Einen Blick in die smarte automatisierte Welt bot die heurige Hannover Messe. Mit selbstständig denkenden und lernenden Robotern sowie digitalisierten Energielösungen sprachen die 6.500 Aussteller mehr als 200.000 Besucher an – mit großem Erfolg.
Adaptronik, Kletterroboter für Windkraftanlagen, eine Infrarot-Spektroskopie, Additive Manu-facturing, Datenübertragung mit Licht, ein Fahrzeug mit immer mehr Karosserieteilen aus naturfaserverstärkten Kunststoffen, ein E-Kamin-Ofen, Cobots und vieles mehr – bereits im Vorfeld der internationalen Fertigungsmesse in Hannover faszinierten zahlreiche Forschungsprojekte. In der Praxis erlebten über 200.000 Besucher Innovationen der 6.500 Aussteller in sieben Leitmessen: Industrial Automation mit Lösungen für die Fertigungs- und Prozessautomation, Motion/Drive & Automation für Antriebs- und Fluidtechnik, Digital Factory für integrierte Prozesse und IT-Lösungen, Energy für integrierte Energiesysteme und Mobilität, ComVac für Druckluft- und Vakuumtechnik, Industrial Supply für innovative Zulieferlösungen und Leichtbau sowie Research & Technology für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer.
Faktor Maschine
Begleitet wurde man in nahezu allen Hallen von intelligenten selbstlernenden Robotern. Für den leichteren Einstieg in die neue Welt intelligenter Geräte bietet SAP sein Schnellstartprogramm Leonardo an, das Personen und Prozesse verknüpfen und damit einen klaren Geschäftsnutzen schaffen soll. Das IoT-Portfolio bündelt Big-Data-Anwendungen und Konnektivität zu einem geschäftsbereichsübergreifenden Paketangebot mit Anwendungsszenarien für vernetzte Produkte, Anlagen und Infrastruktur bis hin zu Fuhrparks, Märkten und Personen.
»Wir investieren massiv in Internet of Things«, betont Daniel Holz, Geschäftsführer SAP Deutschland. In den kommenden fünf Jahren investiert SAP laut Holz zwei Milliarden Euro in Software und Entwicklungen rund um die Vernetzung von Gegenständen und Produktion sowie Entwicklung einer Plattform. »Diese ist notwendig für das Managen von Big Data.« Darüber hinaus sollen Labs weltweit eingerichtet werden.
Bereits im Laufen ist das neue Schnellstartprogramm Leonardo, mit dem Unternehmen IoT-Anwendungsfälle schneller identifizieren und validieren können. Das Programm nutzt die Design-Thinking-Methode, um die IoT-Innovationen an die Strategien und Ziele der Kunden anzupassen. Die Leonardo Bridge verbindet Connected Products, Assets, Fleet, Infrastructure, Markets und People. Mit der SAP Cloud Platform bietet Leonardo IoT-Anwendungen, Business Services für die Entwicklung, technische Services für Hochgeschwindigkeitsdaten und eine Intelligent Edge, um Informationen auf Geräteebene zu verarbeiten. Für 11. und 12. Juli 2017 hat SAP ein erstes großes SAP-Leonardo-Event in Frankfurt angekündigt.
Faktor Twin
Bei allen Guided Tours am SAP-Stand war der digitale Zwilling präsent, der laut Gruppenleitern das Verhältnis eines Produktes zum Kunden modifiziert. Er bildet den gesamten Produktionsprozess ab und ermöglicht jederzeit den direkten Eingriff in die Fertigung. Reale und virtuelle Produktion verschmelzen zu einem sich selbst steuernden Gesamtsystem. SAP: »Heute werden Bauteile von Maschinen so gestaltet, wie wir es gewohnt sind, künftig werden sie so designt, wie es durch Simulation optimiert wurde.«
Neu ist auch die mit Kunden und Dienstleistern entwickelte Lösung SAP Distributed Manufacturing, die 3D-Druck zu einem integralen Bestandteil der digitalen Fertigung macht. Die Lösung schafft eine Umgebung, in der sich Konstruktions- und Einkaufsteams mit Anbietern von 3D-Druckdienstleistungen vernetzen können, um die industrielle Vorfertigung und Genehmigungsprozesse zu standardisieren. Predictive Maintenance bietet vorausschauende Wartung: Durch Sensoren erkennt eine Maschine selbstständig, ob ein Defekt unmittelbar bevorsteht, und leitet Gegenmaßnahmen ein.
Faktor Energie
Von der Energieerzeugung, Speicherung und Mobilität über Netztechnik und Energieeffizienz bis hin zu Steuerung und Monitoring – ein Teil der Hannover Messe galt dem Thema Integrated Energy, also der zunehmenden Vernetzung aller Energiesparten zu einem integrierten System. Die Energiewende ist nur machbar durch Energieeffizienz und Energieeinsparung, ist allgemein einhelliger Tenor. »Die billigste und klimafreundlichste Kilowattstunde ist jene, die man nicht verbraucht.« Die Verschwendung vorhandener Wärme muss in den Fokus gerückt werden. »70 bis 80 Prozent der produzierten Wärme werden nicht genutzt«, betont Herbert Viesel, Geschäftsführer von Viesel Appartebau. Über Wärmetauscher kommt diese ungenutzte Wärme wieder in den Energie-Kreislauf zurück, was Rohstoffbedarf und Energiekosten senkt.
Kaum Widerhall findet noch die Wasserstoffspeicherung. Um dieses Manko zu minimieren, präsentierte Hydrogenious Technologies auf der Hannover Messe eine zukunftsweisende Technologie. Wasserstoff wird mittels flüssiger organischer Wasserstoffträger gespeichert, die bei Umgebungsbedingungen in der existierenden Kraftstoffinfrastruktur gespeichert und transportiert werden können. Herkömmliche Wasserstoffspeicherung funktioniert dagegen nur unter extrem hohem Druck oder bei sehr niedrigen Temperaturen.