Unter dem Motto „Artenvielfalt und mineralische Rohstoffe: Eine gemeinsame Zukunft“ diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium beim "Rohstoffsymposium 2024", wie Rohstoffgewinnung und der Schutz der Biodiversität gemeinsam gelingen kann.
Mehr als 130 Gäste folgten der Einladung des Forums Rohstoffe in die „wolke19“ in Wien zu Vorträgen, Podiumsdiskussion und Best-Practice-Beispielen rund um Tier- und Pflanzenwelt in Steinbrüchen, Sand- und Kiesgruben. Bei der Veranstaltung wurde diskutiert, wie die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Naturschutzorganisationen und Politik verbessert werden kann, um den Schutz der Biodiversität in den Gewinnungsstätten weiter zu fördern.
Bundesministerin Leonore Gewessler eröffnete die Veranstaltung und betonte in ihrer Keynote die Tragweite des Themas. Die Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise seien für alle sichtbar, darum brauche es gesunde, resiliente Ökosysteme und den Umbau auf eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. “Wir können nur gemeinsam mit der Natur wirtschaften”, bekräftigte sie. Ein gutes Beispiel dafür sei das LE-Projekt „Rohstoffgewinnungsbetriebe als Trittsteinbiotope“ in Kooperation des Forums Rohstoffe und BirdLife Österreich. Die Bundesministerin lobte das Engagement der Rohstoffbetriebe, die an ihren Standorten viele freiwillige Maßnahmen umsetzen, um den Erhalt der Artenvielfalt zu gewährleisten.
Finanzminister Magnus Brunner hob in seiner Videobotschaft die Wichtigkeit der mineralischen Baurohstoffe hervor. Oft als Randerscheinung wahrgenommen, bilden die heimischen Rohstoffe tatsächlich das Rückgrat des Wohlstands in Österreich. Die Rohstoffversorgung habe dem Finanzminister zufolge auch auf europäischer Ebene Top-Priorität. „Eine starke heimische Rohstoffproduktion sichert Wertschöpfung, sowie Arbeitsplätze und verringert Abhängigkeiten“, so Brunner.
Regionale Verfügbarkeit und kurze Transportwege
Um den Zugang zu den mineralischen Rohstoffen sicherzustellen, fordert Johann Eder, Vorstandsvorsitzender des Forums Rohstoffe, kürzere Genehmigungsverfahren mit mehr Weitblick. Nur so kann die Versorgungssicherheit mit Baurohstoffen im Land gewährleistet werden. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und der effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen wurden ebenfalls von ihm angesprochen. „In manchen Bereichen gibt es einfache Lösungsvorschläge mit sehr positiven Auswirkungen auf Klima- und Umweltschutz, welche sofort umsetzbar sind. Das beste Beispiel dafür ist die Tonnagen-Erhöhung von LKW mit schweren Aufbauten (Kipper, Greifer, Kran) um lediglich zehn Prozent des Gesamtgewichts“, erklärt Eder. Konkret könnten durch diese Maßnahme jährlich 900.000 LKW-Fahrten, 11.400 Tonnen CO2-Emissionen und fast 4 Mio. Liter Diesel eingespart werden.“
Einzigartige ökologische Nischen
Im Fachvortrag „Kies, Sand, Steine, Ton – und mehr Biodiversität“ beleuchtete Franz Essl (Bild oben) vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien/Österreichischer Biodiversitätsrat das Thema Artenschutz. Rohstoffgewinnung stelle einerseits einen Eingriff in die Natur dar, fördere andererseits aber auch die Biodiversität. „Wenn der Rohstoffabbau gut entwickelt und danach der Natur überlassen wird, sind diese Flächen für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten sehr wertvolle Lebensräume“, sagt Franz Essl im Rahmen des Rohstoffsymposiums.
Wie die Biodiversität schon während der Rohstoffgewinnung gestärkt wird, veranschaulichten Vertreter von Lasselsberger GmbH, Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft, OMYA GmbH und Rohrdorfer Sand und Kies GmbH. In ihren Praxisbeispielen zeigten sie, wie die Gewinnung hochwertiger Rohstoffe und die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen aussehen kann. So werden Betriebsabläufe angepasst und Biodiversitätsmaßnahmen gesetzt, wie etwa die aktive Pflege von Trockenrasenflächen, Störungsfreiheit der Brutwände zur Brutzeit und Neuerstellung von Steilwänden aus grabfähigem Material (Sand, Löß). Auf diese Weise kann die wirtschaftlich notwendige Rohstoffgewinnung und eine intakte Natur gewährleistet werden.
Dass sich die Wechselkröte, die Gelbbauchunke, der Laubfrosch, der Bergmolch, der Bienenfresser, Fledermäuse und der Uhu in den Gewinnungsstätten besonders wohl fühlen, bestätigen Stephanie Gillhuber vom Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV) und Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (Bild oben) in ihrem gemeinsamen Fachvortrag „Natur auf Zeit - Management von Lebensräumen FFH-relevanter Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten“ geben sie Einblicke, welche dynamische Prozesse sich in Sand- und Kiesgruben vollziehen und warum Rohstoffgewinnung und Naturschutz nicht im Widerspruch zueinander stehen.
Das Abschlusspanel war dem Thema „Rohstoffgewinnungsstätten: Die letzten Hotspots der Biodiversität“ gewidmet. Hier diskutierten Martin Donat, Umweltanwaltschaft Oberösterreich, Gábor Wichmann, Geschäftsführer BirdLife Österreich, Thomas Wrbka, Präsident Naturschutzbund und Johann Eder, Vorstandsvorsitzender Forum mineralische Rohstoffe, am Podium.
Fotos: Forum Rohstoffe/Marko Kovic