Wird das im Regierungsprogramm definierte Ziel umgesetzt, täglich nur noch 2,5 ha Boden neu in Anspruch zu nehmen, hätte das für die Bauwirtschaft weitreichende Folgen. Laut einer Studie von Kreutzer Fischer & Partner würde der Bauproduktionswert um 14,4 Milliarden Euro sinken, knapp 73.000 Arbeitsplätze wären gefährdet. Betroffen wäre nicht nur das Einfamilienhaus, sondern vor allem auch Betriebsgebäude und -flächen.
Kaum ein anderes Thema wird so intensiv und emotional diskutiert wie der Flächenverbrauch; nicht immer auf Basis derselben Informationen. Das beginnt schon bei den Begrifflichkeiten. Bodenverbrauch und Bodenversiegelung werden oft gleichgesetzt, meinen aber etwas völlig anderes. Der Bodenverbrauch meint die Nutzung von Land außerhalb der Landwirtschaft. Damit gilt auch jede Parklandschaft als »verbraucht«, auch wenn nur ein kleiner Teil tatsächlich verbaut ist. Ähnliches gilt für ein Einfamilienhaus mit Grünflächen. Bodenversiegelung hingegen tritt auf, wenn eine undurchlässige Schicht den Boden bedeckt. »Nicht jede verbrauchte Fläche ist zwangsläufig versiegelt«, sagt Andreas Kreutzer, Kreutzer Fischer und Partner, der im Auftrag der Bundesinnung Bau untersucht hat, welche konkreten Auswirkungen das diskutierte 2,5-Hektar-Ziel auf die Bauwirtschaft hätte.
Demnach würde das 2,5-Hektar-Ziel die Flächeninanspruchnahme im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 um 78 % jährlich auf 900 ha reduzieren. Bei Eigenheimen würde es laut Simulation sogar zu einem Rückgang von 95 % kommen (siehe Tabelle). Am geringsten wäre der Rückgang wohl im mehrgeschoßigen Wohnbau (-10 %), dem laut Kreutzer aus politischer Sicht wohl Priorität eingeräumt wird. Die massive Beschränkung des Neubaus hätte naturgemäß enorme Auswirkungen auf die Bauwirtschaft. Der jährliche Bauproduktionswert würde laut Kreutzer um 28 % oder 14,4 Milliarden Euro sinken, knapp 73.000 Arbeitsplätze wären gefährdet.
Der Status quo
Laut Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen wurden im Jahr 2022 rund sieben Prozent der Landesfläche nichtlandwirtschaftlich genutzt, laut Umweltbundesamt ist etwa die Hälfte davon versiegelt. Damit liegt Österreich im Pro-Kopf-Verbrauch etwas über dem europäischen Durchschnitt, beansprucht aber anteilsmäßig weniger Fläche als viele andere industriell vergleichbare Länder. »Von ›Österreich ist zubetoniert‹ oder ›Österreich ist Europameister in der Bodenversiegelung‹ kann also keine Rede sein«, ist Kreutzer überzeugt. Die jährliche Neuinanspruchnahme liegt derzeit bei rund 0,05 % der Landesfläche. Damit würde es 20 Jahre brauchen, um den Anteil der Flächeninanspruchnahme um nur ein Prozent zu erhöhen, bei der Versiegelung wären es sogar 40 Jahre.