Sonntag, Dezember 22, 2024



Gemäß einer Studie von Wien Energie und Deloitte, die gemeinsam mit der WU Wien durchgeführt wurde, unterstützt die Bevölkerung in Österreich stark den Ausbau der Erneuerbaren. 

Die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte und deren Ausbau ist so hoch wie nie zuvor, vor allem Photovoltaik – auch auf Freiflächen – ist beliebt. Das zeigt eine aktuelle Stimmungsanalyse von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Seit 2015 werden jährlich rund 1000 Personen in der Umfrage um ihre Einschätzungen gebeten. Neben der Photovoltaik (PV) konnten vor allem Kleinwasserkraftwerke (78 %) und Windkraftanlagen (69 %) angesichts der globalen Energiekrise an Beliebtheit zulegen. Es werden Investitionen in die Erneuerbaren befürwortet, ebenso der Trend zu Elektromobilität.

Fast neun von zehn Befragten befürworten den PV-Ausbau in der eigenen Gemeinde. Fast zwei Drittel wünschen sich einen Vollausbau von PV-Anlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Auch der weitere Ausbau von Freiflächen-PV findet große Zustimmung. Ebenso ist die Bereitschaft zur Installation einer privaten Anlage gestiegen: Ein Drittel der PV-Planer will dieses Projekt bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate umsetzen, die Hälfte von ihnen nennt die Energiekrise als Grund dafür. 

„Die steigende Beliebtheit von PV-Anlagen ist erfreulich. Eine der großen Herausforderungen ist allerdings noch die Wärmewende“, betont Studienautorin Nina Hampl, WU Wien. „Fast ein Viertel der Heizungsanlagen in unserer Studie basiert weiterhin auf Erdgas. Der Anteil der Holz-, Hackschnitzel- und Pelletsheizungen sowie jener der Wärmepumpen ist im letzten Jahr nur leicht gestiegen“, so die Forscherin. Grundsätzliches Interesse sei vorhanden: Der Anteil jener Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die in eine erneuerbare Wärmeversorgung investieren wollen, hat deutlich zugenommen.

Den Klimawandel sehen die Befragten als größtes Problem der nächsten zwei Jahrzehnte. Gleichzeitig herrscht ein Informationsdefizit: Ein Drittel der Befragten (32 %) kennt den eigenen Energieverbrauch genau, ein weiteres Drittel (34 %) nur teilweise. Mehr als ein Viertel der Befragten (28 %) weiß nicht oder nicht genau, wie hoch der eigene Energieverbrauch für Heizen, Warmwasser und Strom ist. Bei den unter 30-Jährigen ist dieses Informationsdefizit am höchsten. Aber die Mehrheit hat innerhalb der letzten sechs Monate Maßnahmen gesetzt, um den Energieverbrauch respektive die Energiekosten zu senken. Die Befragten setzen vor allem auf Stromsparen durch Verhaltensänderung und niedrigere Raumtemperaturen. Nahezu ein Fünftel der Befragten (18 %) hat in diesem Zeitraum keine entsprechenden Maßnahmen gesetzt.

Passend zum Thema Eigeninitiative steige in der Bevölkerung auch das Interesse, sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen, wird in der Studie betont. „Wir als Stromversorger übernehmen die Errichtung und technisch-administrative Begleitung von Energiegemeinschaften. Mit diesen Angeboten machen wir die Menschen zum Teil der Lösung – die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie.

Der Energieversorger hat vor Kurzem die 100-MWp-Schwelle bei installierter PV überschritten. „Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Deshalb sind die Studienergebnisse so wichtig“, sieht Strebl die Bevölkerung auf seiner Seite. „Auch wenn wir jedem Kilowatt erneuerbare Energie nachlaufen, wird die Wende aber nur funktionieren, wenn wir den Energieverbrauch in Österreich reduzieren.“

Nachfrage nach Elektromobilität stagniert

Eher schleppend verläuft hingegen die Etablierung von nachhaltigen Lösungen für den Individualverkehr. Das Interesse am Kauf eines Elektroautos stagniert seit Jahren: Zwar sind laut Studie 43 % der Österreicher*innen grundsätzlich am Kauf eines E-Autos interessiert – in den Zulassungszahlen schlägt sich dies jedoch kaum nieder. Für ein Viertel der Befragten, die ein Elektroauto wählen würden, ist die Energiekrise der Grund für diese Entscheidung. Demgegenüber stehen hohe Anschaffungskosten und geringe Reichweiten, die gegen einen Kauf sprechen. 

„Bei der Elektromobilität bewegt sich aktuell zu wenig, es gibt noch zu viele Hemmnisse Der Ausbau der landesweiten Ladeinfrastruktur läuft zu zögerlich und das führt dazu, dass die Imagewerte der E-Mobilität sinken. Gleichzeitig fehlt es an erschwinglichen Fahrzeugangeboten. Passt der Preis, wird sich auch der Markt entwickeln“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte.

Bild: iStock

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