Im Forschungsprojekt *EPSolutely* haben Partner aus verschiedenen Bundesländern ein zukunftsweisendes Konzept zur EPS-Kreislaufwirtschaft entwickelt. Jetzt startet der bundesweite Pilotversuch.
Styropor – oder technisch korrekt EPS (Expandiertes Polystyrol) – ist ein beliebtes Material im Hausbau, insbesondere für die Wärmedämmung. Doch was passiert mit den Schnittresten, die beim Anpassen der Platten entstehen? Anstatt diese einfach zu entsorgen, verfolgt *EPSolutely* das Ziel, sie wiederzuverwerten und daraus neue Dämmplatten herzustellen. Dafür braucht es allerdings ein effizientes System zur Rückholung des Materials direkt von den Baustellen – und genau dieses wurde in den letzten zweieinhalb Jahren von einem Forschungskonsortium unter Leitung von Fraunhofer Austria entwickelt. Jetzt geht es in die heiße Phase: Der österreichweite Pilotversuch startet. Das Konsortium, bestehend aus 13 Partnern, hat ein innovatives Sammelsystem auf die Beine gestellt. 5000 Sammelsäcke, die mit QR-Codes versehen sind, wurden verteilt. Diese QR-Codes vernetzen Baustellen, auf denen Styropor verarbeitet wird, mit einer eigens entwickelten App. Hier können die vollen Säcke zur Abholung angemeldet werden, und je nach Postleitzahl kümmert sich einer der Partner um den Transport des Materials. Über den QR-Code wird jeder Sack eindeutig identifiziert und sein Weg verfolgt – Recycling im 21. Jahrhundert. Auch technisch hat das Projekt schon bewiesen, dass die Wiederverwertung von Styropor funktioniert. Das bedeutet, dass sowohl die Herstellung neuer Platten als auch die Aufbereitung von verunreinigtem Material technisch möglich ist. Ein echter Fortschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Das Pilotprojekt ist ein österreichweites Gemeinschaftswerk: Unternehmen wie Austrotherm, Flatz, HIRSCH Porozell und swisspor Österreich sind mit an Bord und setzen das System in ihren Betrieben um. Besonderes Augenmerk lag auf der Entwicklung einer benutzerfreundlichen App. Christoph Pröbstl, Projektleiter bei Austrotherm, betont: „Unser Ziel war es, eine einfach erweiterbare Systemlösung zu schaffen, die Datensicherheit und Usability vereint. Denn obwohl wir nur Abholdaten erfassen, war es uns wichtig, dass kein Datenaustausch zwischen den Unternehmen stattfindet – auch aus kartellrechtlichen Gründen.“ Die ersten Tests auf Baustellen verliefen vielversprechend. Auch die Frage, ob die Qualität der recycelten Dämmplatten mit Neuware mithalten kann, wurde im Projekt untersucht – und die Antwort lautet: Ja. Maximilian Bernard, Leiter Forschung und Entwicklung bei Steinbacher Dämmstoff, beschreibt die größte Herausforderung: „Die Qualität des gesammelten Materials variiert stark – von unterschiedlichen Farben bis hin zu Fremdstoffen wie Schrauben oder Putzresten. Trotzdem müssen wir eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren. Dank Schulungen unserer Kunden sehen wir schon jetzt deutliche Verbesserungen.“ Der laufende Pilotversuch wird nun genutzt, um die Prozesse weiter zu optimieren. Stephan Keckeis, Projektleiter bei Fraunhofer Austria, zeigt sich optimistisch: „Wir haben es geschafft, eine österreichweite Abwicklung zu entwickeln. Jetzt gilt es, die Ergebnisse der Tests zu analysieren und das System weiter zu verfeinern.“ Mit diesem Pilotprojekt wird ein wichtiger Grundstein für eine echte Kreislaufwirtschaft im Bausektor gelegt – und Styropor, das einst als Abfall endete, bekommt eine zweite Chance als Dämmstoff der Zukunft.