Mittwoch, November 20, 2024

Ob auf schwierigem Pflaster in Oberösterreich, Strom für Haushalte, Gewerbe und Mobilität im Windkraftland Niederösterreich oder im steirischen Almenland: Windkraft-Projekte für eine klimafreundliche Energieversorgung.

Oberösterreich: Windfest in Munderfing

Ende Oktober wurde das sechste Windrad des Windparks in Munderfing eröffnet. Mehr als 1.500 Besucher*innen stürmten regelrecht ein »Windfest« dazu. »Es ist einfach großartig, wie groß der Zuspruch zur Windenergie hier in Munderfing ist«, sagt Lukas Winkler, Geschäftsführer der EWS Consulting: »Schon beim Antransport der Rotorblätter schauten viele begeisterte Menschen mitten in der Nacht zu.« Die oberösterreichische Gemeinde ist Betreiber des Windparks. »Bereits 2005 hat die Gemeinde Munderfing ein Energiekonzept erstellt – mit dem Ziel, in 30 Jahren so viel erneuerbare Energie zu erzeugen wie in der Gemeinde für Strom, Wärme und Treibstoff aufgewendet wird«, freut sich Erwin Moser, Geschäftsführer des Windpark Munderfing. Das neue Windrad mit 3,45 MW Leistung (Vestas V136, Nabenhöhe 166 m) war bereits vor der Windkraft-Zonierung 2017 angedacht und konnte aus diesem Grund umgesetzt werden. Der derzeitige »Masterplan Windkraft« würde dagegen Oberösterreich in eine Windrad-Ausschlusszone verwandeln, kritisiert der Branchenverband IG Windkraft.

Die Windkraft zählt in Munderfing inzwischen quasi zum Kulturgut. (Bild: Abimago.Pictures)

Beteiligte:
Windpark Munderfing GmbH (75 % Gemeinde Munderfing, 15 % Energie AG, 10 % EWS)
Was wurde umgesetzt? Der 2014 errichtete Bürgerwindpark Munderfing mit fünf Wind­rädern und einer Leistung von 15 MW wurde nun um eine weitere Anlage mit 3,45 MW Leistung erweitert.
Besonderheiten: Das Bürgerbeteiligungsmodell wird über einen Gemeindeanteil umgesetzt. Der Windkraftstandort im Waldgebiet wird auch für Wanderungen oder mit dem Rad als Ausflugsziel genutzt – so auch beim »Munderfinger Windparklauf«.

Niederösterreich: Baustart Großkrut-Altlichtenwarth

Seit Oktober entsteht in der Marktgemeinde Großkrut und der Gemeinde Altlichtenwarth der gleichnamige Windpark Großkrut-Altlichtenwarth mit vier modernen Windkraftanlagen. Das Gemeinschaftsprojekt von EVN und ImWind hat eine Leistung von insgesamt 24,8 MW und kann damit künftig rund 19.200 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Bereits 2014 wurde das Projekt in den Standortgemeinden vorgestellt: »Das Projekt hat uns bereits über viele Jahre begleitet und uns vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. Es freut uns daher besonders, dass wir nun mit dem Bau starten können – natürlich im Einklang mit Natur- und Artenschutz«, sagt Georg Waldner, CEO ImWind. Mit den Anlagen sollen künftig jährlich rund 35.000 Tonnen CO2 eingespart werden können.

Eröffneten den Bau des Windparks: Helwig Überacker (EVN Naturkraft), Vizebürgermeister Ludwig Huber (Großkrut), Bürgermeister Gerhard Eder (Altlichtenwarth), LH-Stellvertreter Stephan Pern­kopf, Vorstandsdirektor Franz Mittermayer (EVN), Georg Waldner und Christoph Zurucker-Burda (ImWind). (Bild: Lukas Aigelsreither)

Beteiligte: EVN (50 %), ImWind (50 %)
Umsetzung: Die Inbetriebnahme der vier Windkraftanlagen mit insgesamt 24,8 MW Leistung ist für Dezember 2023 geplant.
Hintergrund: Das Land Niederösterreich will bis 2035 die Windkraft verdreifachen. Neben der Modernisierung von Anlagen sollen 250 neue Windräder gebaut werden.

Niederösterreich: Weltweit erstes Windrad für Bahnstrom

Um die Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie weiter zu erhöhen, haben die ÖBB die weltweit erste Bahnstrom-Windenergieanlage in Höflein im Bezirk Bruck an der Leitha errichtet. Die Anlage hat eine Leistung von rund 3 MW und liefert pro Jahr rund 6,75 GWh Energie – ausreichend für 1400 Zugfahrten Wien-Salzburg. Die »Blattspitzenhöhe« des Windrades beträgt zirka 200 m, der Durchmesser des Rotors 112 m. Gesamtkosten des Projekts: rund sechs Millionen Euro. Vor mehr als 100 Jahren haben die ÖBB die ersten Wasserkraftwerke für Bahnstrom gebaut. Heute erzeugt das Unternehmen gemeinsam mit Partnerkraftwerken rund 60 % des benötigten Stroms selbst. In den kommenden Jahren soll der Eigenerzeugungsanteil auf 80 % steigen. Einen wesentlichen Beitrag wird zukünftig die 16,7-Hz-Bahnstrom-Windkraftanlage in Höflein leisten. Durch die direkte Einspeisung in das bahneigene Netz werden Verluste bei Umformung und Transport vermieden. Die ÖBB investieren bis 2030 rund eine Milliarde Euro in alternative Energieprojekte. 

Am Startknopf für Windstrom: Ministerin Leonore Gewessler und Andreas Matthä (ÖBB). (Bild: Roland Rudolph)

Beteiligte: ÖBB-Infrastruktur AG
Besonderheit: Die direkte Einbindung des Stromes in die Oberleitung wird über eine neu entwickelte Schaltstation in transportabler Containerbauweise erfolgen.
Hintergrund: 2015 haben die ÖBB das weltweit erste 16,7-Hz-Bahnstrom-Solarkraftwerk in Wilfleinsdorf in Niederösterreich in Betrieb genommen. Zudem wurde im Tullnerfeld die weltweit erste Photovoltaikanlage für grünen Bahnstrom auf einer Schallschutzwand pilotiert. 

Steiermark: Windrad auf der Sommeralm 

Nach einjähriger Bauzeit wurde im Sommer mit einem Festakt auf der Sommeralm in der Südsteiermark eines der leistungsstärksten Berg-Windräder Europas in Betrieb genommen. Damit können über 3000 Haushalte im Almenland mit grünem Strom versorgt werden. Das Investitionsvolumen für die Anlage auf 1440 Meter Seehöhe mit einer Leistung von 3,6 MW lag bei 5,6 Millionen Euro. Bereits im Jahr 1999 wurde auf der Sommeralm das erste Windkraftwerk der Steiermark errichtet. Zum damaligen Zeitpunkt handelte es sich um die höchstgelegene Windkraftanlage Europas mit Netzeinspeisung. Nach einem Blitzschlag hat man sich 2016 in der Region zu einer Neuerrichtung entschlossen, in Partnerschaft mit der Energie Steiermark. Mit dem neuen Windrad mit einer Gesamthöhe 180 Meter und Flügellänge von 62 Meter wird die Erzeugung gegenüber dem Pionier-Projekt von damals verzehnfacht. Der Energieertrag liegt nun bei 10.000 MWh Strom pro Jahr. 

LR Johann Seitinger, Martin Graf und Christian Purrer (Energie Steiermark), BM Erwin Gruber (Gasen, Naturpark Almenland), BM Thomas Derler (St. Kathrein am Offenegg) und LT-Abgeordneter Udo Hebesberger. (Bild: Edi Aldrian)

Beteiligte: Energie Steiermark Green Power GmbH
Besonderheit: 1.400 m Seehöhe machen die Anlage (Vestas V162) zu einem der höchstgelegensten Windräder Europas.
Hintergrund: Die Energie Steiermark will in den kommenden fünf Jahren 300 Millionen Euro in Windkraft investieren. Landesweit sind rund 100 neue Windräder geplant – eine Verdoppelung der Anzahl von derzeit 104.

(Titelbild: Abimago.Pictures)

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