Wien legt in Rahmenstrategie Ziele bis 2050 fest. Schwerpunkte sind die Themen Klimawandel, Digitalisierung und Partizipation.
Wien erreicht in den nächsten Tagen 1,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Damit alle Wienerinnen und Wiener auch in Zukunft gut in der Stadt leben können, ohne Ressourcen und Umwelt zu belasten, verfolgt Wien seit 2011 eine „Smart City Strategie“. Der Masterplan wird jetzt aktualisiert und an neue Herausforderungen wie den Klimawandel und die Digitalisierung angepasst. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und die designierte Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein haben die neuen Eckpunkte der Smart City Strategie 2019 präsentiert, die im kommenden Gemeinderat beschossen werden soll. Die im Rahmenprogramm festgelegten Ziele sollen schrittweise bis 2030 und 2050 erreicht werden.
„Wien unterscheidet sich von anderen Städten durch eine abgestimmte Strategie, bei der Anliegen und Ideen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, Impulse aus der Wirtschaft, Technologie und Forschung unter ein gemeinsames Ziel gestellt werden: Wien für die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Mit der Smart City Rahmenstrategie sind die Weichen dafür gestellt, Visionen für die Zukunft der Stadt werden so Realität“, sagt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.
„Die Smart City-Strategie ist ein ambitioniertes Papier, das auch mit Leben erfüllt werden muss“, sagte Wiens designierte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein. Das Ziel der Stadt sei es, Technologie mit Nachhaltigkeit zu verbinden und die hohe Lebensqualität in der Stadt auch in Zukunft zu halten.
Neu in die Rahmenstrategie aufgenommen wurden die Themen „Digitalisierung“ und „Partizipation“ als neue Zielbereiche, erklärte Planungsdirektor Thomas Madreiter, der für die Magistratsdirektion für die Umsetzung des Smart City Programms zuständig ist. Bürgerinnen und Bürger sollen bei der Erstellung des Stadtbudgets künftig mehr mitreden können. „Die Wienerinnen und Wiener sollen über Bürgerinnen-Budgets stärker mitreden können, wie öffentliche Mittel eingesetzt werden“, sagt Hebein.
Der Anspruch der Stadt Wien ist, dass von der Digitalisierung möglichst alle profitieren sollen, sagt Bürgermeister Ludwig. In die Smart City Strategie fließt auch die Digitale Agenda der Stadt ein – ein weiterer Masterplan für die Digitalisierung der Angebote der Kommune. Das „Digitale Amt“ wurde bereits mit der „Sag’s Wien“-App für BürgerInnenanliegen oder dem WienBot – einem digitalen Amtshelfer in Form eines „Chatbots“ am Smartphone – ausgebaut. Künftig sollen die Angebote durch eine interaktive Grätzel-Map „mein.wien.gv.at“ mit digitalen Services wie Meldezettel oder Kindergarten-Anmeldungen ergänzt werden. Das Projekt ist bereits in der Betatest-Phase.
Die Stadt will Umweltschutz und Teilhabe am Kulturleben verknüpfen. Mit dem „Kulturtoken“ soll Blockchain-Technologie – also jene Technologie, auf der zum Beispiel Krypto-Währungen basieren – genutzt werden, um aktive Reduktion von CO2 mit freiem Zugang zu Kunst- und Kulturinstitutionen zu honorieren, zum Beispiel durch Nutzen der Öffis. Mit einer Projektausschreibung zum „Digitalen Humanismus“ soll die Digitalisierung und ihr Nutzen für die Menschen aus dem Blickwinkel der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften beleuchtet werden.
Anerkennung für den ganzheitlichen Ansatz gab es von Verena Madner von der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Uni-Professorin und Co-Leiterin des Forschungsinstituts für Urban Management and Governance lobte den ganzheitlichen Ansatz der Stadt bei ihrer Smart City Strategie. „Vernetzung, Koordination zwischen den Abteilungen der Stadt und Öffnung zur Bevölkerung und zur Wissenschaft“ seien Erfolgsrezepte für die Smart City Strategie.
Auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert die Stadt mit einem ambitionierten Ziel: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß pro Person um die Hälfte reduziert werden, bis 2050 um 100 Prozent, so Hebein und Ludwig. Gelingen soll das durch den Ausbau der Öffis und anderer umweltfreundlicher Arten der Mobilität im Stadtverkehr. Konkret will Wien Erfolgsrezepte wie die 365-Euro-Jahreskarte, die den Umstieg auf die Öffis attraktiv gemacht hat, fortsetzen. Langfristig sollen Wienerinnen und Wiener in der Stadt nicht mehr auf das eigene – benzinbetriebene – Auto angewiesen sein, sondern zwischen Öffis und innovativen E-Mobility-Angeboten wählen können.
Auch bei der Energieproduktion will die Stadt langfristig 70 Prozent des Energiebedarfs der Stadt mit erneuerbarer Energie decken und fossile Energie hinter sich lassen. Auch dabei sollen bereits gestartete erfolgreiche Projekte wie Solarkraftwerke, an denen sich Bürgerinnen und Bürger finanziell beteiligen können, oder die Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung weiter ausgebaut werden. In der Stadtplanung sollen gleich alle Aspekte – von Innovation bei der Mobilität über ressourcenschonendes Bauen bis zum Einsatz erneuerbarer Energie miteinander verknüpft werden.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Smarter Together“: In einem Grätzel in Simmering mit 21.000 Bewohnerinnen und Bewohnern werden Elektromobilitäts-Lösungen, der Einsatz von erneuerbarer Energie und nachhaltige Wohnhaus-Sanierungen erprobt. Außerdem testet die zuständige MA 33 (Wien Leuchtet) gemeinsam mit der TU Graz smarte Ampeln, die Fußgängerinnen und Fußgänger erkennen und Rot- und Grünphasen entsprechend schalten. Außerdem reagieren die smarten Ampeln auch auf den Verkehrsfluss.
Wien will die Smart City Strategie laufend weiterentwickeln und den Erfolg des Masterplans am Erreichen der Ziele messen: „Die Strategie ist langfristig angelegt, die rasanten Veränderungen erfordern aber eine Überprüfung und Anpassung in vergleichsweise kurzen Intervallen“, betont Ludwig.
Für die Umsetzung der Projekte werden zusätzlich zu den bestehenden Budgets der einzelnen Dienststellen und Akteure für die Projektumsetzung Fördergelder, etwa von EU Ebene oder nationaler Kofinanzierung, eingesetzt. In den letzten Jahren sind 15 bis 20 Millionen Euro an Investitionen in die smarten Projekte geflossen.