Hamburg ist eine Stadt, die sich ständig wandelt und dabei Tradition mit Moderne vereint. Inmitten dieser dynamischen Entwicklung spielt der Werkstoff Stahl eine Schlüsselrolle.
Vom modernen Verkehrsknotenpunkt Elbbrücken bis hin zur ikonischen Elbphilharmonie hinterlassen Stahlkonstruktionen in Hamburg ihre unverkennbaren Spuren und prägen das Bild der Hansestadt. Diese Bauwerke sind nicht nur technische Meisterwerke, sondern auch Ausdruck der Innovationskraft einer Metropole, die sich immer wieder neu erfindet.
Elbbrücken: Ein moderner Verkehrsknotenpunkt
Das Quartier »Elbbrücken« bildet den östlichen Abschluss der HafenCity, Hamburgs ehrgeizigem Stadtentwicklungsprojekt. Mit Hochhäusern und modernen Infrastrukturen wird dieses Gebiet zu einem zentralen Teil der Hamburger Skyline. Doch nicht nur die Gebäude prägen das Viertel, auch der öffentliche Nahverkehr spielt eine zentrale Rolle in der Erschließung des neuen Quartiers. Im Jahr 2018 wurde der U-Bahnhof Elbbrücken als »Bauwerk des Jahres« ausgezeichnet, 2019 folgte die Inbetriebnahme der benachbarten S-Bahn-Station.
Architektonisches Highlight
Beide Bahnhöfe, die sich nur wenige Meter voneinander entfernt befinden, bestechen durch ihre markanten stählernen Halbtonnen-Dächer. Diese Dächer, die sich zu einem charakteristischen Rautenmuster verflechten, sind das architektonische Markenzeichen der Stationen. Ihre moderne Formgebung steht symbolisch für den urbanen Wandel Hamburgs und die zukunftsweisende Entwicklung der Stadt. Der gläserne »Skywalk«, der die U-Bahn- und S-Bahn-Stationen miteinander verbindet, bietet nicht nur einen praktischen Übergang, sondern auch eine architektonisch ansprechende Lösung, die durch Licht und Transparenz geprägt ist. Von diesem Skywalk aus haben Pendler*innen und Reisende einen beeindruckenden Blick auf den Hafen und die Elbe – ein visueller Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft der Stadt. Diese Bahnhöfe sind mehr als reine Verkehrsinfrastrukturen – sie verkörpern Hamburgs Streben nach Modernität und funktionaler Eleganz. Als zentrale Verkehrsknotenpunkte bieten sie täglich tausenden Reisenden einen stilvollen Zugang zu den wichtigsten Verkehrswegen der Stadt.
Flut- und Fluchtbrücken: Stille Lebensretter
Eine ganz andere, aber nicht weniger wichtige Funktion erfüllen die sogenannten Flut- und Fluchtbrücken in Hamburg. Diese unscheinbaren Brücken sind stille Lebensretter in einer Stadt, die sich seit Jahrhunderten gegen die Naturgewalten der Nordsee zur Wehr setzt. Besonders die Erinnerung an die verheerende Sturmflut vom 16. Februar 1962 ist in Hamburg tief verankert. Damals brachte der Orkan Vincinette eine der größten Flutkatastrophen der Nachkriegszeit über die Stadt. 315 Menschen verloren ihr Leben, als die Deiche brachen und rund ein Sechstel der Stadt unter Wasser gesetzt wurde. Besonders schlimm betroffen waren die Stadtteile zwischen Norder- und Süderelbe, wo der Klütjenfelder Hauptdeich, geschwächt durch die Nutzung als Kleingartengebiet, versagte. Allein dort starben rund 200 Menschen.
Diese Katastrophe markierte einen Wendepunkt in der Hamburger Stadtplanung. Der damalige Polizeisenator Helmut Schmidt, der später Bundeskanzler werden sollte, machte sich mit seinem schnellen und entschlossenen Krisenmanagement einen Namen. Als Folge der Flut wurde der Hochwasserschutz in Hamburg stark ausgebaut und verbessert. Heute sind die Deiche der Stadt auf eine Höhe von rund acht Meter über dem mittleren Wasserstand angehoben – ein beachtlicher Sprung im Vergleich zu den 5,7 Metern im Jahr 1962.
Schutz durch Brücken
In der modernen HafenCity, einem Stadtteil, der nicht durch Deiche geschützt ist, spielen sogenannte Flut- und Fluchtbrücken eine zentrale Rolle. Diese Brücken dienen im Falle einer Sturmflut als sichere Verbindung zu höher gelegenen Gebieten. Besonders eindrucksvoll ist der »Kehrwiedersteg«, der 1996 fertiggestellt wurde. Diese 85 Meter lange Brücke, entworfen vom Architekturbüro Schweger und Partner, ist nicht nur eine funktionale Flutbrücke, sondern auch ein architektonisches Wahrzeichen der Speicherstadt. Das Geländer aus Holz, das zur Rast einlädt, ist ein schönes Beispiel dafür, wie Funktion und Ästhetik in Einklang gebracht werden können. Ein weiteres Beispiel für eine solche Flutbrücke sind die »Kibbelstegbrücken«, die 2001 eröffnet wurden. Diese Brücken erinnern in ihrem Design an die historische Vorgängerbrücke von 1884, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Mit ihrem stählernen Fachwerk und den Holzbohlen versprühen sie einen Hauch von Nostalgie, während sie gleichzeitig eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz der Stadt spielen.
- Kehrwiedersteg: 1996 fertiggestellt, 85 Meter Länge
- Kibbelstegbrücken: 2001 eröffnet, moderne Flutbrücken mit historischem Flair
Diese Brücken sind nicht nur Verkehrswege, sondern auch lebenswichtige Elemente der städtischen Infrastruktur. In Zeiten von Sturmfluten bieten sie einen sicheren Rückzugsort und symbolisieren Hamburgs unermüdlichen Kampf gegen die Naturgewalten.
Rethebrücke: Eine der größten Klappbrücken Europas
Bild: Die Rethebrücke, eine zweiflügelige Klappbrücke, ermöglicht einen raschen Schiffs- und Straßenverkehr im und über dem Rethekanal.
Im industriellen Herzen Hamburgs, mitten im Hafen, steht die »Rethebrücke«, eine der größten Klappbrücken Europas. Die ursprüngliche Brücke, die bereits 1934 errichtet wurde, konnte den gestiegenen Anforderungen des modernen Schiffs- und Straßenverkehrs nicht mehr gerecht werden. Deshalb wurde 2016 eine neue Brücke fertiggestellt, die das historische Bauwerk ersetzt und den Hafenbetrieb erheblich verbessert.
Die neue Rethebrücke ist eine technische Meisterleistung. Als zweiflügelige Klappbrücke ist sie 104 Meter lang und besteht aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Klappteilen, die jeweils rund 2.000 Tonnen wiegen. Diese Konstruktion ermöglicht es großen Schiffen, den Rethekanal zu passieren, ohne den Straßenverkehr dauerhaft zu unterbrechen. Sobald ein Schiff den Kanal durchquert hat, können die beiden Klappteile innerhalb kürzester Zeit wieder geschlossen werden, sodass der Verkehr reibungslos weiterläuft. Diese schnelle Öffnung und Schließung der Brücke ist entscheidend für den hektischen Hafenbetrieb, bei dem sowohl der Schiffs- als auch der Straßenverkehr möglichst ungestört weiterlaufen müssen. Die Konstruktion der Brücke basiert auf einer modernen Stahlbauweise, die nicht nur enorme Tragfähigkeiten ermöglicht, sondern auch eine lange Lebensdauer garantiert.
Baupartner und technische Umsetzung
Die Realisierung der Rethebrücke war ein gemeinschaftliches Projekt mehrerer namhafter Bauunternehmen. Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus »Hochtief Solutions« und »HC Hagemann« führte die Bauarbeiten durch, während das Ingenieurbüro Grassl die statischen Berechnungen und Planungen übernahm. Die aufwändige hydraulische Mechanik, die die präzise Öffnung und Schließung der Brücke steuert, wurde von Spezialist*innen entwickelt und garantiert einen reibungslosen Betrieb.
Eine zentrale Rolle spielte die MCE GmbH aus Linz, Österreich, die auf großdimensionierte Stahlprojekte spezialisiert ist. Das Unternehmen war für die Fertigung und Montage der imposanten Stahlkonstruktion verantwortlich, einschließlich der beiden gewaltigen Klappsegmente. Mit höchster Präzision sorgte MCE dafür, dass die Brücke den hohen Anforderungen des Hafenbetriebs gerecht wird.
Elbphilharmonie: Ein architektonisches Meisterwerk aus Stahl und Glas
Kein Bauwerk verkörpert Hamburgs modernen Architekturanspruch mehr als die Elbphilharmonie. Das Gebäude, das den historischen Kaispeicher A mit einem gläsernen Aufbau vereint, ist zu einem Wahrzeichen der Stadt und einem Symbol für die Verschmelzung von Tradition und Innovation geworden. Der spektakuläre, wellenförmige Glasaufbau, der sich über den alten Hafenspeicher erhebt, ist nicht nur optisch beeindruckend, sondern auch eine technische Meisterleistung – und das Fundament dieser Meisterleistung ist Stahl.
Stahlbau-Elemente der Elbphilharmonie
Der gläserne Aufbau der Elbphilharmonie ist nur dank einer hochkomplexen Stahlkonstruktion möglich. Die riesigen Stahlträger und -stützen tragen die immense Last des Dachs und der Fassade und ermöglichen die einzigartigen geschwungenen Formen, die das Gebäude so unverwechselbar machen. Sie stützen nicht nur die Fassade, sondern auch die öffentlichen Räume und Konzertsäle im Inneren.
Besonders beeindruckend ist die Fassade der Elbphilharmonie. Sie besteht aus 1.100 individuell gebogenen und bedruckten Glaselementen, die in präzise gefertigte Stahlrahmen eingefasst sind. Diese Kombination aus Stahl und Glas verleiht dem Bauwerk seine beeindruckende Stabilität und verleiht der Fassade ihre charakteristische Eleganz. Im Inneren des Gebäudes spielt der Stahl eine ebenso wichtige Rolle. Der große Konzertsaal, auch bekannt als »Weinbergsaal«, wird von Stahlträgern und Stahlauslegern getragen, die eine schwebende und resonanzfreie Struktur ermöglichen. Auch für die anspruchsvolle Akustik des Saals ist der Stahl ein entscheidender Faktor, da er Teil des Systems zur Schwingungsdämpfung ist.
Maßgeblich an der Errichtung der Elbphilharmonie beteiligt war die Kärntner Haslinger Stahlbau GmbH. Die Hauptaufgabe des Unternehmens bestand in der Fertigung und Montage der komplexen Stahlkonstruktionselemente. Besonders anspruchsvoll waren die Arbeiten an den gebogenen und verdrehten Stahlelementen der Fassade, die höchste Präzision und technische Expertise erforderten.
Auch beim Dachbereich des Gebäudes spielte Haslinger eine Schlüsselrolle. Da die Elbphilharmonie teilweise auf einem alten Hafenspeicher errichtet wurde, mussten viele Stahlkonstruktionen vor Ort angepasst werden. Dank ihrer Erfahrung und ihrem technischen Know-how konnte Haslinger diese Herausforderungen erfolgreich meistern und dazu beitragen, eines der spektakulärsten Bauwerke Europas zu erschaffen.
Fazit: Stahl als unsichtbarer Held Hamburgs
Von den Elbbrücken über die Rethebrücke bis zur Elbphilharmonie – Stahl ist der unsichtbare Held vieler Hamburger Wahrzeichen. Er ermöglicht nicht nur beeindruckende architektonische Meisterwerke, sondern erfüllt auch essenzielle Funktionen für die Sicherheit und den Verkehr der Stadt. In einer Stadt, die sich ständig weiterentwickelt und auf Innovation setzt, wird Stahl immer ein integraler Bestandteil dieser Transformation sein. Hamburgs Bauwerke in Stahl sind mehr als nur Konstruktionen – sie sind ein Symbol für den Fortschritt und die Zukunft der Hansestadt.