Während sich Michael Schmidt, Geschäftsführer 3SI Immogroup, äußerst erfreut über die Zinssenkung zeigt, warnt Stefan Brezovich, Vorstand ÖRAG, vor verfrühter Euphorie. Die Expertenmeinungen im O-Ton.
Michael Schmidt, Geschäftsführer 3SI Immogroup:
„Die nun angekündigte Senkung des Leitzinses ist großartig für die Branche, die Phase des Abwartens, wann die Trendwende eintritt, ist endlich vorbei. Nicht nur klassische Immobilien, auch Zinshäuser werden dadurch wieder attraktiver. Ich erwarte durch diesen Schritt ein Steigen der Nachfrage nach Wohnraum und in Folge ein Steigen der Wohnungspreise für Objekte in guten Lagen und mit guter Ausstattung.“
Stefan Brezovich, Vorstand ÖRAG:
„Aus meiner Sicht ist es verfrüht, aufgrund der aktuellen Leitzinssenkung der EZB um 0,25% von einer echten ‚Zinswende‘ zu sprechen. Der Zeitpunkt unmittelbar zur Wahl des EU-Parlaments hat vielleicht auch den Hintergrund, Wirtschaft und Kreditnehmer milde zu stimmen. Man könnte die Senkung daher auch als politisches Signal interpretieren.
Da die Inflationszahlen im Euroraum zuletzt - trotz gesunkener Energiekosten - wieder leicht nach oben tendieren, wäre es sicherlich zu früh, in Sachen Inflation eine echte Entwarnung zu geben. Weitere Zinsschritte nach unten (aus meiner Sicht maximal noch 1-2 im Jahr 2024), hängen von der weiteren Entwicklung der Inflation ab. Die hohen Lohnabschlüsse in vielen europäischen Ländern haben sich hier noch nicht final ausgewirkt.
Geht man davon aus, dass die EZB ihre Verantwortung in Sachen Währungsstabilität über wirtschaftspolitische und finanzwirtschaftliche Interessen (einiger Mitgliedstaaten) stellt, sind weitere Zinssenkungen nur dann verantwortbar, wenn die Inflation gesichert und dauerhaft im Griff erscheint. Das ist derzeit noch nicht der Fall.
Die Hintergründe dieser Zinssenkung sind daher wohl eher ein Signal der Stabilisierung und Beruhigung als eine echte Trendwende. Man beachte auch die Zurückhaltung der FED beim gleichen Thema.
Aus Sicht der Immobilienwirtschaft ist die Senkung ein erfreulicher Schritt, wobei sich die Immobilienwirtschaft die Zeit der Null- und Negativ-Zinsen nicht zurückwünschen sollte - angesichts der Verwerfungen, die diese ausgelöst haben. Für Kreditnehmer ist positiv anzumerken, dass insbesondere langfristige Finanzierungen schon zuletzt zu vernünftigen Konditionen verfügbar waren.“