Klima-Kipppunkte, explodierende Energiekosten, Versorgungsengpässe: In vielerlei Hinsicht ist die globale Situation dramatisch. Aber es gibt auch gute Nachrichten.
Der Energie Report hat ein paar gute Energie-Nachrichten gesammelt – als Motivation für einen Marsch durch einen möglicherweise harten Winter und als Aufmunterung auf dem langen Weg in Richtung nachhaltige Energiezukunft. Dass etwa erstmals global mehr Menschen in »Clean Energy«-Berufen arbeiten als in jenen der Fossilindustrie, ist ein wichtiger Meilenstein. Mitte September konnte die IEA, die Internationale Energieagentur, diese historische Trendwende bekanntgeben. 65 Millionen Jobs existieren weltweit im Energiesektor, erstmals sind davon weniger als die Hälfte in Industrien zu Hause, die mit fossilen Energieträgern arbeiten.
Afrikanische Wasserstoffzukunft
Und diese Zahl wird noch sinken, weil Erneuerbare täglich ausgebaut werden. So etwa in Afrika: In Namibia soll bereits 2024 das erste afrikanische Wasserstoffkraftwerk den Betrieb aufnehmen. Das vom französischen Energiekonzern HDF Energy geplante Werk wird das gewaltige Solarpotenzial des südafrikanischen Staates für die Herstellung grünen Wasserstoffs nutzen; 142 GWh Strom sollen jährlich produziert werden. Bis 2030 will Namibia mit weiteren Ausbauten bis zu 350.000 Tonnen grünen Wasserstoff für den Export produzieren.
Auch die USA machen endlich die bitter nötigen ersten Schritte, mitbedingt durch Präsident Joe Bidens Finanzierungsturbo: Bis 2027 soll sich die Energiekapazität der Solarindustrie in den Vereinigten Staaten verdreifachen, das hat die Solar Energy Industries Association berechnet. Von 126 GWh auf 336 GWh soll der Output ansteigen, der durch Sonnenenergie gewonnen wird – eine Schätzung, die vielfach als zu niedrig angesehen wird, weil der Boom von Solarenergieinstallationen privater Haushalte dabei noch nicht miteingerechnet wurde.
Rückkehr der Algenreaktoren
Eine Zeitlang war es ruhig um die vor wenigen Jahren noch vielversprechende Bioenergieproduktion durch sogenannte Algenreaktoren, doch ausgerechnet die fossile Industrie könnte der Technologie neuen Schwung verschaffen: Durch die Kopplung der Biospritproduktion durch Algen mit Carbon-Capture-Technologie bei Gaskraftwerken gewinnen beide Komponenten an Attraktivität. Das bei der Gasverbrennung entstehende CO2 kann direkt in den Energiekreislauf der Algenreaktoren einfließen und so umweltfreundlich weiterverwendet werden. Das Bioenergy Technologies Office des US Department of Energy hat vielversprechende Studien in diese Richtung finanziert.
Die beste und unglaublichste Meldung zum Schluss: Einer Forschergruppe der Universität Melbourne ist es laut einem Bericht der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications gelungen, Wasserstoff direkt aus der Luft zu gewinnen – genauer gesagt aus der Luftfeuchtigkeit. Das funktioniert sogar in trockenen Wüstengebieten – und dort wird laut ihren Entdeckern auch der erste und sinnvollste Anwendungsbereich der neuen Technologie liegen. Aus Dominosteinen wie diesen setzt sich eine nachhaltige Energiezukunft zusammen.
(Titelbild: iStock)