Das Early Contractor Involvement (ECI) bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, um Projekte effizienter, kostengünstiger und risikominimierter umzusetzen.
Zivilrechtliche Verträge unterliegen innerhalb der Grenzen der Gesetze und guten Sitten grundsätzlich der Parteiendisposition. Dies gilt auch für die Vertragsgestaltung beim ECI, wobei sich für öffentliche Auftraggeber Beschränkungen aus dem Vergaberecht ergeben.
Koordination in der Planungsphase
Im Kern soll das ECI dem »best for the project«-Gedanken Rechnung tragen, was durch eine frühzeitige Einbindung des Ausführenden in die Planungsphase erreicht werden soll. Der Ausführende soll sein Know-how bereits in die Planung einbringen, womit das »klassische« Modell des Bauvertrags aufgeweicht wird, nach dem die Planung vom Bauherrn zur Verfügung zu stellen und seiner Risikosphäre zuzurechnen ist. Ziel ist es, noch vor Ausführungsbeginn insbesondere die Schnittstellen zwischen den Gewerken abzustimmen, um spätere Kollisionen und Konflikte zu vermeiden und Abläufe zu optimieren. Gerade in der Planung nicht koordinierte oder gar nicht berücksichtigte Schnittstellen zwischen den Gewerken führen in der Baupraxis regelmäßig zu erheblichen Verzögerungen und gestörten Bauabläufen.
Beim ECI treffen AG und AN gemeinsam Entscheidungen, insbesondere über die zu erbringenden Leistungen, den genauen Projektverlauf und die Zielkosten. Der Koordination aller Beteiligten kommt daher zentrale Bedeutung zu. Es empfiehlt sich, die Rollen und Verantwortlichkeiten klar und eindeutig zu definieren und entsprechende Mechanismen für die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten bereits vertraglich vorzusehen. Das Gebot beim ECI lautet: Konfliktlösung statt Eskalation. Für die Koordination der Planung bieten sich digitale Schnittstellen wie Building Information Modeling (BIM) und andere Projektmanagement-Plattformen an. Es sollte jedenfalls sichergestellt sein, dass alle Beteiligten Zugang zu aktuellen Planungsdaten und -dokumenten haben und ein durchgängiger Informationsaustausch möglich ist.
Kostentransparenz und Vergütung
Die Attraktivität des ECI besteht für den AN in wirtschaftlicher Hinsicht wohl einerseits darin, dass er Planungsleistungen, die über die bloße Werk- und Montageplanung hinausgehen, jedenfalls abgegolten bekommt. Andererseits trägt er positiv zur Erreichung der Projektziele und zur Projektoptimierung bei. Für eine Beteiligung beider Vertragspartner an Chancen und Risiken bieten sich alternative Vergütungsmodelle an.
Hierzu zählt insbesondere die »Open book«-Methode bzw. »Cost-plus-fee«-Methode. Der AG vergütet zunächst die tatsächlich angefallenen und vom AN offengelegten Herstellungskosten. Die indirekten Kosten (insbesondere die allgemeinen Geschäftsgemeinkosten) sowie Gewinn und Wagnis werden hingegen mit einer Pauschale oder einem Zuschlagssatz entgolten. Zusätzlich kann ein Bonus-Malus-System vereinbart werden, beispielsweise durch eine Zielkostenvereinbarung. Überschreitungen und Einsparungen der angebotenen Zielkosten werden dabei von AG und AN gemeinsam getragen, was einen beidseitigen Anreiz zur Kostenkontrolle und Optimierung darstellt. Werden jedoch die angebotenen Zielkosten überschritten, wird ein anteiliger (meist gedeckelter) Malus schlagend.
Fazit
Das ECI kann durch frühzeitige Einbindung des Ausführenden in den Planungsprozess Störungen im Bauablauf verhindern und das Projekt und den Ablauf optimieren. Bei der Vertragsgestaltung kommt es insbesondere auf eine zielgerichtete Regelung der Koordination an; es sollten geeignete Mechanismen zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten vorgesehen werden. Um in wirtschaftlicher Hinsicht wechselseitig Anreize zu schaffen, bietet sich eine Vergütung nach der »Open book«- bzw. »Cost plus fee«-Methode, allenfalls gemeinsam mit einem Bonus-Malus-System an.
Hintergrund: ECI: Koordination und Kosten
Koordination in der Planungsphase
- Entscheidungen werden von AG und AN gemeinsam getroffen
- Rollen und Verantwortlichkeiten sind klar und eindeutig zu definieren; Mechanismen für die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten sind vorzusehen
- Digitale Schnittstellenlösungen bieten sich für eine reibungslose Kommunikation und einen gleichen Informationsstand aller Beteiligten an
Kostentransparenz und Vergütung
- Beteiligung des AN an Chance und Risiken als wechselseitiger Anreiz für die Erreichung der Projektziele und zur Projektoptimierung
- »Open-book«-Methode bzw. »Cost plus fee«-Methode schaffen Kostentransparenz, Bonus-Malus-System schafft zusätzlichen Anreiz
Der Autor
Mathias Ilg ist Rechtsanwalt bei Müller Partner Rechtsanwälte und spezialisiert auf Baurecht, Claimmanagement und Konfliktlösung. www.mplaw.at