Mittwoch, November 20, 2024

Die Innung der Elektrotechniker warnt vor der Energiesparlampe und vor Leitungen, die den modernen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind und die Geräteschäden und Netzwerkausfälle verursachen.

 

 Seit einem Jahrzehnt werden verstärkt Störungen an elektrischen und elektronischen Geräten festgestellt. Grund dafür sind die in modernen Geräten enthaltenen kleineren Schaltnetzteile mit so genannten nicht-linearen Verbrauchern, die das Netzsystem belasten und durch zusätzliche impulsartige Belastungen Oberschwingungen im Netz erzeugen, wie Josef Witke, Wiener Landesinnungsmeister der Innung der Elektro- und Alarmanlagentechnik erläutert. Denn das Stromnetz sei auf lineare Verbraucher mit Transformator, Gleichrichterschaltung und Kondensatoren ausgelegt. Diese Dreiphasen-Stromnetze waren früher weitgehend symmetrisch belastet, der Null- oder Neutralleiter war ohne Strom. Die heute auftretenden Oberschwingungen würden sich nur teilweise auf diesem Neutralleiter kompensieren, so dass dieser oft um das 1,5- bis 2-fache überlastet sei, so Witke. Das würde dazu führen, dass der Neutralleiter warm wird, sich die Klemmstellen lockern und viele Geräte defekt werden.

Größere Kabelquerschnitte notwendig
Das Problem dabei: Mit normalen Messgeräten könnten diese Unregelmäßigkeiten gar nicht festegestellt werden. Dazu kommt der „Skin-Effekt“: Durch die Oberschwingungen mit Frequenzen oberhalb der normalen 50 Hz fließt der Strom nicht durch den gesamten Querschnitt des Kupferleiters, sondern nur mehr in den äußeren Bereichen des Leiters. Größere Kabelquerschnitte wären daher notwendig, meint die Innung.
Oberschwingungen können laut Innung auch dazu führen, dass Computernetzwerke abstürzen, ohne dass der Grund dafür in den Netzwerken selbst liege und daher von Netzwerktechnikern auch nicht erkannt wird. Oder dazu, dass die FI-Schutzschalter verzögert auslösen. Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Umwälzpumpen brauchen darüber hinaus, wenn die Leitungen heiß werden, mehr Strom als normal, damit die Motoren ihre Drehzahl halten können.
Kritisch könne es auch dort werden, wo 100 bis 150 Energiesparlampen eingesetzt werden, also in Bürogebäuden etwa, so Witke. Denn auch da können sich, wie das etwa auch bei Rechenzentren der Fall sein kann, durch die baugleichen Elektronikbauteile in den Lampen die Oberschwingungsströme addieren, was zu kaputten Leitungen und Lampen führen kann.

Ökobilanz für Energiesparlampen fehlt.
Überhaupt ist das Thema Energiesparlampen eines, das die Innung der Elektrotechniker in Hochspannung bringt. Zu Unrecht habe die EU mit der Richtlinie, wonach herkömmliche Glühbirnen nicht mehr verwendet werden dürfen, auf einen Bereich hingegriffen, der wie die Beleuchtung weniger als 5% des Stromverbrauchs ausmache, wie Rudolf Reisl, Bundesinnungsmeister der Elektrotechnik, meint. Bei Pumpen, Elektromotoren und anderen Verbrauchern, die 40% der Energie benötigen, wäre mehr einzusparen, so Reisl. Abgesehen von den Klebstoffen, chemischen Leuchtstoffen und Quecksilber, das für die Energiesparlampen benötigt wird und diese daher zehnmal so teuer machen wie Glühbirnen, und dem gesundheitsschädlichen Elektrosmog, der durch die höhere Frequenz und die daraus resultierenden Oberwellen entsteht, gäbe es bis heute keine umfassende Öko- oder Energiebilanz, bei der Energiesparlampen mit Glühbirnen verglichen werden, so Reisl. Außerdem würden sie in der Gesamtenergiebilanz schlechter abschneiden als Glühbirnen, weil deren Erzeugung mehr Energie verbrauche. Weiteres Manko der Energiesparlampen: Sie würden, so wie Leuchtstoffröhren, nicht das gleiche Farbspektrum abbilden wie Glühbirnen und seien daher für Wohnzwecke nicht geeignet, meint die Innung.
Energiesparlampen seien also technisch nicht argumentierbar. Vielmehr sei es dem Lobbying der Beleuchtungsindustrie zu verdanken, dass die EU das Aus für die Glühbirne beschlossen hat, meint der Bundesinnungsmeister. Für die Interessen des Elektrogewerbes hätten die Politiker „kein Ohr gefunden“, ergänzt der Wiener Innungsmeister Witke und zweifelt generell an den von der Politik vorgegebenen energiepolitischen Zielen: „Ich bezweifle, dass unsere Industrie und unsere Politiker wirklich Energie einsparen wollen. Sie wollen nur darüber reden“, so Witkes Einschätzung.

Halogen statt Energiesparlampe
Da die Elektroinnung das Ende der Glühbirne also nicht verhindern kann, plädiert sie dafür, für deren Ersatz wenigstens nicht auf Energiesparlampen, sondern kurz- und mittelfristig auf Halogenlampen umzusteigen. Die gebe es bereits auch in den Formen der Glühbirnen, mit Schraubgewinden und passen damit in alle Standardlampenfassungen. Die Energieersparnis gegenüber der Glühlampe würde zwischen 30 und 50% betragen, die Lebensdauer sei zwei- bis dreimal so lange, betont die Innung. Das ausgestrahlte Licht deckt, ähnlich wie die Glühbirne, ein breiteres Farbspektrum ab, was eine wärmere Lichtatmosphäre bringt, und strahle darüber hinaus um 30% heller als Energiesparlampen.
Langfristig rät die Elektrotechnik-Innung dazu, auf die Zukunftstechnologie LED zu setzen. Diese derzeit noch teure und technisch nicht ausgereifte Technologie sei energieeffizient und umweltschonender. Denn sie bestehen nur aus Silizium – also Sand - und Kupferdraht. Durch die variable Farbtemperatur seien sie für gezielte Anwendungen einsetzbar. In Taiwan seien bereits LEDs in Produktion, die mit 220 V funktionieren und in die Halterungen herkömmlicher Leuchtstoffröhren eingesetzt werden könnten, erzählt Witke. Die Erzeuger hätten also die Technologie im Griff, nicht aber den Markt. Der werde von zwei Konzernen in Europa beherrscht, die derzeit daran interessiert seien, die Energiesparlampen zu verkaufen, meinen die Innungsmeister der Elektrotechnik.

Infos: www.elektroinnung-wien.at; www.elektrotechniker.at


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Ende der Glühlampe
Die EU-Kommission hat am 18. März die Verordnung zur schrittweisen Abschaffung der Glühlampe beschlossen. Die im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie formulierte Verordnung zielt darauf ab, zwischen 2009 und 2012 die Glühbirne durch Beleuchtungskörper am Markt zu ersetzen, die gewisse Mindestanforderungen an Funktionalität, Energieeffizienz, Lebensdauer, Lichttemperatur, Reaktionszeit, Quecksilbergehalt, UV-Anteil und vieles mehr erfüllen. Laut Energie-Kommissar Andris Piebalgs wird damit den Wünschen und Erwartungen der Konsumenten hinsichtlich Funktionalität, Ästhetik und gesundheitlicher Unbedenklichkeit Rechnung getragen. Als Alternativen sind Energiesparlampen auf Basis von Leuchtstoffröhren, aber auch Halogenglühbirnen und LED-Lampen (Light Emitting Diode) vorgesehen. Die EU erhofft sich durch die Umstellung Energieeinsparungen im Bereich Beleuchtung in der Größenordnung von 40 TWh (Terawattstunden) jährlich – das würde dem Stromverbrauch Rumäniens entsprechen.
In der Ökodesignrichtlinie geht es aber nicht nur um die Glühbirne, sondern generell um die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte. Im Sinne der integrierten Produktpolitik (IPP) der EU beziehen sich die Kriterien auf alle umweltrelevanten Aspekte, die im Lebenszyklus der Produkte von Bedeutung sind.

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