1,6 Mrd. Euro werden in den nächsten Jahren in die Windkraft in Österreich investiert – zu wenig, um das Ziel von 17 TWh erzeugtem Strom in 2030 zu erreichen.
1.340 Windkraftwerke haben im Vorjahr in Österreich mehr als 7 TWh Strom erzeugt und damit rund 11 % des Strombedarfs im Land abdecken können. Windkraft ist mit einer Gesamtleistung von 3.160 MW (Ende 2019) ein großer Player im Energiemix. Knapp ein Drittel der Leistung ist nach Auslaufen von Förderungen bereits auch ungestützt am Markt. Und der Faktor Windkraft soll sich mit den politischen Ziel von 100 % erneuerbaren Strom bis zum Jahr 2030 weiter Gewicht bekommen.
Berechnungen der Branchenvereinigung IG Windkraft zufolge werden bis zum Jahr 2024 Windräder mit einer Gesamtleistung von 1.185 MW und einer Stromerzeugungskapazität von 2,1 TWh errichtet werden. Bei einem Investitionsvolumen von 1,6 Mrd. Euro entspricht der Zuwachs in diesem Zeitraum „nicht einmal der Hälfte des Ausbaus, der nötig wäre, um die von Österreich gesetzten Ziele zu erreichen“, warnt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Im Regierungsprogramm wird die Notwendigkeit von 10 TWh Zubau angeführt – in der Realität bedeutet das 12 TWh, da Anlagen auch ersetzt werden müssen.
Heuer geht die Zahl der Anlagen sogar leicht zurück (-1), der Leistungszuwachs beträgt bescheidene 6 MW netto. Erst ab 2021 zieht das Wachstum kräftiger an – mit Folgeprojekten aus der im Vorjahr beschlossenen kleinen Ökostromnovelle. Doch für das Erreichen der Ziele wären gut 500 MW Leistung Nettozubau jedes Jahr erforderlich. 17 TWh sauberen Strom aus Windenergie würden 2030 dann 23 % des österreichischen Stromverbrauchs abdecken können. Um die Klimaziele zu erreichen, empfiehlt Moidl „dringend einen Umbau des Strommarktes für eine Priorisierung der Erneuerbaren.“ Zudem müsse das für Ende 2020 angekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz einen Ausbau von zumindest 120 Windrädern mit einer Erzeugungskapazität von 1,2 TWh ermöglichen, fordert die Interessensgemeinschaft.
Politik und Pandemie
„Die Entwicklung der letzten Jahre war dramatisch – im negativen Sinne“, spricht Moidl von einem „stetigen Abfall“ seit dem Jahr 2014 aufgrund einer „Stopp-and-Go-Politik bei der Ökostromförderung“. In den vergangenen zwei Monaten ist es zudem durch die Corona-Pandemie zu Verzögerungen bei Baustellen und in Behördenverfahren gekommen. Die Branche sei prinzipiell aber vorbereitet gewesen, betont auch Christoph Manseder, Vertriebsleiter bei Vestas: „Wir sind gut auf diese Situation eingestellt. Vestas hat eine globale Supply-Chain, darunter auch ein Werk in Spanien, das allerdings nur zwei Tage geschlossen war.“