Montag, Dezember 23, 2024

Die heimische Schalungsbranche steht vor großen Herausforderungen. Die Margen sind weiter rückläufig, vereinzelt ist sogar von Preisschlachten die Rede, gleichzeitig steigen die Ansprüche und Erwartungen der Kunden. Im Parallelinterview mit dem Bau & Immobilien Report erklären die wichtigsten Branchenplayer, wie sie diesen Spagat meistern wollen.

1. Wie ist 2014 für Ihr Unternehmen in Österreich gelaufen?

Walter Tribert, kaufmännische Leitung Ringer: 2014 ist für Ringer sehr gut gelaufen. Wir konnten den Umsatz bei Schalungen um 16 Prozent steigern und liegen damit wesentlich über unseren Erwartungen.

Christian Sorko, Geschäftsführer Peri Österreich: Die Peri Gruppe weltweit erwartet ein sehr gutes Ergebnis für das vergangene Jahr, wir sind mehr als zufrieden mit dem Erreichten. In Österreich konnten 2014 alle »Um- und Aufbauarbeiten« erfolgreich abgeschlossen werden. Strukturell sind wir jetzt flächendeckend für unsere Kunden im Bereich Schalung und Gerüst aufgestellt. Des Weiteren wurde in Lagerflächen und die Automatisierung unserer Reinigung und Reparatur investiert. Wir konnten heuer bei kleinen und mittleren Bauunternehmen genauso punkten wie in der Bauindustrie, wo wir heuer den letzten »Riesen« als Kunden gewinnen konnten.

Walter Schneeweiss, Geschäftsführer Doka Österreich: Von österreichischen Transportbetonlieferanten und Fertigteilproduzenten haben wir vernommen, dass das Rohbauvolumen 2014 doch geringer war als im Jahr zuvor. Ähnliches haben auch wir gespürt. Alles in allem liegt ein spannendes Jahr 2014 hinter der Doka Österreich. Mit dem Spatenstich für die neue Niederlassung Wien und dem Ausbau der Niederlassung West haben wir ein Investitionsprogramm für das weitere erfolgreiche Wachstum der Doka Österreich gestartet.

Gerald Schönthaler, Geschäftsführer Hünnebeck Austria GmbH: Trotz des nach wie vor hohen Preisdrucks haben sich für Hünnebeck Austria das Miet- und Kaufgeschäft sowie die Nachfrage nach baunahen Dienstleistungen gut entwickelt. Gegenüber dem Vorjahr konnten wir unseren Umsatz zum wiederholten Mal in Folge deutlich steigern. Zudem hat die neue Abteilung Projektentwicklung erfolgreich ihre Arbeit aufgenommen, und auch die Bereiche Sicherheitstechnik und Gerüstvertrieb wurden personell aufgestockt.

Gerhard Wagner, Geschäftsführer Meva: Es war ein hartes Jahr mit Gerhard Wagner, Geschäftsführer Meva einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs im Mietgeschäft. Leider hat das Verhalten mancher Marktteilnehmer mit gesunden kaufmännischen Gepflogenheiten nichts mehr zu tun. Da aber unser Fokus auf anspruchsvollen Bauprojekten mit einem hohen Maß an Ingenieursleistungen liegt, konnten wir unsere Marktposition erfolgreich behaupten.


2. Die schwachen Margen stellen die Branche vor große Herausforderungen. Wie wollen Sie diesen Abwärtstrend stoppen?

Walter Tribert: Diesen Abwärtstrend zu stoppen wird eine der größten Herausforderungen für 2015 sein. Dafür werden wir interne Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung setzen und ein verstärktes Augenmerk auf Nischenprodukte legen. Und schließlich glauben wir, mit qualitativ hochwertigen Sonderfertigungen auch faire Preise erzielen zu können.

Christian Sorko: Wenn wir über die Branche sprechen, dann würde ich vorab eine Präzisierung vornehmen. Wir sind nicht die Schalungsbranche, wir sind ein Teil der Lieferkette im Bauprozess. Wir helfen unseren Kunden beim Bauen und somit sind wir Teil der Baubranche. Die Baubranche an sich hat seit jeher mit geringen Margen zu kämpfen. Und genau hier beginnt die Herausforderung für die Schalungslieferanten. In den letzten zehn Jahren wurden immer mehr Dienstleistungen von Unternehmen an den Lieferanten übertragen – die Arbeitsvorbereitung, Logistik und das gesamte Schalungsinvestment. Das heißt, unsere Geschäftsmodelle haben sich gewandelt, vom Schalungsverkäufer zum Schalungsvermieter. Jetzt liegt der Ball bei den Schalungslieferanten, sich klar zu positionieren und alle Dienstleistungen auch transparent und vergleichbar für den Kunden darzustellen, einzupreisen und anzubieten. Die Miete des Materials ist dann nur ein Teil eines Gesamtpaketes an Dienstleistungen.

Walter Schneeweiss: Die Diskussion vom Billigstbieter- zum Bestbieterprinzip geht in die richtige Richtung. Die Verabschiedung vom Billigstbieterprinzip würde die Preisspirale zum Stillstand bringen. Doka Österreich bietet den Kunden faire, leistungsgemäße Preise – Angebot und Leistungsumfang sind dabei optimal auf die erwartete Leistung des Kunden abgestimmt.

Gerald Schönthaler: Wir setzen auf die beiden Standbeine hohe Produktqualität und umfassende hochwertige Dienstleistungen. Komplettlösungen und intensive technische Betreuung haben zwar ihren Preis, ermöglichen aber dem Kunden letztlich eine wirtschaftlichere, sichere und termingerechte Abwicklung seines Projektes. Mit unserem spezifischen Know-how können wir den Kunden in die Lage versetzen, baustellenbezogen tatsächlich alle Wirtschaftlichkeitspotenziale auszunutzen, die in der Schaltechnik möglich sind. Letztlich macht sich das bezahlt – für beide Seiten. Gerade bei den immer komplexer werdenden Bauprojekten sind Komplettlösungen inklusive intensiver technischer Betreuung für den Schalungsanwender alternativlos.

Gerhard Wagner: Wir machen unsinnige Preisschlachten, die in Österreich zum Teil auf die Spitze getrieben werden, nicht mit. Das können wir uns weder leisten noch erlauben, weil der Kundennutzen in puncto Qualität, Innovationen, Produktentwicklung leidet. Wir setzen weiterhin auf hohe Dienstleistungsqualität, denn nur so können wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten, der bezahlbar ist und auch bezahlt wird.


3. Mit welchen konkreten Produkten und Services wollen Sie sich nachhaltig vom Mitbewerb abheben?

Walter Tribert: Wir werden in Zukunft noch mehr auf Kundenwünsche eingehen und gemeinsam mit dem Kunden Qualitätsverbesserungen erarbeiten. Außerdem haben wir ein eigenes Schulungs- und Ausstellungszentrum errichtet, in dem wir künftig Schulungen für ein fachgerechtes und sicheres Handling von Ringer-Produkten anbieten.

Christian Sorko: Im Bereich der Schalung ganz klar mit der MAXIMO Wandschalung, die seit mehr als acht Jahren mit der einseitigen Ankerung den Maßstab setzt. Im Bereich der Decke mit unserer ALU Deckenschalung SKYDECK, bei der das schwerste Element nur 14,9 kg wiegt. Alle Produkte sind nach dem Prinzip »Einfach Leicht und Schnell« entwickelt und garantieren dadurch hohe Sicherheit und kosteneffzientes Bauen. Alle Produkte werden individuell für den Kunden mit allen Serviceleistungen, sprich Logistik, Technik, Planung, Reinigung in Kombination Gerüst und Schalung angeboten. Seit 2015 ist das Unternehmen Schaltec ein Teil der PERI Gruppe in Zentraleuropa, wo wir jetzt auch den kompletten Aftersale Service anbieten: Sanierung, Instandsetzung und Handel mit allen bekannten Schalungs- und Gerüstmarken. Wir freuen uns, bereits vielen Kunden anderer Hersteller eine Sanierung ihrer Schalung in höchster Qualität zu einem fairen Preis anbieten zu können.

Walter Schneeweiss: Mit unserem Produkt- und Dienstleistungsprogramm orientieren wir uns an den bestehenden und aufkommenden Bedürfnissen der österreichischen Bauwirtschaft. Österreich ist ein Hochlohnland mit hohen Sicherheitsstandards. Doka Österreich ist natürlich bestrebt, mit ihren Produkten dazu beizutragen, dass Baufirmen noch effizienter und schneller arbeiten können, um den beträchtlichen Anteil der Lohnkosten an Bauprojekten zu reduzieren. Ein Beispiel bringt diesen Kundennutzen auf den Punkt: Unsere neue Rahmenschalung Framax Xlife plus ist um 30 % schneller als die herkömmliche Rahmenschalung. Dank ausgefeilter Technik ermöglicht sie so deutliche Kosteneinsparungen für die Baufirmen. Gleichzeitig stellen wir mit unseren Produkten sicher, dass der Arbeitsplatz Baustelle immer sicherer wird.

Gerald Schönthaler: Wir bieten hochmoderne Schalsysteme, die ganzheitlich auf heutige und auch künftige Baustellenanforderungen abgestimmt sind. Mit ihrem Einsatz lassen sich die Arbeitskosten gegenüber traditionellen Systemen signifikant reduzieren. Unser erfolgreichstes neues Produkt in Österreich ist nach wie vor der Stahlrahmen-Deckentisch TOPMAX, der bis zu 25 % kürzere Arbeitszeiten und bis zu 50 % geringere Kranzeiten sowie niedrigere Transport- und Logistikkosten ermöglicht. Ähnlich vielversprechend läuft die Markteinführung unserer krangebundenen Wandschalung PLATINUM 100, die sich durch eine Schalungsdruckaufnahme von 100 kN/m2 im Gesamtsystem auszeichnet. Bei den Dienstleistungen werden wir künftig noch mehr als bisher auf den Bereich Arbeitssicherheit setzen. Denn wer sicher arbeitet, arbeitet auch effizient und kostensparend.

Gerhard Wagner: Die Anforderungen der Bauwirtschaft werden immer deutlicher und anspruchsvoller, der Bedarf an Know-how ist groß und wachsend. Es gibt drei Hauptthemen: Qualität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Gefordert ist die Komplettlösung inklusive technischer Prozesse und Unterstützung in der Praxis. Das ist die markanteste Unterscheidung im Wettbewerb: technisch durchdachte Lösungen zu bieten, die der Baustelle helfen. Ein praktisches Beispiel ist ein Frischbetondruckrechner für Wandschalung, der nun sowohl online als auch als App auf dem Handy vor Ort für Sicherheit sorgt.


4. Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Jahr 2015?

Walter Tribert: Wir rechnen mit einem Umsatzplus von rund zehn Prozent.

Christian Sorko: Wir gehen von einem stabilen Markt in Österreich mit den üblichen regionalen Schwankungen aus.

Walter Schneeweiss: Für das heurige Jahr sind die TCO-Prognosen – wenn auch noch verhalten – positiv. Herausragende Doka-Bauprojekte laufen bzw. sind in Planung und wir können unsere Expertise voll unter Beweis stellen. 2015 wird ein herausforderndes, aber zweifellos positives Jahr für Doka Österreich!

Gerald Schönthaler: Wir hoffen, trotz des anhaltend starken Preisdrucks, auch 2015 wieder erfolgreich abschließen zu können. Wir wollen unsere Marktposition weiter festigen und ausbauen. Mit unserer regionalisierten Vertriebsstruktur sind wir sehr gut aufgestellt und können dem Anwender einen reaktionsschnellen baubegleitenden Service bieten – vom Engineering über die Logistik, Reinigungs- und Reparaturleistungen bis hin zur kompletten Projektentwicklung aus einer Hand.

Gerhard Wagner: Wir bauen unsere Position als Komplettanbieter für alle Anwendungen weiter aus, von einer leichter Handschalung bis zur Industrieschalung Mammut 350 mit 100 kN/m² Frischbetondruckaufnahme, der Deckenschalung MevaDec mit Frühausschalen, das Stützenprogramm mit neuen Abmessungen bis 550 cm bis hin zu neuen, in der Branche einzigartigen einhäuptigen Abstützungen von 50 cm bis 13,50 m. Mit diesem technisch führenden Portfolio sehen wir ein leichtes Wachstum in 2015, vor allem bei anspruchsvollen Projekten, im Ingenieurbau, im Architekturbau und bei der Renovierung und Sanierung.

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