Und sie bewegt sich doch: Die globale Energiewende macht endlich auch ökonomisch Sinn. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.
Die Menschheit lebt auf einem sich mit 1600 km/h drehenden Magneten mit 6000°C heißem Kern in unmittelbarer galaktischer Nachbarschaft zu einem Riesenhaufen brennenden Wasserstoffs – und richtet sich zugrunde, weil sie, um ihren Energiebedarf zu decken, nicht vom Verbrennen toter Dinosaurier lassen kann. Klingt das nicht wie ein Witz?
Vieles deutet auf eine düstere Zukunft hin, unter anderem auch die Unfähigkeit oder Unwilligkeit der industrialisierten Staaten, der Bedrohung mit der nötigen Konsequenz zu begegnen. An kleinen Details lässt sich zumindest ein wenig Hoffnung schöpfen – und sie zeigen: Eine Zukunft ohne fossile Energie, die den Planeten zerstört, ist nicht nur technisch möglich, sondern auch ökonomisch sinnvoll.
Billiger als der Kollaps
Natürlich: Billiger als die vernichtenden Folgen einer sich schon jetzt abzeichnenden Klimakatastrophe wären die grünen, vermeintlich teuren Lösungen schon längst, vorausgesetzt, man blickt über den Tellerrand kurzfristiger Quartalsgewinne hinaus. Mit der täglich realer werdenden Gefahr durch Klimafolgeschäden werden aber zugleich auch die Alternativen rasant wirtschaftlicher. Der Schluss: Die Umstellung der gesamten Weltwirtschaft auf 100 % erneuerbare Energiequellen, die längste Zeit eine als Unsinn verächtlich gemachte Utopie, ist einer Analyse der US-Forschungseinrichtung Bernstein Research zufolge bis 2050 global erreichbar und wirtschaftlicher, als weiter auf fossile Energieträger zu setzen.
In gewisser Weise hat die Politik bei diesem Wandel wenig mitzureden: Der weltweit prominenteste Klimawandelleugner Trump kann all seinen Bemühungen zum Trotz in den USA das Sterben der Kohleindustrie nicht verhindern. Murray Energy, größter privater Player im schmutzigen Kohlegeschäft, dessen Besitzer ein persönlicher Freund Trumps ist, schlitterte jüngst trotz politisch verordnetem Rückenwind ebenso in den Konkurs wie ein halbes Dutzend weitere US-Kohleriesen. Dass übrigens ausgerechnet Deutschland, früher Vorreiter der Energiewende, den Kohleausstieg in seiner erschütternd zahnlosen Klimapolitik in weite Ferne verlegt, zeigt, dass die deutsche Politik nicht nur der ökologischen, sondern auch der ökonomischen Vernunft zuwiderhandelt.
Die deutsche Energiewende wurde bekanntlich mitausgelöst von der Beinahekatastrophe in Fukushima; durch dessen Beispiel könnte der Kurs des europäischen Industrieriesen in Richtung erneuerbare Energiezukunft vielleicht wieder auf Schiene gebracht werden. Mit einer Investition von zweieinhalb Milliarden Euro soll in der nordjapanischen Präfektur statt des havarierten Atommeilers ein Energiecluster aus Wind- und Solarenergie entstehen, der die Metropolenregion Tokio bis 2024 mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt. Erneuerbare Energie ist nämlich inzwischen nicht nur günstiger als jene aus Kohle, sondern auch als Nuklearenergie, wie auch eine Studie des US-Consulters Lazard ergeben hat.
Den Klimawandel zu stoppen ist also endlich auch kurzfristig lukrativer, als ihn achselzuckend in Kauf zu nehmen. Hoffentlich setzt sich diese Erkenntnis schneller durch, als die Systeme kippen.