Serie PV Next übernehmen diese Funktion und sind ebenso wie alle anderen Komponenten aus unserem Angebot zwischen den PV-Panels und dem Inverter installiert. Zusätzlich können in den PV-Boxen PV-Strings kombiniert werden, um den Verkabelungsaufwand zu reduzieren. Dazu gibt es Normen, die eingehalten werden müssen. Hier beraten wir unsere Kunden natürlich gerne.

Ihre Ansprechpartner*innen sind nicht Endkund*innen, sondern die Installateur*innen?

Krstic: Durch die große Vielfalt am Photovoltaikmarkt gibt es natürlich unterschiedlichste Ansprechpartner*innen. Das sind nicht nur Elektroinstallateur*innen, sondern auch Unternehmen, die Solar- oder PV-Anlagen planen. Es gibt auch Beratungsunternehmen, die mit ihren Leistungen für deren Endkund*innen in der Wertschöpfungskette agieren. Diese sammeln Informationen über Angebote und Lösungen am Markt und sind deshalb auch mit uns in Kontakt.

Wo werden die Produkte von Weidmüller erzeugt?

Krstic: Die Produkte aus dem Photovoltaikbereich werden in Deutschland und der Schweiz assembliert. Die Einzelkomponenten kommen zu einem großen Teil aus Europa. Die in einer PV-Box verarbeiteten Überspannungsableiter, die auch als Stand-alone-Lösungen bei Weidmüller bezogen werden können, kommen aus eigener Erzeugung. Ebenso alle Klemmen, die sich auf den Platinen befinden, das Gehäuse, die Verschraubungen und weitere Elemente. Die Fertigung in Europa ermöglicht es uns, die Lieferkette im Griff zu haben sowie direkte und kurze Wege zu unseren Partnern.




Ihre Produktfamilie der Generatoranschlusskästen und Feuerwehrschalter werden als »Next Generation« betitelt. Auf welche technische Entwicklung bezieht sich dieser Begriff?

Krstic: Wir haben eine längere Historie im Photovoltaik-Bereich und hatten erste Boxen für die großen Handelspartner schon vor mehr als zehn Jahren im Programm. Damals war die Technik anders konzipiert. Während man Lösungen früher auf einer Tragschiene verbaut hat, sind sie heute auf einer Platine zu finden. Mit diesem Umdenken sind sozusagen die Systeme von der Schiene weg in die Elektronik gewandert. Dieser Zugang wird als Next Generation bezeichnet.

Wie geht es generell der PV-Branche? Die Anbieter werden ja derzeit mit Anfragen überhäuft.

Krstic: Die Nachfrage ist sehr groß. Wir haben politische Ziele in Österreich und Europa sowie auch internationale Zielsetzungen für die Energie- und Klimawende. Zusätzlich möchte Europa nun auch eine Selbstständigkeit in Energiefragen schaffen. Das sehen wir auch im Kleinen – bei den Haushalten, die selbst Energie erzeugen und Unabhängigkeit vom Energiemarkt gewinnen wollen. Es wird die eigene private Versorgungssicherheit angestrebt – aus Sorge vom einem Blackout und bei den gestiegenen Energiepreisen auch aus Kostengründen. Alle diese Themen haben dazu geführt, dass wir vermehrt Anfragen für unsere Anlagenkomponenten im PV-Bereich bekommen. Der Bedarf steigt aktuell überproportional.

Können Sie ausreichend liefern?

Krstic: Zum größten Teil ja. Es hängt allerdings immer vom einzelnen Produkt ab. Natürlich sind auch wir mit Herausforderungen in der Lieferkette konfrontiert, da speziell der Bedarf im letzten Jahr stark gestiegen ist. Speziell bei den PV-Sticks ist der Bedarf sogar exponentiell gestiegen. Früher hatte man entlang der Lieferkette viele Teilbereiche wie Produktion, Lager, Disposition – also den Lieferweg – und am Ende die Inbetriebnahme. Das Thema Lagerhaltung oder Lageraufbau ist aktuell noch nicht möglich. Wir gehen aber davon aus, das sich dieses Thema in der zweiten Jahreshälfte 2023 stark verbessern wird.

Wie unterscheiden sich in Ihrer Palette die Komponenten für unterschiedliche Anlagengrößen?

Krstic: Bei kleineren Anlagen im privaten und gewerblichen Bereich setzen wir auf unsere PV Next Produkte. Diese PV-Anwendungen sind meist standardisiert mit Spannungen von rund 1000 Volt DC und bis zu zwölf MPPTs (Anm. »Maximum Power Point Tracking«, Spannungsregler). Größere Installationen decken wir mit unserem PV Utility Portfolio ab. Die PV Utility-Lösungen decken einen Spannungsbereich bis 1500 Volt DC ab und bieten bis zu 32 Eingänge. Mit der PV Utility-Reihe können wir auch kundenspezifische Varianten projektbezogen anbieten. Denn eigentlich gleicht in diesem Bereich keine PV-Anlage der anderen.

Wir sind weltweit tätig und in unterschiedlichen Bereichen kommen unterschiedliche Funktionalitäten zum Einsatz, wie zum Beispiel Kommunikationsschnittstellen für Wetterinformationen und andere Umgebungsdaten. So gibt es insbesondere in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung sogenannte Tracker, mit denen Paneele für den bestmögliche Ertrag am Sonnenstand ausgerichtet werden können.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?

Krstic: Eigentlich alles (lacht). Es ist der Kontakt mit den Kund*innen. Und es sind unsere guten Lösungen, für die wir stehen. Derzeit gibt es viele Herausforderungen, wie Lieferzeiten und generelle technische Entwicklungen, die wir gemeinsam mit unseren Kund*innen lösen.

(Bilder: Georg Wilke, Wolfgang R. Fürst)

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