Wenn Bürogebäude und Produktionsanlagen zu viel Energie verbrauchen, treten die Consulter auf den Plan. Sie optimieren die Anlagen. Idealerweise werden Energieconsulter aber bereits in der Planungsphase eingebunden, um den Bauherren den Weg zur Energieeffizienz zu weisen.
Gaskrise, Rohstoffverknappung, Klimaschutz, Energieeffizienz – Reizworte, die in den letzten Jahren die öffentliche Diskussion beherrschen. Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet Energie boomen, die politischen Vorgaben ebenso. Ende des Jahres hat die EU-Kommission formal beschlossen, den Ausstoß von Treibhausgasen um 20 % reduzieren und so die Staaten zu mehr Energieeffizienz bringen zu wollen. An Vorschlägen, wie man dorthin kommt, mangelt es nicht. So fordert der österreichische Energieregulator E-Control in seinem »Grünbuch Energieeffizienz« die Forcierung von Contracting als eine der Maßnahmen. Mit solchen Modellen, bei denen ein Anbieter auf eigene Kosten die Planung, Installation und den Betrieb einer neuen Anlage übernimmt und dafür auf Vertragsdauer die eingesparten Energiekosten als Rückzahlung erhält, könnten bei kleinen und mittleren Betrieben zwischen 20 und 30 % Energie eingespart werden, meint die E-Control. Die Fördertöpfe müssten dazu um 200 Millionen Euro erhöht werden.
Mittlerweile haben die Modelle, die technologischen Entwicklungen, die rechtlichen Vorgaben und die Förderbestimmungen auf dem Sektor der Energieeinsparung ein Ausmaß erreicht, das es einem Häuslbauer, aber auch einem kleinen oder mittleren Gewerbebetrieb, der sich um seine Energiekosten sorgt, unmöglich macht, auf dem letzten Stand zu bleiben. Da kommen die Energieconsulter ins Spiel. Sie analysieren Betriebe auf ihre Energieeffizienz, entwickeln Energiekonzepte für Unternehmen und beraten Bauherren, wo sie Energie einsparen können.
Wozu Energieconsulter?
»Bauherren suchen zunehmend Orientierung in einer Zeit, in der allerorts von diversen Niedrigenergie- und Passivhausstandards die Rede ist«, meint Walter Hüttler, Geschäftsführer der e7 Energie Markt Analyse GmbH. Sein Unternehmen berät Errichter von großvolumigen Wohn- und Bürogebäuden, die auf der Suche nach einem »zukunftsfähigen Baustandard in Hinblick auf die Vermarktbarkeit ihrer Immobilie« sind. Um als Consulter die richtige Orientierungshilfe bieten zu können, müsse man schon in der Planungsphase gemeinsam mit dem Bauherrn die Ziele definieren. Dabei können Consulter Beratung bei der Gestaltung der Gebäudehülle, der Optimierung von Tageslicht, aber auch Hilfestellung zur Auswahl des richtigen Gebäudezertifikats geben, das wiederum als Marketingtool dienen kann.
Auch Andreas Gnesda, Leiter der Interessensgemeinschaft Berater und Planer in der Plattform Facility Management Austria, beantwortet die Frage, in welchem Stadium eines Projektes ein Energieconsulter beigezogen werden sollte, klipp und klar: »Ganz am Anfang« sollte ein strategisches Energiekonzept erstellt werden. Erst damit dürfe ein Bauherr einen Architekten an das Projekt lassen. Die oft praktizierte Vorgangsweise, dem Planer das Energiekonzept umzuhängen, sei falsch: »Das frühe Einbeziehen des Energieconsulters hat massive Auswirkungen auf Invest- und auch auf Betriebskosten«, meint Gnesda, der auch Geschäftsführer des Facility-Consultingunternehmens FaciCon ist.
Nutzer sensibilisieren
Handelt es sich bei der Immobilie allerdings um ein Investorenprojekt, liegt der Hund aber genau in dieser Schere begraben: Denn Investoren und Bauherren sind in der Regel nicht die Benutzer der Immobilie. Sie sind an niedrigen Errichtungskosten interessiert, die Betriebs- und damit Energiekosten sind Sache des Mieters. Daher, so Gnesda, liegt der Schlüssel für energieeffizient geplante Gebäude auch bei diesen Nutzern: »Wir müssen eine Sensibilisierung beim Mieter erzielen«, meint er. Sprich: Man muss den Markt ins Spiel bringen. Wenn potenzielle Mieter von Gewerbe- und auch Wohnflächen schon im Vorfeld die Höhe der zu erwartenden Betriebskosten prüfen lassen und vom Vermieter eine Deckelung der Kosten verlangen, dann werden nicht effiziente Projekte vom Markt verschwinden. Walter Hüttler hat in diesem Zusammenhang bereits ein Umdenken der Bauherren bemerkt, vor allem seit dem Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise: »Bauherren überlegen intensiver, wie sie ihr Gebäude nachhaltiger gestalten können, von der Energienutzung bis zum Komfort«, sieht Hüttler eine Tendenz zu mehr Qualität in der Immobilienentwicklung und zur Energieoptimierung.
Wellness braucht Energie
Dringenden energetischen Optimierungsbedarf sieht Gustav Heger, Geschäftsführer des Consulters CEA aus Hallein, nicht nur im Bereich der Wohn- und Bürogebäude. Neben den klassischen Gewerbe- und Industriebetrieben, wo Produktionsprozesse optimiert werden können, sei vor allem in der Hotellerie, wo die Energiekosten zumindest 2 % der Gesamtkosten ausmachen, die Sensibilität für Energieverbrauch in den letzten Jahren gestiegen.
Der Grund dafür liegt laut Heger im Wellness–Boom: Der habe Hotels dazu gebracht, massiv auszubauen und Pools, Saunen und andere energieintensive Einrichtungen zu installieren, über deren laufende Kosten oft erst im Nachhinein nachgedacht wird. Mit der Installierung von intelligenten Regelungssystemen kann schon einiges zur Senkung der Betriebskosten beigetragen werden: Nachdem Netzbetreiber ihren Kunden die Energiekosten nach den in bestimmten Abständen gemessenen Spitzenlasten berechnen, können Regelungen so eingestellt werden, dass sie etwa die Beckenheizung für einige Minuten abschalten, während die Energielast gemessen wird. Warum das Thema Mess- und Regeltechnik erst in den letzten Jahren aktuell geworden ist, ist leicht erklärt: Diese Technologie war früher teuer, während Energie billig war. Heute ist es genau umgekehrt, diese Gegenbewegung hat dazu beigetragen, energieeffizienter planen zu können.
Hotelleriebetriebe, die wegen ihrer Wellnessbereiche ständigen Wärmebedarf haben, sollten auch darüber nachdenken, ihren eigenen Strom zu erzeugen, meint Heger. Denn Generatoren erzeugen nur rund ein Drittel elektrischer Energie, der Rest ist thermische Energie, die als Abwärme genutzt werden kann. Eine solche Investition könne sich bereits für einen mittleren Hotelbetrieb rechnen.
Industrie braucht Optimierung
Klassisches Einsatzgebiet für Energieeinsparungen sind natürlich die Heiz- und Kühlsysteme eines Gebäudes. Auch da sind die Energievernichter unterwegs: Überdimensionierte Kessel, die nur mit einem Bruchteil ihrer Leistung fahren, müssen sich immer wieder aufheizen, bringen damit einen schlechten Wirkungsgrad und kosten damit viel Geld.
Betätigungsfelder für Energieconsulter gibt es aber auch im Industriebereich bei Antrieben und Motoren. Dort liege großes Einsparpotenzial, so Heger: Denn in der Vergangenheit, als die Energie noch billig war, wurden die Antriebe prinzipiell überdimensioniert, was extrem hohen Energiebedarf vor allem beim Anfahren mit sich bringt. Oft werden Energieconsulter erst dann geholt, wenn die Unternehmen über unerklärlich hohe Energierechnungen stolpern. Bei der Überprüfung von Industriebetrieben stellt sich dann beispielsweise heraus, dass es am Druckluftsystem liegt, das in vielen Fällen auch dann in Betrieb bleibt, wenn nicht gearbeitet wird, aber über undichte Leitungen und Anschlüsse Luft und damit Energie verliert. Oder Produktionsanlagen sind zu groß dimensioniert, wie bei einem Unternehmen in Salzburg, das Lösemittel herstellt und dessen thermische Abluftreinigung die CEA gerade optimiert.