Neben dem Markt der Automobilhersteller befindet sich auch die globale Zulieferindustrie vor einem Umbruch. Die großen Zulieferer werden noch größer und vor allem chinesische Lieferanten werden den Markt aufmischen.
Während die internationalen Automobilhersteller (OEMs) 2018 einen leichten Umsatzrückgang verzeichnen mussten (-1 %), stiegen die Umsätze der weltweit größten Zuliefererunternehmen trotz des schwierigen Marktumfelds um 3 % auf 922 Milliarden Euro. Allerdings ist ein Stühlerücken unter den Top-Zulieferern zu beobachten: Insbesondere chinesische Lieferanten positionieren sich selbstbewusst am Weltmarkt und verdrängen etablierte Player. Das sind die Kernergebnisse der aktuellen Automobilzulieferer-Studie »Strategien für eine neue Wertschöpfungsarchitektur« von Strategy&. »Um auch künftig ausreichend in Innovation investieren zu können, müssen die Zuliefererunternehmen aus dem DACH-Raum ihre Kostenstrukturen anpassen – ohne jedoch an der falschen Stelle zu sparen«, erklärt Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich.
Spät reagiert
Obwohl die EBIT-Margen international unter Druck geraten sind, haben Zulieferer aus der DACH-Region erst spät mit der Anpassung ihrer Kostenstrukturen begonnen. Der Anteil der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten bleibt in Deutschland mit 10,8 % vom Umsatz deutlich höher als der weltweite Durchschnitt von 8,6 %.
Die Offensive aus Asien bedroht zunehmend das deutschsprachige Geschäftsmodell der Innovationsführerschaft: Getrieben vor allem durch den dynamischen chinesischen Markt konnten asiatische Zulieferer ihre F&E-Quote von 3,6 % (2017) auf 4,2 % (2018) des Umsatzes erhöhen und nähern sich langsam dem deutschen Durchschnittswert von 5,8 % (2018) an. Die starken Wettbewerber treiben die Innovation zukunftsfähiger Technologien massiv voran. Parallel dazu wächst ebenfalls die Konkurrenz durch Tech-Unternehmen, die mit eigenen Angeboten und Lösungen ihrerseits immer stärker in das Automotive-Segment drängen.
Strategische Übernahmen
Die Reifenindustrie zeigt laut Strategy&, wie man klug und vorausschauend Branchenkonsolidierung als Strategieelement betreibt: Neun von 26 M&A-Abschlüssen im Bereich Chassis sind Übernahmen innerhalb der Reifenindustrie – die Branche konsolidiert sich offensichtlich rechtzeitig vor der nächsten wirtschaftlichen Abkühlung, um den Preiskampf mit den OEMs durch Marktmacht günstig für sich zu gestalten. »Strategische Fusionen und Aufkäufe, wie sie aktuell zum Beispiel im Bereich des Antriebsstrangs oder in der Reifenindustrie zu beobachten sind, zeigen klar, dass der Markt nach Kostenführerschaft und Skaleneffekten verlangt. Entscheidend ist heute insbesondere die Time-to-Market, die strategische Absicherung des Geschäfts durch arbeitsteilige Partnerschaften sowie organisiertes Schrumpfen in jenen Bereichen, die zukünftig an Marktrelevanz verlieren«, kommentiert Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.