Bis 2019 müssen 95 % aller Stromzähler in Österreich gegen Smart Meter getauscht werden, für 2017 sind 70 % gefordert.
Das bedeutet, dass innerhalb der nächsten Jahre Millionen Messgeräte »smart« werden. Das stellt die Versorgungsunternehmen vor große Herausforderungen. Um diese bestmöglich bewältigen zu können, bedarf es eines intelligenten Zusammenspiels unterschiedlicher Anwendungen, Kompetenzen und Lösungen. Am Rande der Branchenmesse »European Utility Week« Anfang November verkündeten die Technologieunternehmen Atos, Telekom Austria Group M2M und Diehl Metering eine Bündelung ihrer Kräfte – mit dem Ziel, Kunden künftig Smart Metering »aus einer Hand« offerieren zu können.
»Großprojekte in Frankreich, Italien und zuletzt in Serbien belegen unser umfangreiches Wissen im Smart-Metering-Bereich. So konnten wir die letzten Jahre laufend Know-how als Systemintegrator aufbauen und sind nicht zuletzt mit unserer Consultingunterstützung für die Salzburg AG perfekt gerüstet, um die regulatorischen Anforderungen in Österreich umzusetzen« sagt Wolfgang Domann, Head of Sales for Consulting and Systems Integration bei Atos. Während sein Unternehmen die Dienstleistung der Systemintegration in Projekten übernimmt, bietet die M2M-Tochter der Telekom Austria Mobilinfrastruktur, eine österreichweit aufgestellte Servicemannschaft und ihr Know-how bei Kommunikationslösungen. Der Dritte im Bunde, Diehl Metering, liefert sichere Messgeräte für Wasser, thermische Energie, Gas und Strom. Die Palette findet Frank Gutzeit, Bereichsvorstand Diehl Metering, zufolge »überall dort Anwendung, wo bestehende Leitsysteme nicht die gewünschte Performance liefern«.
Österreichzähler erneuert
Im Herbst 2014 hatte die M2M-Tochter der TA bereits ihren »Österreichzähler« vorgestellt, der auf Basis der strengen österreichischen Spezifikationen von einem Herstellerpartner für den Markt gefertigt wird. Ebenfalls im Rahmen der European Utility Week präsentierte M2M-Geschäftsführer Bernd Liebscher die neueste Generation dieses Zählers, der neben einer LTE-Anbindung nun auch in einer Powerline-Communication-Variante (PLC) verfügbar ist. Damit würden die Anforderung der Energieversorger noch besser abgedeckt werden, betont er.
Anfang November konnte der M2M-Spezialist bereits eine kleine Rekordleistung vermelden: Alle Kunden des Netzbetreibers E-Werk Kneidinger in Oberösterreich wurden komplett auf Smart Meter umgestellt. Die Gesamtlösung beinhaltete die Installation der neuen Geräte inklusive Zählertausch, deren Vernetzung über das Mobilfunknetz von A1 sowie die Einrichtung einer IT-Plattform für das Meter-Data-Management. Der Rollout wurde durch ein besonders geschultes A1-Field-Service-Team durchgeführt. Zwar waren von dem Rollout insgesamt lediglich 150 Haushalte betroffen, relativiert Liebscher, doch hätte man die Machbarkeit der Installation und des Starts des Vollbetriebes innerhalb eines einzigen Tages zeigen können. »Größere Rollouts könnten dann einfach mit einer größeren Mannschaft ebenfalls rasch durchgeführt werden«, setzt dieser auf die Skalierbarkeit der Dienstleistungen der Telekom.
Seit 2012 wurden von der TA bereits mehrere Smart-Meter-Rollout-Piloten durchgeführt, dazu zählen Kunden in Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und dem Burgenland.
Smarte Gemeinde in Neuauflage
Schauplatzwechsel nach Salzburg: Ende Oktober gab es in der Smart-Grids-Modellgemeinde Köstendorf den Startschuss für eine nächste Phase. In »Köstendorf 3.0« soll künftig Energie nicht nur in Form von Strom, sondern auch in Form von Gas und Wärme gespeichert und verwaltet werden. Power-to-heat- und Power-to-gas-Lösungen sollen jetzt ein Hybridnetz auf regionaler Ebene bilden. Auch der Netzbetreiber Salzburg Netz GmbH stellt sich den Herausforderungen und managt in Zukunft nicht nur Stromnetze, sondern eine Datenplattform.
Köstendorf hätte bereits gezeigt, dass Smart Grids technisch funktionieren und die Einbindung erneuerbarer Energie ins Stromnetz durch Smart-Grid-Technologien um bis zu 50 % günstiger als der konventionelle Netzausbau ist, betont Salzburg-Netz-Geschäftsführer Michael Strebl.
Intelligente Netze tragen wesentlich zur Leistbarkeit der Energiewende und zur Einsparung von CO2-Emmissionen bei. »Der Netzbetreiber der Zukunft managt nicht nur Stromnetze, sondern auch einen Daten-Hub – er wird zum Digital Grid Operator, der eine für Dritte offene Datenplattform anbietet. Ziel der Plattform ist es, originäre und energierelevante Informationen aufzubereiten und diese unseren Kunden zur Verfügung zu stellen. Der Netzbetreiber wird zum Plattform-Provider. Neben den Energienetzen betreibt er eine Plattform, die es unseren Kunden ermöglicht, die Energiewende aktiv mitzugestalten. Es entsteht ein neuer digitaler Kommunikationskanal zwischen Netzbetreiber und Kunden«, ist Strebl optimistisch.