Dienstag, Juli 02, 2024

Eine hohe Zufriedenheit und Versorgungssicherheit sowie wieder steigende Wechselraten prägen den Gasmarkt in ­Österreich.

Der Wettbewerb am heimischen Gasmarkt hat sich positiv entwickelt. Das geht aus dem im November vorgestellten Marktbericht der Regulierungsbehörde E-Control hervor. In den ersten neun Monaten des heurigen Jahres haben rund 205.000 Strom- und Gaskunden ihren Anbieter gewechselt. »Das sind die zweithöchsten Werte seit der Öffnung der Strom- und Gasmärkte«, betont E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Von Jänner bis Ende September haben knapp 46.500 Gaskunden ihren Anbieter gewechselt – davon etwa 42.500 Haushalte. Am häufigsten wechselten die Oberösterreicher mit Wechselraten von 5,5 % bei Gas, auf Platz zwei folgte die Steiermark mit 4,6 % bei Gas.

Die Wechselraten bei Gas lagen in Wien bei 3,1 %. »Positive Effekte auf die Wechselzahlen sind durch die erneute Auflage der Gemeinschaftswechselaktion des Vereins für Konsumenteninformation zu erwarten«, prognostiziert der Regulator. Angebote von neuen Vertriebsgrößen wie der Post mit ihrem Filialnetz würden den Wettbewerb um Strom- und Gaslieferverträgen im Haushaltsbereich noch weiter ankurbeln.

Preisentwicklung

Der Preis bei den Haushalten entwickelte sich zwischen 2015 und 2016 je nach Lieferanten und jeweiligem Netzgebiet unterschiedlich. Während ein Musterhaushalt in Graz im Jahr 2016 um 41 Euro brutto weniger für Gas bezahlt, hat ein Kunde in Oberösterreich Mehrkosten von jährlich 25 Euro zu tragen. Die Netzkosten sind Anfang 2016 in allen Netzgebieten gestiegen, wobei die höchste Steigerung von mehr als 10 % Kunden in Tirol, Wien und Niederösterreich zu tragen haben. Einige regionale Gaslieferanten (die Wien Energie, die EVN, die Energie Burgenland, die Energie Steiermark, die Energie Graz, die Tigas sowie die VKW) haben im Laufe des Jahres 2015 ihre Energiepreise gesenkt und ihre Kunden in begrenztem Ausmaß an den fallenden Großhandelspreisen teilhaben lassen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 haben weitere Unternehmen – Salzburg AG, Linz Gas und die Energie AG sowie erneut die Unternehmen der EnergieAllianz und die TIGAS – ihre Preise gesenkt.

Die jährliche Bruttoersparnis beträgt zwischen 20 und 70 Euro, vereinzelt fällt sie sogar höher aus. Der gewichtete Energiepreis Österreichs ist im gleichen Zeitraum von 3,65 Cent/kWh auf 3,32 Cent/kWh gesunken. Dennoch liegt er deutlich über den Preisen der günstigsten Anbieter. Im Juni 2016 betrug der niedrigste Energiepreis für einen Musterhaushalt in den meisten Gebieten 0,89 Cent/kWh inkl. Neukundenrabatten (Top Energy) bzw. 1,94 Cent/kWh ohne Neukundenrabatte (Maxenergy), was deutlich unter dem günstigsten Angebot des Vorjahresmonats von 2,2 Cent/kWh (goldgas) lag.

Die durchschnittlichen Gaspreise für die Industrie lagen im Jahr 2015 im Schnitt zwischen 2,62 und 2,67 Cent pro Kilowattstunde, jene für Haushalte zwischen 3,57 und 3,68 Cent/kWh. Die Preisspanne zwischen den beiden Bereichen hat in den letzten Monaten abgenommen, wohingegen sie sich zwischen Großhandelspreisen und Industriepreisen beziehungsweise Haushaltspreisen wesentlich erweitert hat, was auf die seit Mitte des Jahres 2015 stark fallenden Großhandelspreise zurückzuführen ist. Vergleicht man die Gesamtpreise der Haushaltskunden für Gas im ersten Halbjahr 2016, lag Österreich am sechstteuersten Platz und über dem Durchschnitt der EU-28. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Gesamtkosten für Gas je nach Verbrauchsmenge um ca. 5,5 Prozentpunkte von 7,3 Cent pro Kilowattstunde auf 6,9 Cent gesunken. Dennoch zahlten hierzulande die Kunden mehr als in Deutschland oder Tschechien. Die niedrigsten Gaskosten haben Kunden in Rumänien (3,33 Cent pro Kilowattstunde), mehr als das Dreifache zahlen dagegen Haushalte in Schweden (11,31 Cent pro Kilowattstunde).

Neue Lieferanten

Im Jahr 2010 waren am Markt nur fünf alternative Anbieter in der Regelzone Ost tätig, im ersten Quartal 2016 gab es im Marktgebiet Ost insgesamt 23 Anbieter. Das Gasangebot in Tirol und Vorarlberg hat sich seit der Einführung des neuen Marktmodells und der Öffnung des Retailmarktes im Oktober 2013 wesentlich erweitert. Während es noch im Jahr 2012 mit goldgas nur einen alternativen Anbieter gab, erhalten Kleinkunden in Tirol inzwischen bis zu 24 Angebote (13 Angebote im Vorjahr) von zwölf unterschiedlichen Anbietern. Im Marktgebiet Ost haben Haushalte eine deutlich höhere Auswahl mit über 40 Angeboten (25 Angebote im Vorjahr).

Im letzten Jahr trat die Leu Energie Austria GmbH, eine Tochtergesellschaft der bayerischen Leu Energie, in den Gasmarkt ein, seit April dieses Jahres ist auch E Wie Einfach als Gasversorger tätig. Die Gutmann GmbH hat ihr Versorgungsgebiet von Tirol und Vorarlberg auf Gesamtösterreich erweitert – so der Marktbericht der E-Control.

Zuverlässigkeit

Österreichs Gaskunden schätzen ihre Gasanbieter als besonders zuverlässig und kompetent ein. Das ergibt eine jüngste Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts marketmind im Auftrag der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) unter knapp 2.500 Kundinnen und Kunden. Dabei wurden Zuverlässigkeit, Sicherheit und Qualität der Serviceleistungen abgefragt. Das Ergebnis: »Wir haben die sehr guten Ergebnisse der vergangenen Jahre in puncto Kundenzufriedenheit heuer in jedem Bereich weiter steigern können«, sagt Manfred Pachernegg, Vizepräsident der ÖVGW und Geschäftsführer der Energienetze Steiermark.

Die österreichischen Gasspeicher sind für die Versorgungssicherheit nach wie vor von hoher Bedeutung. Der Füllstand aller österreichischen Speicher, deren Fassungsvermögen auch im Jahr 2016 weiter erhöht wurde, liegt mit derzeit rund 88 TWh bei 96 % und damit über dem Endkundenverbrauch im Jahr 2015 mit rund 84,4 TWh.

Heizkosten-Analyse

Die Österreichische Energieagentur hat auch 2016 die Heizkosten-Analyse für Österreich durchgeführt. Das Ergebnis: Der Brennstoff Erdgas ist bei den Gesamtkosten Sieger –  im Neubau, im sanierten und unsanierten Wohnbau. Fernwärme liegt im Neubau und im sanierten Wohnbau dahinter und hat somit den zweitbes­ten Heizkosten-Wert. Noch vor zwei Jahren erzielte Fernwärme  den ersten Platz, womit das Ergebnis genau umgekehrt war.

»Das Resultat zeigt das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und das große Zukunftspotenzial des Energieträgers Erdgas und der Heizform Fernwärme. Zudem bestätigt es die gute Arbeit in der Fernwärme- und Gaswirtschaft«, sagt Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW). Laut Heizkosten-Analyse der Österreichischen Energieagentur sind die Kosten für die Anschaffung und den Betrieb von Erdgas-Brennwert-Geräten um beinahe 50 % niedriger als bei Pellet-Heizungen.

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