Freitag, Jänner 10, 2025
Nach SIGNA kommt Stumpf: Wie könnte es mit dem „Lamarr“ weitergehen?

SIGNA ist in Insolvenz, das Kaufhaus „Lamarr“ in der Mariahilfer Straße ist Geschichte, und die Frage, die sich alle stellen, lautet: Was macht Georg Stumpf mit einem halbfertigen Kaufhaus? Eine Analyse von Walter Senk von der unabhängigen Immobilien-Redaktion.

Als die SIGNA Gruppe in die bisher größte Insolvenz der Wirtschaftsgeschichte Österreichs schlitterte, waren die Medien voller Meldungen darüber. Groß war auch die „Anteilnahme“ am Kaufhaus „Lamarr“, bei dem die Befürchtung bestand, dass es dem Bezirk Neubau in den nächsten Jahren als Bauruine erhalten bleiben könnte – wenn sich nicht jemand findet, der eine Chance sieht, dieses Konstrukt zu vervollständigen.

Georg Stumpf kauft das "Lamarr"
Es hat sich jemand gefunden. Der Immobilieninvestor Georg Stumpf hat das „Lamarr“ gekauft. Georg Stumpf wurde grundsätzlich in Wien dadurch bekannt, dass er den Millennium Tower und die dazugehörige City baute – und sie schließlich für 360 Millionen Euro an die deutsche Fondsgesellschaft MPC Münchmeyer Petersen Capital (Hamburg) verkaufte. Das war im Sommer 2003.

100 Millionen plus Ust.
Jetzt, im Winter 2024, lag das Angebot der Stumpf Development GmbH doch deutlich über den Offerten der Konkurrenten. Wobei eines der Konkurrenzangebote sogar gelautet haben soll: Grundstückspreis minus Abrisskosten. Das war dann doch zu verwegen. 100 Millionen soll der Kaufpreis gewesen sein, dazu kommt noch die Umsatzsteuer, also 120 Millionen insgesamt. Laut Kaufvertrag sollen aktuell 200 Millionen Euro für die Fertigstellung vorgesehen sein – bisher sollen laut „Kurier“ und „Presse“ rund 290 Millionen Euro für den Rohbau ausgegeben worden sein. „Das zukünftige Nutzungskonzept soll in Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk in den kommenden Monaten entwickelt werden“, hieß es in einer Mitteilung der Stumpf Development GmbH.

Die Frage ist: Was wird der Immobilieninvestor Georg Stumpf mit dem Projekt machen? Der erste Schritt ist bereits getan, denn das Branding des „Lamarr“ wurde geändert. Stumpf Development hat bereits sein Logo auf dem neuen Projekt, und das ist schon einmal ein Zeichen nach außen.

Möglichkeiten werden ausgelotet
Grundsätzlich ist anzunehmen, dass Georg Stumpf nicht die Katze im Sack gekauft hat, sondern sicherlich schon geprüft hat, was denn tatsächlich machbar wäre. Dabei stellen sich aber nicht nur technische Fragen, sondern auch rechtliche. Technisch gibt es viele Möglichkeiten, das Projekt entsprechend zu strukturieren, allerdings ist nicht sicher, wie weit die Bauordnung hier Möglichkeiten bietet. Trotzdem wird man sich in der Gemeinde Wien wohl gewissen Vorgaben beugen müssen, wenn man nicht eine Bauruine für die nächsten Jahre stehen lassen möchte. Das ist die eine Seite. Die andere Seite: Schon beim „Lamarr“ soll es heftigen Gegenwind von Anrainern gegeben haben. Und jetzt mit neuem Konzept weiterbauen, heißt auch, mit diesem Thema umzugehen.

Ideen rund um das "Lamarr"
Die Idee für das Projekt – so munkelt man – sei eine Aufstockung mit Wohnungen. Das ist eine durchaus denkbare Variante – die Lage ist hervorragend und entspricht allen Kriterien eines urbanen Standorts. Die darunterliegenden Geschoße allerdings bleiben die wirkliche Herausforderung. Ein innerstädtisches Shoppingcenter als Anziehungspunkt für die Mariahilfer Straße? Eine Art Gerngross? Dazu muss man wissen, dass das Kaufhaus in der Mitte der Mariahilfer Straße selbst derzeit mit Auslastungsproblemen kämpft und sich der Handel weiterhin im Wandel befindet. Also neue Konzepte: Ich frage mich durch die Branche, und dabei tauchen sehr interessante Möglichkeiten, Lösungen und Konzepte auf. Fazit: Mixed Use wird wohl am besten funktionieren. Shopping ja, aber nicht höher als zwei Stockwerke. Ein Logistik-Hub für die Last Mile? Ein zentrales Auslieferungslager für die Mariahilfer Straße? Ein Co-Working-Standort? (Hier darf man allerdings nicht die Trakttiefe vergessen, die Büroflächen nur eingeschränkt möglich macht beziehungsweise nur durch technische Eingriffe in die Baumasse.) Ein Fitnesscenter? Ein Nahversorger? Eine First-Use-secondhand-Lösung? (Das Problem des Onlinehandels sind die Rückläufe, und es gibt mittlerweile bereits Konzepte, bei denen zurückgesendete Waren auf gestylten Verkaufsflächen präsentiert werden). Ein Outlet-Center mitten in der Stadt?

Das Vermögen der heimischen Stumpf-Gruppe wird (laut Angaben der „Presse“) auf 7,5 Milliarden Euro geschätzt. 350 Millionen Euro für das Projekt sind auch für dieses Unternehmen ein großer Brocken – aber Stumpf hat bereits mit dem Millennium Tower (1999 eröffnet), bewiesen, dass er ungewöhnliche Projekte auf die Beine stellen kann – vielleicht wird das ehemalige „Lamarr“ auch eines davon.

Mehr von Walter Senk lesen Sie hier.

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