Experten warnen davor, das Engagement für die Energiewende aufgrund Corona-Krise zurückzuschrauben. Rückenwind gibt eine aktuelle Studie, die die hohe Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Bevölkerung belegt.
Ein Team um Nina Hampl, Forscherin an der Universität Klagenfurt und der WU Wien, erstellt seit fünf Jahren ein »Stimmungsbarometer« zum Thema Energiewende. Im Herbst 2019, also noch vor Ausbruch der Corona-Krise, erhobene Daten zeigen zwei klare Trends: eine hohe Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Bevölkerung und eine breite Befürwortung klimapolitischer Maßnahmen.
Rund 77 % der rund 1.000 Befragten würde nahe der eigenen Wohnumgebung der Errichtung einer Photovoltaikanlage, Windrädern oder einem Kleinwasserkraftwerk zustimmen. Solarenenergie ist mit 88 % am beliebtesten. 74 % könnten mit einem Wasserkraftwerk leben, Windparks erfreuen 67 %. Besonders hoch ist die Akzeptanz dort, wo die jeweilige Technologie bereits etabliert ist – so ist die Bevölkerung gegenüber Windkraft im Burgenland merklich positiver gestimmt als in Vorarlberg. »Das Ziel der Bundesregierung von 100 % Strom aus erneuerbaren Energien erfordert umfangreiche Investitionen in sämtliche erneuerbare Energieträger. Solche Investitionen können ein Motor für die Konjunktur und Wiederbelebung der Wirtschaft sein«, verweist Studienleiterin Hampl auf Synergieeffekte.
Für die Bundesregierung besonders interessant könnte der hohe Zuspruch für klimapolitischen Vorhaben sein. Zwei Drittel der Befragten begrüßen den Klimabonus für Pendler, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen. 64 % wünschen sich das 1-2-3-Klimaticket. Mehr als die Hälfte hält CO2-Zölle für nicht-klimafreundliche Importe in die EU für sinnvoll. Sogar eine ökologische Steuerreform ist für den Großteil der Befragten vorstellbar.
Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Klimapolitik spiegelt sich allerdings noch nicht im Interesse für E-Mobilität wider. Zumindest 44 % der befragten ÖsterreicherInnen können sich den Kauf eines Elektroautos vorstellen. Bei Jugendlichen ist das Interesse mit 59 % deutlich höher.n