In Zusammenarbeit mit dem internationalen Technologieführer Siemens macht der Lebensmittelhersteller Spitz einen großen Schritt in Richtung Industrie 4.0. und digitalisiert zentrale Betriebsanlagen am Werksstandort Attnang-Puchheim. Im Zuge von Vorträgen und einer anschließenden Anlagenbesichtigung am 07. Mai 2019 gewährten Walter Scherb jun. (Geschäftsführer Spitz), Andreas Schaumberger (Leiter Elektro und Automatisierungstechnik Spitz), Werner Schöfberger (Leiter Prozessautomatisierung Siemens CEE) und Wolfgang Siegel (Leiter Food & Beverage Siemens CEE) Einblicke in die Kooperation.
Digitalisierung verschafft strategischen Wettbewerbsvorteil
Spitz will in seinen Kernmärkten in und um Österreich wachsen. Die Wertschöpfungsketten des Unternehmens sollen laufend verbessert werden. Um die Produktion zukunftsfit zu machen, hat der traditionsreiche Lebensmittelhersteller in einem umfassenden Digitalisierungsprojekt gemeinsam mit Siemens die Herstellung von Fruchtsäften und Co. in Attnang-Puchheim optimiert. Das ist die Basis für weiteres Wachstum und sichert die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Österreich langfristig ab. Spitz kann künftig neue Produkte schneller auf den Markt bringen – ein wichtiger strategischer Wettbewerbsvorteil. Der digitale Datenaustausch ermöglicht die Flexibilisierung und zeitliche Optimierung der Herstellung und führt letztendlich dazu, Lebensmittel schneller und mit weniger Ressourcenaufwand herzustellen.
„Mit Siemens haben wir einen erfahrenen und verlässlichen Partner gefunden, der uns bei der Umsetzung unserer Strategien optimal unterstützt. Siemens konnte sehr flexibel und rasch auf die unterschiedlichen Anforderungen unseres inhomogenen Produktportfolios eingehen und uns moderne und langfristige Lösungen anbieten, die sich kontinuierlich verbessern und ausbauen lassen“, so Walter Scherb jun, CEO der Spitz-Gruppe.
Produktwechsel per Knopfdruck
1,3 Mio. Produkte auf rund 2.000 Paletten verlassen täglich das Lebensmittelwerk von Spitz. Die Herausforderungen für das Unternehmen liegen in der großen Vielfalt und kleinen Chargenzahl von Produkten, die auf 30 Fertigungslinien und 35 Abfüll- und Verpackungsanlagen hergestellt werden. Um effizient und wettbewerbsfähig zu produzieren, muss die Fertigung hohe Qualitätsstandards erfüllen und gleichzeitig sehr flexibel sein. Eine Herausforderung, die die Digitalisierungsexperten von Siemens gemeinsam mit Spitz gelöst haben.
Praktisch per Knopfdruck wird auf einer Fertigungslinie von einem aufs andere Produkt gewechselt. Jeder Produktwechsel muss optimiert sein, damit möglichst wenig Schwund und keine Verzögerungen entstehen. Zwar sind bestimmte Rüstzeiten an Maschinen zu berücksichtigen, doch die eigentliche Prozesssteuerung, das Abrufen der für das jeweilige Produkt nötigen Rohstoffe in vorgegebenen Mengen sowie die erforderlichen Materialien für die abschließende Verpackung erfolgt vollautomatisch. Auftragsdaten werden auf direktem Weg mit dem laufenden Prozess verknüpft, zeitgleich Produktions- und Verbrauchsdaten ins übergeordnete System geliefert.
„Ein derartiger Datenaustausch erfolgte früher oft auf Papier“, berichtet Werner Schöfberger, Leiter des Bereichs Prozessautomatisierung bei Siemens in CEE, „verbunden mit hoher Zeitverzögerung und Fehleranfälligkeit.“ Mittels Digitalisierung wird dieser Prozess automatisiert und funktioniert auf allen Anlagen gleich. Das hat wiederum den Vorteil, dass die Daten aller Produktionsbereiche vollständig, konsistent und letztlich vergleichbar sind. Schöfberger: „Ein wesentliches Feature jedes Digitalisierungsprojekts ist, dass man korrekte und konsistente Daten erhält.“
Schnellere Produktentwicklung und weniger Ressourcenverbrauch
Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0 haben für Spitz einen hohen Stellenwert und stehen im Zentrum der Weiterentwicklung des Unternehmens. Mittels Digitalisierung sollen neue Produkte noch schneller hergestellt und auf den Markt gebracht werden. Die knapp bemessene Time-to-market ist ein wichtiger strategischer Wettbewerbsvorteil. Spitz erhält künftig ganz genaue Daten und Analysen über die Produktion in Attnang-Puchheim.
Sämtliche Silo-Füllstände werden im neuen Produktionssystem manuell chargenbezogen erfasst, daneben aber auch Art und Qualität der Rohstoffe – ein wichtiger Faktor in der Lebensmittelproduktion. Nach Entnahme eines bestimmten Rohstoffs aus dem Silo bzw. von der Palette wird die Menge und der weitere Weg in den einzelnen Produktionslinien genau dokumentiert.
Schlaues Rezeptmanagement
Basierend auf dem im Herbst 2018 abgeschlossenen Digitalisierungsprojekt könnten künftig sämtliche Silo-Füllstände automatisiert erfasst werden. In einem weiteren Schritt wird es möglich sein, die einzelnen Rezepturen abhängig von den Eigenschaften der Rohstoffe anzupassen. Bei der Zuführung zum Verarbeitungsprozess wird beispielsweise der Zuckergehalt eines bestimmten Rohstoffs gemessen. Abhängig vom Ergebnis der Messung wird automatisch die Rezeptur neu berechnet und wenn erforderlich abgeändert, um ein Endprodukt zu erhalten, das in Geschmack, Textur und Aussehen immer gleich bleibt. Die Basisdaten der Rohstoffe beeinflussen also direkt das Rezept. Willkommener Nebeneffekt: Eine Rohstoffverwechslung ist ausgeschlossen. „Das System verifiziert, ob der zugeführte Rohstoff auch wirklich zum Auftrag gehört“, erläutert Schöfberger. Tritt ein Fehler auf, schlägt das System umgehend Alarm.