Von einem Hindernismarathon bei Förderanträgen für PV spricht der Anlagenbauer Solarr.at – auch wenn es rechtliche Erleichterungen bei den nächsten Calls geben wird.
Ein um 200 Millionen Euro größerer Fördertopf heuer und die Möglichkeit einer Antragstellung ohne Bekanntgabe des Zählerpunkts: Ein aktueller Verordnungs-Entwurf im Rahmen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes könnte Verbesserungen für Investitionszuschüsse für Photovoltaik-Anlagen im Haushaltsbereich bringen. Konnte bis zum Vorjahr eine Förderung nur beantragt werden, wenn bereits vom lokalen Netzbetreiber die Zählpunktnummer bekannt gegeben war, wird nun auch die nachträgliche Bekanntgabe des formalen Netzanschlusses möglich.
Wenig verändert haben sich laut Solarr.at-Geschäftsführer Nicolas Rieger (Bild oben, Foto: Philipp Lipiarski) aber Engpässe bei der Antragsstellung. Durch die seit Jahren hohe Nachfrage – sie ist seit der Ukrainekrise noch einmal massiv gestiegen – sind Calls nach wenigen Minuten vorüber, der Topf ausgeschöpft. „Wenn man Pech hat, und wenn es nur die Internetverbindung ist, muss man ein weiteres Quartal warten“, so Rieger über den Status-quo in den letzten Jahren. Er betrachtet das aktuelle First-Come-First-Serve-Prinzip nicht als fair: Technisch weniger Versierte und beispielsweise auch viele Ältere würden durch den Einreichprozess, der über die Plattform der OeMag abgewickelt wird, benachteiligt.
Mit der Neuerung rund um die Zählpunktnummer wird die Wartezeit auf folgende Förderrunden nun ab 2023 verkürzt. Die Anlage kann trotzdem errichtet und nachträglich für den Zuschuss angemeldet werden. Einziges Kriterium: Sie darf in der Zwischenzeit nicht in Betrieb genommen werden. Rieger hält diese Hürde für „sinnbefreit“, wie er betont. „Warum sollten Haushalte nicht erneuerbaren Strom selbst erzeugen, sobald eine Anlage fertiggestellt ist – und damit für unsere Klimaziele aktiv wirken?“, fragt der Experte.
Rieger sieht die Überlegungen von Umweltministerin Leonore Gewessler positiv, wo nach deutschem Vorbild künftig der Staat auf die Mehrwertsteuer bei PV-Anlagen verzichten könnte. Diese Maßnahme würde die Diskussionen um Fördercall-Tickets und Wartezeiten obsolet machen. Für den PV-Errichter ist dies allerdings noch Zukunftsmusik. „Es nur schwer vorstellbar, dass es dieses Jahr noch umgesetzt wird.“
Das Interesse ist ungebrochen da: Von rund 50 bis 100 Kundenanfragen täglich berichtet der Solarr.at-Geschäftsführer. Eine PV-Anlage amortisiert sich trotz der aktuell um 20 bis 30 % höheren Preise innerhalb von acht bis zehn Jahren. „Für viele stehen die Einsparungen gar nicht an erster Stelle. Sie wollen unabhängiger werden“, beobachtet Nicolas Rieger.