Die neue Zentrale des Lauteracher Unternehmens i+R Gruppe hat mit Platin die höchste Auszeichnung in der Königsklasse „New Construction“ (Gesamtbauwerk inklusive Innenausbau) der LEED-Zertifizierungen erhalten. Die Überreichung des Zertifikats an die Geschäftsführung erfolgt am 9. Oktober im Rahmen einer offiziellen Feier in der Zentrale.
Zudem hat die Zentrale die Bestbewertung für die energetische Gesamtgebäudebilanzierung erhalten, die zuvor noch kein LEED zertifiziertes Gebäude in Österreich erreicht hat. LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen. Neben ökologischen und ökonomischen Aspekten bewertet es soziokulturelle Kriterien wie etwa Raumklima und Arbeitsplatzqualität sowie die Standortqualität und technische Innovationen in Planung und Ausführung.
„Unser Anspruch bei der neuen Unternehmenszentrale war in erster Linie, ein bestmögliches Umfeld für unsere Mitarbeiter zu schaffen“, sagt i+R Geschäftsführer Reinhard Schertler. „Das Erreichen möglichst hoher Qualität bei Raumklima, Akustik und Energieeffizienz waren deshalb für uns als Bauherren selbstverständlich.“ Eine Bewertung nach einem internationalen Zertifizierungssystem anzustreben, lag im Laufe des Planungsprozesses auf der Hand. „Bei den hohen Anforderungen, die wir uns ohnehin gestellt hatten, war sie die logische Konsequenz“, ergänzt Schertler.
Insgesamt 84 Punkte sicherte sich das Unternehmen bei der Zertifizierung der neuen Firmenzentrale. Ein effizientes Energiekonzept, der Einsatz erneuerbarer Energien, eine automatisierte Gebäudeleittechnik sowie die hohe Arbeitsplatzqualität überzeugten den Zertifizierungsausschuss.
Breites Know-how im eigenen Haus
„Ausschlaggebend für die hohe Bewertung war neben dem Engagement des Bauherren die große fachliche Qualität und Erfahrung der i+R Gruppe, die in die Planung und Ausführung des Gebäudes eingebracht wurden“, betont Jens Glöggler, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft ATP sustain, welche die LEED Nachhaltigkeitszertifizierung durchgeführt hat. Insgesamt 70 Prozent der Bauleistungen für das viergeschossige Gebäude mit einer Nutzfläche von 3.300 Quadratmetern konnte das Lauteracher Unternehmen selbst erbringen.
Ziel: energieautark
Erreicht wurde damit ein Bürokomplex, der mit neun Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter den Grenzwert von 15 Kilowattstunden für den Heizwärmebedarf des Passivhausstandards noch unterschreitet. Die Heizung und Kühlung des Gebäudes nutzt Erdwärme. Den Strom für die Wärmepumpe liefert eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 200 Kilowattstunden. Die Kühlung des Gebäudes im Sommer erfolgt mittels Free Cooling: das heißt, über die Erdsonden ohne den Einsatz der Wärmepumpe und damit ohne zusätzlichen Energieeinsatz.
Geplant war eine Abdeckung des Gesamtenergiebedarfs (inkl. Licht, Computer, usw.) zu 70 Prozent. „Nach acht Monaten Gebäudenutzung ist absehbar, dass wir den Energiebedarf durch gezielte Optimierung zu hundert Prozent mit Bio-Strom aus eigener Erzeugung decken können und damit energieautark sind“, freut sich Reinhard Schertler.
Energieeffiziente Steuerungstechnik
Eine energieeffiziente Gebäudeleittechnik steuert Licht, Temperatur und Lüftung der Büros automatisch und garantiert damit ebenfalls einen niedrigen Energieverbrauch. Weitere Komponenten in diesem Zusammenspiel sind die Gestaltung des Gebäudes mit einem „Brise soleil“, dem vorgelagerten Sonnenbrecher auf der Südseite, sowie ein ebenfalls automatisch gesteuerter Sonnen- und Blendschutz.
Besonders würdigt das LEED-Zertifikat das Beleuchtungskonzept des i+R Firmensitzes. Im gesamten Gebäude nutzt es das Tageslicht. Bei gleichzeitiger Verwendung von LED-Leuchtmitteln und einem innovativen Kunstlichtkonzept konnte die i+R Gruppe damit den Energieverbrauch für die Beleuchtung um bis zu siebzig Prozent reduzieren. Lichtveränderungen werden etwa mittels Sensoren in den Räumen wahrgenommen. Ist es zu dunkel oder zu hell, wird die Beleuchtung sehr langsam – für das Auge kaum merklich – erhöht oder vermindert.
Individuelles „Wohlfühlklima“ für die Mitarbeiter
Trotz des hohen Automatisierungsgrades kann sich jeder Mitarbeiter sein eigenes „Wohlfühlklima“ schaffen. Denn sowohl Temperatur als auch die Lichtintensität und Sonneneinstrahlung kann jeder individuell steuern.
Geplant hat das i+R Firmengebäude das renommierte Architekturbüro Dietrich|Untertrifaller. Eine flexible Raumgestaltung stand dabei im Vordergrund. Der Grundriss der einzelnen Büroeinheiten beruht auf einem Achsraster von 1,6 Metern. Diese modulare Bauweise ermöglicht jederzeit eine Um- und Neugestaltung der Büroflächen. Seit Jänner 2013 arbeiten rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unternehmenszentrale. Die Baukosten beliefen sich auf rund acht Millionen Euro.